APA - Austria Presse Agentur

US-Gitarrenstar Pat Metheny auf Frischzellentour

US-Gitarrenstar Pat Metheny hat sich im 50. Jahr seiner Karriere eine Art Frischzellenkur verordnet: Der ohnedies ewig jung aussehende 67-Jährige versammelt für sein neues "Side-Eye"-Projekt unterschiedlichste Jung-Musiker um sich, die in rotierenden Besetzungen mit ihm auf einer Riesen-Tour unterwegs sind. Mittwochabend machte das Projekt einen beeindruckenden Zwischenstopp im Wiener Konzerthaus.

Methenys Kompositionen waren und sind immer betont melodiös. Das brachte ihn nach einem ersten Karrierehöhepunkt mit seiner legendären Pat Metheny Group und vor allem dem Welthit "This Is Not America" (mit David Bowie) in den 1980ern kurzfristig in die Gefahr, in der "Schöntöner/Smooth Jazz"-Schublade zu verschwinden. Doch Pat Metheny zeigte sich stilistisch unglaublich wandelbar, wechselte über Jazzrock zum sehr traditionellen Trio, dann wieder zum Free Jazz - und setzte, wo immer er gerade musikalisch beheimatet war, maßgebliche Akzente. Kein Wunder also, dass der Gitarrist und Komponist seine 20 Grammys in zwölf unterschiedlichen Kategorien eingeheimst hat.

Und jetzt ist er quasi auf Frischzellentour: In Wien mit dabei sind der gerade mal 25-jährige Keyboarder und Digital Sound Engineer Chris Fishman - der allerdings bereits bei Wynton Marsalis und Joshua Redman Keyboard gespielt hat - und Schlagzeuger Joe Dyson jr. aus News Orleans, immerhin schon 32. Trotz allem begann Pat Metheny sein Konzert aber traditionell, akustisch und solo auf seiner skurrilen 42-saitigen "Pikasso"-Gitarre, die ihm die kanadische Gitarrenbauerin Linda Manzer 1984 maßgeschneidert hatte. Mit dem Drive seiner jugendlichen Musiker ging's dann jazzrockig weiter, leider etwas schwammig, möglicherweise auch deshalb, weil der Meister von technischen Problemen mit seiner Ibanez-"Standard"-Gitarre gequält wurde und drei fliegende Wechsel des Arbeitsgerätes notwendig waren.

Apropos Gitarren und Pat Metheny: Jedes der zahlreichen Modelle, ob elektrisch oder akustisch, wird stets gnadenlos durch Effektgeräte gejagt. Oft klingen vor allem die Elektrischen wie Synthesizer - einziger Unterschied: Toneingabe via Saiten statt per Keyboard. Und obwohl das alles natürlich interessant und oft auch mitreißend ist: Die elektrisierendsten Momente des Konzertes waren jene, wenn Pat Metheny zu einer "unverzerrten" Akustikgitarre griff und seine Virtuosität voll ausspielte; so zum Beispiel im Zugabenset mit einem Medley, bei dem zumindest kurze Anklänge von "This Is Not America" natürlich nicht fehlen durften.