APA - Austria Presse Agentur

"Welcome to Chippendales" bei Disney+

Bevor es "Magic Mike" gab, gab es die Chippendales, die gestählte Männer-Striptruppe. Aber die wenigsten kennen vielleicht den schmutzigen Krimi hinter dem Franchise, der seine Gründer zu Fall brachte. Die Serie "Welcome to Chippendales" dramatisiert diese Geschichte, verpasst dabei aber die Gelegenheit, auch von den Frauen zu erzählen, die den Männern Scheinchen in ihre Stringtangas stopfen. Seit Mittwoch abrufbar bei Disney+.

Die kriminelle Geschichte des Chippendales-Gründers Somen "Steve" Banerjee wurde in Fernsehfilmen und Dokumentationen, Büchern und Podcasts in Hülle und Fülle erzählt und wiedererzählt. Jetzt gesellt sich "Welcome to Chippendales" als Serie dazu. Es macht Sinn, weil die Saga der strippenden Männer alle Kriterien eines potenten Hollywooddramas erfüllt: Glamour, nackte Körper, Drogen, Größenwahn, Auftragsmord und Selbstmord. Die achtteilige Serie konzentriert sich dabei weniger auf weibliche Sexualität oder ein womöglich fragwürdiges Männerbild sondern allein auf den indischen Einwanderer, der es geschafft hat, seinen amerikanischen Traum eine Zeit lang zu leben, um dann schlussendlich daran zu zerbrechen.

Gespielt wird er sehr stoisch und auch schrullig von Kumail Nanjiani. Einige werden den pakistanisch-amerikanischen Schauspieler vielleicht aus der romantischen Komödie "The Big Sick" (2017) kennen, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass seine neue Rolle mit nichts zu vergleichen ist, in dem er jemals zuvor zu sehen war. Der Komiker lässt sein eigenes Ego zu Hause und scheint die Chance zu genießen, jemanden zu spielen, der so erbärmlich, aber durchwegs tragisch ist.

Der in Indien geborene Banerjee ist ein unscheinbarer Typ. Er kann nicht besonders gut mit Menschen umgehen, ist ein bisschen naiv, aber er ist ein schlauer, kleiner Geschäftemacher. Zu Beginn der Serie arbeitet er in einer Tankstelle, und er spart jeden Cent, um sich seinen Traum zu erfüllen: einen noblen Backgammon-Club für die Schönen und Reichen des Los Angeles der späten 1970er Jahre.

Die Idee floppt, da kommt ein potenzieller Geschäftspartner (Dan Stevens) daher und nimmt ihn mit in einen Schwulenclub, und es ist in diesem Club, wo Banerjee auf die Idee kommt, eine männliche Striprevue für Frauen zu veranstalten, denn - wie eine Dame zu ihm sagt: "Auch Frauen werden geil". Der Choreograf Nick De Noia (Murray Bartlett) bietet schon bald seine Dienste an, und von da an schlittern die Chippendales von einem Tragödie in die nächste: Neid, Paranoia, und Mord. Bereits am Ende der ersten Folge sind zwei Menschen tot. Den Rest der Geschichte kann man schnell im Internet nachlesen.

"Welcome to Chippendales" ist voll von lustigem 1980er Kitsch wie "sexy" Vokuhila und Schnurrbärten. Es gibt jede Menge Stringtangas, eingeölte Sixpacks und schreiende Frauen. Es ist schließlich die Geschichte eines Strippingimperiums, aber die meisten der acht Episoden konzentrieren sich auf den Kampf um die Kontrolle über das boomende Geschäft zwischen Nick De Noia und Steve Banerjee. Frauen, die Männer objektivieren, das war neu, aber die Serie taucht nicht tief in die Geschlechterpolitik ein - sicher eine verpasste Chance.

Unter den farbenfrohen, realen Figuren befindet sich auch die fröhlich koksende Kostümdesignerin Denise (Juliette Lewis), die für das charakteristische Kleidungsstück der Chippendales verantwortlich sein soll: die Stripperhose mit Klettverschluss. Gemeinsam mit Banerjees Frau Irene (Annaleigh Ashford) ist sie eine notwendige weibliche Note in einer Geschichte über drei Männer, die sich nicht wirklich für Frauen interessierten, aber Geld verdienen wollten und eine Marktlücke sahen. Die von Robert Siegel (am besten bekannt für das Schreiben von "The Wrestler") geschaffene Serie versteht es trotzdem zu unterhalten, selbst wenn sie sich nur um einen tragischen Mann dreht, der mit der Lust von Frauen Geld verdiente und es "Emanzipation" nannte.

(S E R V I C E - www.disneyplus.com/)