Instagram @lilmiquela

Virtuelle InfluencerInnen sind die Zukunft

Sie sind schön, kreativ, hip und nicht menschlich. Virtuelle InfluencerInnen erobern das Internet.

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In einer Welt, in der Hatsune Miku – ein Anime-Hologramm mit computergenerierter Stimme – in Japan vor ausverkauften Stadien auftritt und Instagram ohnehin nicht gerade für seine wahrheitsgetreue Darstellung der Wirklichkeit bekannt ist, stellt sich die Frage: Müssen InfluencerInnen überhaupt noch Menschen sein?

Virtuelle InfluencerInnen existieren seit mehreren Jahren im digitalen Raum, Wellen schlagen sie aber erst seit Kurzem. Ihr Prototyp ist Miquela: Die junge Frau mit amerikanischen und brasilianischen Wurzeln ist seit 2016 auf Instagram. Ihr Account zählt derzeit 1,6 Millionen Fans. Sie ist Feministin, setzt sich für LGBTIQ-Rechte ein, wirbt für Prada und Chanel, zierte bereits Zeitschriftencover und versucht sich ganz nebenbei als Popstar. Ihr Song "Hate Me" wurde auf Spotify über vier Millionen mal gestreamt.

Hinter Miquela steckt das kalifornische Start-up Brud. Mit Blawko22 und Bermuda wurden ihr schnell zwei "Geschwister" zur Seite gestellt, die beide mit Miquela interagieren, manchmal sogar für Gruppenfotos posieren. Auch Beef soll es innerhalb der Gang schon gegeben haben. Wie bei herkömmlichen InfluencerInnen eben.

Und allein bleiben sie auch nicht: Die erste virtuelle Influencerin aus Japan heißt Imma, wurde 2018 geboren und interessiert sich "eigenen Angaben" zufolge für Kultur und Filme. In ihrem Feed wirbt das Mädchen mit dem pinken Bob für internationale Modemarken und teilt ihren Weltschmerz in vermeintlich tiefgründigen Texten.

Mit Shudu gibt es außerdem auch schon das erste digitale Supermodel der Welt – sie wirbt für Rihannas Fenty Beauty, bekommt eine Fotostrecken in der "Vogue" und bringt nicht zuletzt Diversität in die Welt der virtuellen InfluencerInnen.

Gefährlich wird es, wenn es um die Menschen hinter den virtuellen Models geht: Hinter der Schwarzen Frau Shudu steckt nämlich der britische Fotograf Cameron James Wilson – ein Weißer Mann. Er betrachtet sie als Kunstprojekt, doch wurde ihm auch schon vorgeworfen, sich an Schwarzer Kultur bereichern zu wollen – und nicht zuletzt echten Schwarzen Models echte Arbeit wegzuschnappen. 

Dass virtuelle InfluencerInnen eine Zukunft haben, zeigt allein das hohe Interesse aus dem Silicon Valley: Brud, die Agentur hinter Miquela, konnte erst letztes Jahr den erfolgreichen Risikokapitalgeber Sequoia Capital für sich gewinnen, der in der Vergangenheit bereits in Unternehmen wie Google oder WhatsApp investiert hatte.

Und wenn eine Cartoon-Band wie die Gorillaz bereits seit 2001 Welterfolge feiern können, obwohl sie gar nicht wirklich existieren, dann ist es eigentlich fast verwunderlich, dass wir so lange auf virtuelle InfluencerInnen warten mussten.