APA - Austria Presse Agentur

Vor 60 Jahren gaben die Beatles ihr Debüt im Cavern Club

Vom ursprünglichen Cavern Club ist kaum noch etwas übrig. Dort, wo die Beatles am 9. Februar 1961 ihr erstes von fast 300 Konzerten spielten und die letzten Schritte zu ihrer späteren Weltkarriere machten, steht heute eine Nachbildung.

Das legendäre Kellergewölbe in der Liverpooler Mathew Street 10 wurde 1973 abgerissen. In den 80er Jahren entstand an beinahe exakt derselben Stelle und mit Steinen aus dem alten Bauwerk ein neuer Cavern Club, der seitdem Beatles-Fans, Musikliebhaber und Touristen anzieht. "Für uns ging alles bergab, nachdem wir aufgehört haben, im Cavern zu spielen", soll Ex-Beatle John Lennon einmal gesagt haben. Der berühmte Satz steht heute in großen Buchstaben an der Wand des Musikclubs im Herzen von Liverpool. Angesichts späterer Meisterwerke der Beatles wie "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" oder dem weißen Album wirkt das wie eine gnadenlose Übertreibung.

In einem sind sich Musikhistoriker, Experten und Beatles-Fans aber ziemlich einig: Die zweijährige Phase, in der die Band regelmäßig in dem Musikkeller in der Mathew Street 10 auftrat, war maßgeblich für ihren gigantischen Erfolg. "Der Cavern Club hat eine wichtige Rolle in der Geschichte der Beatles gespielt", sagte Co-Inhaber Dave Jones dem Sender BBC. "Hier haben sie wirklich das Bühnenhandwerk gelernt."

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Das mit dem Bühnenhandwerk sieht man in Hamburg, wo die Beatles zuvor monatelang in Musiklokalen auf der Reeperbahn aufgetreten waren, vermutlich anders. Unbestreitbar ist jedoch, dass nach der Rückkehr der Band in ihre Heimatstadt im Cavern Club die letzten Weichen für die große Karriere gestellt wurden. Dort trafen die Beatles 1961 ihren Manager Brian Epstein. Dort entschieden sie 1962, ihren Schlagzeuger Pete Best durch Ringo Starr zu ersetzen.

Noch mit Best an den Drums spielten sie am 9. Februar 1961 gegen 12 Uhr für rund 30 Gäste die erste von vielen "Lunchtime-Shows" - Konzerte zur Mittagszeit, bei denen Zuschauer auch etwas essen konnten. Angeblich sollen die Beatles fünf Pfund Gage für den wenig beachteten Auftritt kassiert haben, der beinahe geplatzt wäre.

Gitarrist George Harrison wäre fast nicht reingelassen worden, weil er Jeans trug. Die waren im Cavern Club, der anfangs noch auf elitären Jazz und nicht auf wilden Rock'n'Roll spezialisiert war, verboten. Der inzwischen verstorbene damalige Inhaber Ray McFall, der dem populären Merseybeat-Sound die Türen geöffnet hatte, erinnerte sich später: "Unser Türsteher hat jeden gestoppt, der Jeans trug. Ich hatte das Gefühl, wer gute, saubere Kleidung trägt, wird sich wohl besser benehmen, weil er sie nicht schmutzig und kaputt machen will."

Am 21. März 1961 traten die Fab Four erstmals auch abends auf. Bis zum 3. August 1963 spielten sie insgesamt 292 Konzerte im Cavern Club. Am Ende war das längliche Kellergewölbe für die Superstars zu klein geworden.

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Während John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr ihre erste USA-Tournee absolvierten und weltweit die Beatlemania ausbrach, ging es für den Club finanziell bergab. 1966 meldete McFall Bankrott an. 1973 kamen die Bagger, der Keller wurde zugeschüttet.

Aber zwischen 1961 und 1963 hat sich die Musikwelt für immer verändert. "Und das ist etwas, für das die Beatles und der Cavern Club immer berühmt sein werden", meint Dave Jones. "Das hat keiner von denen je vergessen. Sie standen dem Cavern Club immer sehr nahe und tun es immer noch." Paul McCartney drehte dort 1999 einen Konzertfilm. 2018 gab er erneut ein umjubeltes Konzert an der Kultstätte. In Erinnerung an alte Zeiten trat der Superstar zur Mittagszeit auf.

Eine Feier zum 60-Jahre-Jubiläum der Beatles-Cavern-Premiere wird es nicht geben. Dafür soll im August die "International Beatle Week" in Liverpool stattfinden. Dass einer der beiden überlebenden Beatles, Paul McCartney oder Ringo Starr, dann dort auftaucht, ist zwar nicht zu erwarten. Aber im Rahmen des Festivals werden im Cavern Club unzählige Beatles-Coverbands auftreten und versuchen, die magische Atmosphäre der frühen 60er Jahre wieder aufleben zu lassen.