APA - Austria Presse Agentur

Ursula Strauss: "Maria Theresia war eine Wunschfigur"

In Tschechien wird derzeit der fünfte Teil der internationalen ORF-Koproduktion "Maria Theresia" unter der Regie von Robert Dornhelm gedreht. "Es ist ein Tanz auf dem Vulkan", sagte der Regisseur am Donnerstag zu den Dreharbeiten in Corona-Krisenzeiten mit bis zu 200 Personen am Set. "Es ist nicht ungefährlich und ein Zittern bis zum Schluss." Nach Marie-Luise Stockinger und Stephanie Reinsperger verkörpert nun Ursula Strauss die Kaiserin.

Dafür, dass sie am Nachmittag als Maria Theresia zu Grabe getragen werden sollte, war Strauss beim virtuellen Pressegespräch am Vormittag überraschend unbeschwert gestimmt. Ein bis drei Stunden (Dornhelm: "Je älter ihre Figur ist, desto länger dauert es.") benötige sie, um kostüm- und maskentechnisch in ihre Rolle zu schlüpfen, verriet die Schauspielerin und bekannte: "Maria Theresia war eine Wunschfigur. Sie zu spielen ist wahnsinnig spannend. Sie ist eine der stärksten Frauen, die es gibt, historisch eine wahnsinnig wichtige Figur. Sie hat so viele Reformen auf den Weg gebracht, gleichzeitig 16 Kinder zur Welt gebracht. Sie hat Irres geleistet. Aber sie hatte auch viele schwierige Phasen und mit Depressionen zu kämpfen. Sie hatte viel zu schultern, hat sich aber jedes Mal rausgekämpft."

Sie habe sich mit der Lektüre von Biografien auf ihre Rolle vorbereitet, "aber man zieht natürlich auch Parallelen zu heute. Man kann sich ja nicht rausbeamen aus seiner Zeit", sagte Strauss. Als starke Frau in einer männlich dominierten Welt sei sie einzigartig gewesen, zudem habe sie deutlich mehr als damals üblich ihre Kinder ernst genommen, sich auch selbst um sie gekümmert, dabei aber ihren Mann Franz Stephan durchaus in die Pflicht genommen. Heutig formuliert könne man sagen: "Sie war die Frau, die arbeiten geht, er der Mann, der die Kinder betreut."

"Sie hat sich auch gegen Pocken impfen lassen", betonte Strauss eine andere Vorreiter-Rolle der Regentin. Die Pocken-Epidemie konnte erfolgreich bekämpft werden, allerdings sahen die Impfmaßnahmen früher ganz heute als anders aus, erzählte Dornhelm. "Damals wurde etwas Eiter in eine offene Wunde geträufelt. Heute ist es ein Riesen-Geschäft. Gleich geblieben sind nur die Ängste." Ob man versucht habe, diesen Aspekt im Drehbuch aus Aktualitätsgründen stärker zu betonen? "Man hat es versucht und ist daran gescheitert", meinte der Regisseur, der beim Dreh von "Vienna Blood" im August des Vorjahres selbst an Covid-19 erkrankt war. Für 100 Minuten habe man einfach zu viel Stoff unterbringen müssen.

Erfolgreicher war man dagegen, die im Drehbuch von Mirka Zlatníková ursprünglich sehr kritisch gezeichnete Rolle von Maria Theresias Sohn Joseph II. positiver und vielschichtiger zu zeichnen. Dabei habe auch die Historikerin Monika Czernin geholfen, die nicht nur am Set einen historischen Schnellkurs für alle Beteiligten gehalten hatte, sondern dank ihres aktuellen Buches "Der Kaiser reist inkognito. Joseph II. und das Europa der Aufklärung" auch die Verdienste des Reformators einbringen konnte. So habe man einen guten Kompromiss gefunden und manches vermeiden können, das dramaturgisch nicht hilfreich und zudem historisch falsch gewesen wäre, meinte der Regisseur. "Natürlich haben wir den Mutter-Sohn-Konflikt und den Vater-Sohn-Konflikt behalten, aber wir haben vermieden, ihn halb wahnsinnig und unsympathisch zu zeigen. Das hätte sich ja keiner anschauen wollen - und es entspricht auch nicht der Realität."

Dass Ursula Strauss für die Kaiserin in den letzten 20 Jahren ihres Lebens vielleicht zu jung sein könnte, sieht Dornhelm ganz und gar nicht. "Mir gefällt die Idee, Maria Theresia mit wechselnden Schauspielerinnen zu besetzen, während Franz Stephan (gespielt von Vojtěch Kotek, Anm.) von einem einzigen Mann verkörpert wird und nur durch Make-up und Maske altert. Das fand ich logisch und interessant. Uschi wollte diese Rolle immer spielen. Sie passt gut für so eine 'Mutter der Nation'-Figur."

Bis Ende Mai stehen "noch sieben wichtige Drehtage" an. Zu sehen ist der Film voraussichtlich 2022 in ORF 2.