joseffinspiration/billieemali/tiktok

TikTok-Trend: Darum verzichten immer mehr UserInnen auf Sex

Auf TikTok verbreitet sich der Trend der Enthaltsamkeit. TikTokerInnen verzichten freiwillig auf Sex und Intimitäten.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Ein neuer Trend scheint sich auf TikTok auszubreiten: Immer mehr UserInnen beschließen, das Zölibat zu praktizieren, also enthaltsam zu bleiben und auf Sex zu verzichten. Sie wollen dadurch ihren "Verstand klarmachen" und ihr "spirituelles Wachstum" anregen, wie es heißt. 

Dass die Gen Z und Millenials deutlich weniger Sex haben, zeigt auch eine aktuelle Studie aus dem letzten Jahr. So würden junge Menschen zwischen 18 bis 23 Jahren weniger Gelegenheitssex haben als Jugendliche in den zehn Jahren zuvor.

TikTokerInnen verzichten also mittlerweile meist selbstbestimmt und bewusst auf Geschlechtsverkehr – der Hashtag #celibacy (Zölibat) wurde mehr als 45 Millionen Mal aufgerufen. 

Für dich ausgesucht

Weniger Drama und Geschlechtskrankheiten

Der Trend hat jedoch nichts mit religiösen Ansichten zu tun, tatsächlich wird mit dem Trend die Meinung vertreten, dass man in Zeiten von Gspusis und schnellen sexuellen Erfahrungen seine "Energien" bewusster in Menschen investieren möchte.

Die UserInnen erklären in ihren Videos, dass sie die Nase voll davon haben, nicht respektvoll behandelt zu werden und mit Drama umgehen zu müssen – deswegen haben sie beschlossen, sich aus dem Dating-Leben sexuell zurückzuziehen. 

TikTokerin @billieemali ist der Meinung, dass sie durch ihr Zölibat "keine Geschlechtskrankheiten, keine Schwangerschaftsängste, keinen Stress und keine Dramen" hätte. 

Zudem würde ihr die sexlose Zeit die Möglichkeit bieten, richtig zu "heilen" und alte Beziehungen zu verarbeiten. Die Enthaltsamkeit hätte ihr ein besseres Selbstwertgefühl und mehr gesunde platonische Beziehungen beschert.

Für dich ausgesucht

Mehr Spiritualität durch Enthaltsamkeit?

Die TikTokerin Victoria de Vall offenbarte in einem Video, dass sie seit 17 Monaten enthaltsam lebt. Sie habe dadurch gelernt, "die beste Version ihrer selbst" zu sein. Einige UserInnen berichten, dass sie auf spiritueller Ebene keine negativen "Energien" mit Menschen durch die Intimitäten austauschen möchten. Das Zölibat sei eine Art "Selbstschutz", um seinen Körper und seine "Seele" mehr zu würdigen.

Zudem betonen weitere NutzerInnen, dass sich die Enthaltsamkeit nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die mentale Ebene bezieht. So empfehlen manche TikTokerInnen auch den Verzicht auf Pornos und Selbstbefriedigung. 

Für dich ausgesucht

User @joseffinspiration betonte, dass er sexuell aktiven Menschen rät, sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Idealerweise sollte man laut dem User alle drei bis sechs Monate einen Test machen. In diesem Zeitfenster würde es sich empfehlen, enthaltsam zu bleiben, um sich selbst und seine "sexuelle Energien" zu reinigen.

Würde man diese Energien dauernd teilen, würde laut dem TikToker ein Ungleichgewicht im Körper entstehen. Die Pause ermöglicht es zudem, dass man vor allem sich selbst und andere Menschen schützt, falls der Verdacht auf eine Krankheit besteht. Außerdem könnte man dadurch auch mehr Achtsamkeit im Bett praktizieren. 

Einige UserInnen schreiben in den Kommentarspalten, dass sie von dem Trend begeistert sind und diesen mitmachen. Andere NutzerInnen betonen, dass sie auf ihre sexuellen Abenteuer nicht verzichten wollen – und das ist auch in Ordnung. Enthaltsame TikTokerInnen stellen in ihren Videos oder Kommentaren klar, dass sie jegliche Form der sexuellen Aktivität respektieren und niemanden ausgrenzen möchten. 

Für dich ausgesucht

Weniger Sex durch Netflix und Smartphone?

Dass einige UserInnen – freiwillig und auch unfreiwillig – enthaltsam sind, könnte auch mit dem Internet zu tun haben. Eine schwedische Studie unter 10.000 befragten AmerikanerInnen aus dem Jahr 2020 zeigte, dass sich der Anteil der Männer, die keinen Sex haben, verdoppelt hat. Laut den Studienergebnissen hatten sieben Prozent der Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren im Jahr 2002 keinen Geschlechtsverkehr. 2018 lag dieser Wert bereits bei 14 Prozent. 

Auch bei den Frauen zeichnet sich diese Entwicklung ab: 12,6 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben keine sexuellen Beziehungen, 2002 waren es noch sieben Prozent.  

Die ForscherInnen vermuten, dass die Menschen vor allem durch Social Media sowie Netflix & Co. weniger Sex haben. Laut den ExpertInnen sind wir daher mehr mit unserem Smartphone und Fernsehen beschäftigt, anstatt Intimitäten auszutauschen.