APA - Austria Presse Agentur

Vorarlberger Schriftstellerin Monika Helfer wird 75

Der Stern von Monika Helfer strahlt seit ihrem Bestseller-Roman "Die Bagage" (2020) hell am österreichischen Literaturhimmel. In dem Buch erzählt die vielfach ausgezeichnete Autorin wie in den beiden Folge-Werken "Vati" (2021) und "Löwenherz" (2022) aus ihrer eigenen Familiengeschichte. Mit der Trilogie schrieb sie sich in die erste Reihe der österreichischen Gegenwartsautoren. Am Dienstag, 18. Oktober, wird die in Hohenems und Wien lebende Schriftstellerin 75 Jahre alt.

Monika Helfer wurde 1947 in Au im Bregenzerwald geboren. Sie wuchs in einem Kriegsversehrtenheim bei Bludenz auf, wo ihr Vater, der im Krieg ein Bein verloren hatte, Verwalter war. Als Kind schon "lesesüchtig", begann sie mit elf Jahren zu schreiben, damals starb ihre Mutter. Zugleich verlor sie ihr Zuhause, die Kinder wurden in der Verwandtschaft aufgeteilt, und sie kam mit ihren Schwestern zu einer Tante nach Bregenz in beengte Verhältnisse. Sie schrieb viel, wollte weg aus Vorarlberg und studieren, wollte "die sein, die auf dem Buchrücken steht". Stattdessen absolvierte sie die Handelsschule, heiratete mit 19 Jahren, zog in den Bregenzerwald und bekam zwei Kinder. Sie beschrieb diese Zeit stets als unglücklich, die Trennung folgte.

Im Alter von 30 Jahren veröffentlichte sie ihren Erstling "Eigentlich bin ich im Schnee geboren" (1977). Bei den "Randspielen", einem Gegenfestival zu den Bregenzer Festspielen, lernte sie den Schriftsteller Michael Köhlmeier kennen, den sie 1981 heiratete. Sie bekamen zwei gemeinsame Kinder: Lorenz Helfer ist Maler, Tochter Paula Köhlmeier verunglückte 2003 bei einer Wanderung tödlich - ein tiefer, schmerzlicher Verlust, den Monika Helfer 2010 in ihrem Roman "Bevor ich schlafen kann" aufarbeitete.

Der große Durchbruch gelang ihr spät, mit über 70: Wochenlang stand 2020 der Roman "Die Bagage", der auf dem Leben ihrer Großmutter mütterlicherseits und deren Kindern basiert, auf den Bestenlisten. Der über 100.000 Mal verkaufte Bestseller wurde für den Österreichischen Buchpreis nominiert, erhielt beim Bayerischen Buchpreis den Publikumspreis.

Das erfolgreiche Rezept, die eigene Familie als literarischen Stoff zu verwenden, behielt Monika Helfer bei mit den Folge-Romanen "Vati" (2021), mit dem sie ihrem bücherliebenden Vater ein Denkmal setzte, und "Löwenherz" (2022) über ihren lebenskünstlerischen Bruder Richard. Ihr Schreiben, in dem Fiktionales und Autobiografisches verschwimmen, zeichnet sich durch große Empathie aus, die sie ihren Figuren entgegenbringt, oft Kinder oder/und Außenseiter. Dabei wahrt sie jedoch stets Distanz und behält selbst bei Romanen eine gewisse Kürze.

Monika Helfer veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Kinderbücher und Stücke, darunter "Die wilden Kinder" (1984), "Kleine Fürstin" (1995), "Wenn der Bräutigam kommt" (1998) oder "Mein Mörder" (1999). 1999 las sie beim Bachmann Preis-Wettbewerb. Zu ihren Theaterstücken zählen "Die Aufsässige" (1992), "Bestien im Frühling" (1999) und "Kreuzers Kinder" (2010). Seit Jahren schreibt sie eine Kolumne für die "Vorarlberger Nachrichten". 2022 stand sie mit ihrem im Mai erschienenen Erzählband "Bettgeschichten und andere" neuerlich auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises.

Auch zusammen mit ihrem Mann Michael Köhlmeier, ihrem stets kritischen, ersten Leser, entstehen immer wieder Werke, so schufen sie jüngst gemeinsam "Das Leben der Krawatten" (2022). Sie illustrierte zudem Köhlmeiers Erzählung "Lange Nacht heim" (2022). 2016 erhielt sie gemeinsam mit ihrem Mann das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. 2021 unternahm Monika Helfer mit der Ausstellung "Sühne" einen Ausflug ins Bildnerische (zusammen mit Sabine Morgenstern). Für ihre literarische Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ehrenpreis des Vorarlberger Buchhandels (1995), dem Würdigungspreis für Literatur (1997), dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis (2003 und 2011), dem Bodensee-Literaturpreis (2021), dem "Solothurner Literaturpreis" (2020) und dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2022).