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Warum die Berichterstattung über den "Megxit" sexistisch ist

Der Abschied von Meghan Markle und Prinz Harry vom britischen Königshaus zeigt den Sexismus in der Berichterstattung auf.

Seitdem Meghan Markle offiziell in die königliche Familie aufgenommen wurde, spaltet sie die Öffentlichkeit. Dabei spielt ihr Äußeres immer eine wesentliche Rolle. Während sie einerseits als Stilikone gefeiert wird, wird sie andererseits von vielen wegen ihrer modischen Fehltritte angeprangert. Markle trägt dunkeln Nagellack – eine Schande für das britische Königshaus, denn dunkler Lack gilt in royalen Kreisen als vulgär.

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Markle trägt einen Hut beim Wimbledon-Finale – und verstößt damit gegen das Protokoll der königlichen Familie. Markle trägt eine helle Nylonstrumpfhose und scheint dabei zu vergessen, dass die Royals ausschließlich hautfarbene Strumpfhosen tragen. Markle schließt bei einem öffentlichen Auftritt selbst die Tür eines Autos und versetzt damit den britischen Adel in Schock. Welche Marken-Anzüge Harry trägt, spielt keine Rolle. Nur ein Aspekt des Themas, das aufzeigt, mit welcher Doppelmoral hier gearbeitet wird. Die Schlagzeilen zu ihren vermeintlichen Fehlern zeigen die Absurdität des Boulevard auf.

Obwohl die genauen Gründe hinter dem Rückzug von Meghan und Harry bisher nicht bekannt sind, scheint es für die Klatschpresse klar zu sein: Die eine Option: Markle ist dem Titel einer Herzogin nicht gewachsen und schmeißt deshalb alles hin. Die andere: Sie ist die royale Yoko Ono und ihr einziges Ziel ist es, ihren Mann zu manipulieren, Harry für sich zu haben und von seiner Familie zu entfernen. So oder so: Meghan ist die Böse.

Harry wird dabei als wehrlos beschrieben: Er gibt den anspruchsvollen Anforderungen Markles nach, denn er hat ja sonst keine andere Wahl. Er verlässt das Land, sogar den Kontinent, um Meghan Markles Wünsche wahr werden zu lassen.

Ihr gemeinsamer (!) Rückzug erhielt prompt den Namen "Megxit" – von Harrys Anteil an der Entscheidung ist auch in dieser klangvollen Wortschöpfung nur wenig zu sehen. Dass Harry selbst womöglich dem Wahn der Boulevardblätter entkommen, seinem Sohn Kindheitstraumata ersparen und ein normales Leben führen wollte, ist in den Medien nicht zu lesen. Denn Meghan Markle, das TV-Starlet aus den USA, das ab dem Moment, in dem sie als Außenseiterin auf der königlichen Bildfläche erschien, für herbeifantasierten Ärger sorgte, eignet sich besser für Schlagzeilen. Dass der gemeinsame Rückzug aber von wahrer Stärke zeugt, halten in diesen Tagen nur die wenigsten für erwähnenswert.