"The Power of the Dog" als Topfavorit bei den Oscars

Der ganz heiße Oscar-Tipp: "The Power of the Dog"
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt sind zehn Filme in der Kategorie Bester Film bei den Academy Awards nominiert.

Das bedeutet, dass das Rennen in der Oscar-Nacht am 27. März das umfassendste seit Jahren wird. Eine Mischung aus Indies, Blockbuster, Arthouse-Kost, und Streaminghighlights. Favorit ist "The Power of the Dog", der damit der erste Netflix-Film wäre, der den Preis in dieser Sparte gewinnt.

Nach einer ziemlich unangenehmen Zeremonie im letzten Jahr, die von Corona geprägt war, verspricht die Oscar-Verleihung dieses Jahr, trotz der immer noch andauernden Pandemie, wieder in vollem Gange zu sein. Marvel rührte die Werbetrommel für den Blockbuster "Spider-Man: No Way Home", wurde jedoch nicht als Bester Film nominiert. Aber auch ohne "Spider-Man" ist das Rennen potenziell historisch.

Jane Campions Film über toxische Männlichkeit im Montana der 1920er Jahre gilt als klarer Favorit und hat in der Oscar-Nacht die Chance, 12 Auszeichnungen zu gewinnen. Ein Sieg in der Königskategorie wäre der erste Gewinn in dieser Sparte für Netflix. Der Streamer, der einst von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences auf Abstand gehalten wurde - und den Steven Spielberg einst daran zu hindern versuchte, mehr Nominierungen für den Besten Film zu erhalten, indem er direkt zum Board of Governors der Academy ging - ist jetzt sozusagen nicht mehr "Streamer non grata". Er hat bereits unzählige Preise gewonnen, darunter bei den Golden Globes, den BAFTA und den Critics Choice Awards.

"The Power of the Dog" könnte auch mehrere Oscar-Rekorde für Frauen brechen. Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion ("Das Piano") steht allein mit ihren Nominierungen für so viele Rekorde, wie zum Beispiel, dass sie die erste Frau ist, die zweimal für die Regie nominiert wurde. Campion ist nach Sofia Coppola, Fran Walsh und Emerald Fennell erst die vierte Frau, die in einem Jahr dreimal nominiert wurde. "Wenn 'Power' in allen drei Kategorien gewinnt, würde sie bei den Academy Awards die Obergrenze für Frauen sprengen", schreibt das Branchenblatt "Variety".

Keine klassische Oscar-Kost

Aber während Hollywood bereit zu sein scheint, Netflix als einen würdigen Gewinner zu akzeptieren, nachdem zwei Jahre lang eine Pandemie gezeigt hat, dass das Publikum nicht mehr für die traditionelle Oscar-Unterhaltung in die Kinos geht, könnte man argumentieren, dass "The Power of the Dog" keine klassische Oscar-Kost ist.

Es fühlt sich so an, als hätten wir vor nur drei Jahren eine ähnliche Situation gehabt, als Alfonso Cuaróns zarte Erinnerung an seine Jugend der Favorit war. Doch das fremdsprachige, von Netflix produzierte "Roma" verlor gegen das konventionelle Wohlfühldrama "Green Book". Schon eher würde da heuer Kenneth Branaghs Nordirland-Drama "Belfast" hineinpassen. Der in Belfast geborene Schauspieler und Regisseur nähert sich in seinem schwarz-weißen Bildungsroman seiner eigenen Kindheit aus einer sentimentalen und absichtlich rosaroten Linse und feiert den lebensbejahenden Geist, den die Academy so mag.

Dasselbe gilt für Steven Spielbergs "West Side Story". Das Musical hat natürlich eine legendäre Oscar-Geschichte, da die Adaption von 1961 zehn Preise gewann, darunter Bester Film und Beste Regie. Es mag kommerziell gefloppt sein, aber das sind viele Filme in dem Pandemie-Jahr, und das schillernde Remake wurde von Kritikern zu Recht gelobt.

Es lauern noch ein paar potente Alternativen. Die Screen Actos Guild Awards (SAG Awards) haben eine seismische Verschiebung im diesjährigen Rennen angedeutet: Siân Heders wohliges Indie-Drama "CODA" (auf Apple TV+) hat den Hauptpreis für das Ensemble mit nach Hause genommen. Das Drama schrieb Geschichte als erste Besetzung von hauptsächlich gehörlosen Schauspielern, die den Preis mit nach Hause nahmen. Es geht um ein Mädchen, das einzige hörende Mitglied einer völlig gehörlosen Familie, das mit ihrem Erwachsenwerden kämpft, während sie ausgerechnet Sängerin werden will. Mit anderen Worten: es hat Oscar-Potenzial. Nach mehr als 30 Jahren der Indie-Filmbewegung in Amerika wäre "CODA" - wenn er gewinnt - der erste Sundance-Film, der dies je geschafft hat.

Die verbleibenden sechs Kandidaten sind Denis Villeneuves optisch spektakuläres Sci-Fi-Epos "Dune" (der einzige Nominierte, der als Blockbuster-Kinohit gezählt werden kann); Paul Thomas Andersons 1970er Liebesfilm "Licorice Pizza"; Reinaldo Marcus Greens "King Richard" mit Will Smith als ehrgeizigem Tennis-Daddy von Serena und Venus Williams; Adam McKays Netflix-Klimawandel-Comedy-Drama "Don't Look up" mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence als ängstlichen Wissenschaftern; Guillermo Del Toros Neo-Noir-Thriller "Nightmare Alley" mit Bradley Cooper als Mann mit einer düsteren Vergangenheit; und das japanische Drama "Drive My Car" von Ryūsuke Hamaguchi, der zahlreiche wichtige Kritikerpreise gewonnen hat und einer der am meisten ausgezeichneten Filme an dieser Front ist. Wenn er gewinnt, dann wäre es der zweite internationale Film, der nach "Parasite", den Oscar in dieser Kategorie holt.

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