APA - Austria Presse Agentur

Ukrainische InfluencerInnen nutzen TikTok zur Kriegsberichterstattung

TikTok wird bei jungen ukrainischen InfluencerInnen zur Plattform für Kriegsberichte.

Statt Reise-, Mode- oder Fitnessvideos zu posten, nutzen sie ihren Einfluss bei ihren Tausenden oder gar Millionen AnhängerInnen und verbreiten Videos über die russische Invasion, weinende Menschen in fensterlosen Luftschutzbunkern, Explosionen in ukrainischen Städten und rollende Panzer.

Sie wollen so damit aufräumen, dass es sich nicht wie von Russland verbreitet um eine "Spezialoperation" handelt sondern um einen Krieg. "Ich möchte, dass die Leute verstehen, dass dies kein Scherz ist, dies ist eine ernste Situation, mit der die Ukrainer konfrontiert sind", sagte die 20-jährige Marta Vasyuta in einem Interview.

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Kriegs-Updates auf TikTok

Eines ihrer TikTok-Videos zeigt etwas, das aussieht wie eine Rakete am Himmel mit der Überschrift "Kiew 4.23 Uhr". Es hatte bis Montag über 131.000 Kommentare, in denen NutzerInnen ihre Solidarität mit der Ukraine aber auch ihren Unglauben ausdrückten. "Hätte nie gedacht, dass ich Kriegs-Updates auf TikTok bekomme", kommentierte ein Nutzer.

Alina Volik, eine ukrainische Reisebloggerin mit über 36.000 FollowerInnen stoppte Berichte ihrer Reisen nach Ägypten, Spanien und in die Türkei, um Videos vom Leben während der Invasion zu posten. In ihren am Montag verbreiteten Videos forderte sie ihre internationalen FollowerInnen außerdem auf, sich ihre Instagram-Geschichten anzusehen, um "die Wahrheit zu sehen" über die Ukraine. In einer E-Mail an Reuters schrieb Volik, sie wolle Fehlinformationen in den russischen Nachrichten bekämpfen, dass die Aktionen des Landes lediglich eine "Spezialoperation" sei als ein Krieg, der den Ukrainern schade.

Aber auch russische InfluencerInnen nutzen das Netzwerk, um ihre Erkenntnisse zu verbreiten. Niki Proshin mit über 763.000 AnhängerInnen sagte in einem Video, dass "normale Menschen" in Russland den Krieg nicht unterstützen. "Keiner meiner Freunde und keiner der Leute, mit denen ich persönlich spreche."

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ExpertInnen warnen vor Falschmeldungen

TikTok ist in diesem Konflikt so einflussreich geworden, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Rede an russische "TikTokerInnen" appellierte, sie könnten helfen, den Krieg zu beenden. Einige TikTokerInnen machten dort weiter, wo der Politiker aufhöre.

Am Montag forderte die russische Regulierungsbehörde Roskomnadzor, TikTok-Posts mit militärischen Inhalten zu stoppen, da sie zum großen Teil antirussischen Charakters seien. TikTok war dazu für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

ExpertInnen warnen allerdings auch davor, dass die Plattform für Falschmeldungen genutzt werde. So würden Aufnahmen des Computer-Militärsimulationsspiels Arma 3, Bilder von Explosionen aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt im Gazastreifen oder alte Aufnahmen von schwerem Beschuss und Animationen von fliegenden Flugzeugen auf Social-Media-Seiten geteilt, als ob sie die letzte russische Invasion in der Ukraine darstellen würden. .

"Wir beobachten die Situation weiterhin genau, mit erhöhten Ressourcen, um auf aufkommende Trends zu reagieren und verletzende Inhalte zu entfernen, einschließlich schädlicher Fehlinformationen und Förderung von Gewalt", so ein TikTok-Sprecher.