Instagram Andrew Tate

Wer zur Hölle ist Andrew Tate – und warum ist er so bekannt?

Andrew Tate ist die vielleicht polarisierendste Person im Netz. Vor allem mit frauenfeindlichen Aussagen hält er seine Community bei Laune. Jetzt wurden Nachrichten geleakt.
Julia Deutsch

In Zeiten von "woke", also dem aktuell dominierenden Zeitgeist, werden Themen wie Diversität, Inklusion und Feminismus gefeiert. Natürlich gibt es auch Gegenströmungen  manchmal kommen die in Form von berechtigter Kritik daher. Und manchmal, ja manchmal, da wird Gedankengut, das aus dem Mittelalter stammen könnte, propagiert und seltsamerweise auch gefeiert. So geschieht dies laut "Standard" gerade im Fall des Ex-Kickboxers Andrew Tate.

TikTok-Fame

Vor allem die Plattform TikTok mache es laut "Standard" möglich, dass der Content der britisch-amerikanischen Persönlichkeit sich wie ein Lauffeuer verbreitet.

Der 35-Jährige spricht in seinen Videos, die meistens Ausschnitte aus Podcast-Aufnahmen oder anderen Interviews sind, über gesellschaftlich relevante Themen: Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern (sollte es laut Tate nicht geben), Mental Health (Depression existiert für Tate gar nicht) oder Fremdgehen (sei nur Übung für Männer, laut Tate). 

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Mittelalterliches Gedankengut

Mit seinen frauenfeindlichen Aussagen begeistert Andrew Tate vorwiegend junge Männer – er zählt momentan über vier Millionen FollowerInnen auf Instagram. In Interviews, zum Beispiel mit dem rechtsextremen Influencer Alex Jones, wurde er etwa gefragt, weshalb er eine Machete neben seinem Bett aufbewahrt. Tates bahnbrechende Antwort darauf: "Warum nicht?"

Auch erklärte er, dass es ihm wichtig sei, 25 (!) Söhne zu bekommen. Natürlich würde er seine Töchter auch lieben, aber es wäre "besser", Söhne zu haben.

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Milliardär oder nur Fake?

Andrew Tate gab laut "Standard" zudem an, mittlerweile Milliardär zu sein – was aber in der Praxis nur schwer nachzuprüfen ist. Den Ursprung seines vermeintlichen Reichtums erklärte Tate mit einer Business-Idee, bei der er junge Frauen angeheuert hätte, um durch rührselige Geschichten Spenden von gutgläubigen Männern zu erschleichen. Online protzt er mit schnellen Autos, Uhren und Waffen. Wenig ist dabei wirklich neu oder spannend, eben nur reproduziertes Klischee.

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"Hustler's University"

Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, gründete Tate bereits vor mehreren Jahren die sogenannte "Hustler's University". Dies ist jedoch keine akkreditierte Bildungseinrichtung, sondern lediglich ein Online-Coaching-Unternehmen mit E-learning-Kursen. Bei diesen "Bildungsinhalten" geht es (überraschenderweise!) weniger um Misogynie, sondern um das zweite Lieblingsthema Tates: Cash!

Für umgerechnet 42,50 Euro im Monat lernen SchülerInnen hier (so die Angaben auf Tates Website), wie sie "jetzt sofort und heute" am besten Geld verdienen können. Man wird gefragt: "Kannst du HEUTE Geld verdienen? Kein Job, aber das Geld wird trotzdem auf dein Konto überwiesen? -  JA oder NEIN?" Weiters solle man sich gleich inskribieren, damit Tate und eine Gruppe sogenannter "War Room Soldiers" einem zeigen können, wie man Geld verdiene. Aber erst natürlich die Überweisung. Laut "Standard" seien bereits rund 100.000 angemeldete "SchülerInnen" Teil des Kurs-Programmes.

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Gefährliche Implikationen

Dass Inhalte und Denkmuster wie jene von Tate einer gleichberechtigten und inklusiven Zukunft eher abträglich sind, liegt auf der Hand. Aus diesem Grund wird in diesem Artikel auch ganz bewusst auf kein Video von Andrew Tate verlinkt. Wie "Der Standard" weiters erwähnt, reguliere die Plattform TikTok die Inhalte Tates nämlich nicht, sondern pushe diese sogar, da sie eine lange Verweildauer der NutzerInnen bringen.

Weshalb diese Art von Radikalität auch noch im Jahr 2022 auf Anklag trifft, bleibt ein Thema, mit dem sich die Politik und regulierende Behörden dringlichst auseinandersetzen sollten.

Auf Social Media gesperrt

Wie "Nau" berichtete, setzen sich seit Mitte August gleich mehrere Organisationen dafür ein, dass Tates Inhalte von allen Plattformen entfernt werden. Andrew Tate soll aus guten Gründen von Social Media blockiert werden, wie Amelia Handy von Rape Crisis England beschreibt: "Es ist inakzeptabel, dass eine solch eklatante Darstellung von Frauenfeindlichkeit eine Plattform erhält." Die Organisationen sehen TikTok nun in der Pflicht. 

Wie "NZZ" berichtet, wurde Tate inzwischen von YouTube, Instagram und Facebook gesperrt. Wie "Standard" berichtet, sperrt auch TikTok nun seine Inhalte.

Andrew Tate wegen angeblichen Menschenhandels verhaftet

Zwei Tage nachdem er gegenüber Klimaaktivistin Greta Thunberg auf Twitter den Auto-Macho raushängen ließ, ist der frühere Kickbox-Profi Andrew Tate am 29. Dezember 2022 in Rumänien festgenommen worden. 

Die Justiz war dem mutmaßlichen Menschenhändler, Vergewaltiger und Bandenkriminellen auf die Schliche gekommen, weil er ein Hassvideo gegen Thunberg verbreitete, auf dem eine Pizzaschachtel mit rumänischer Aufschrift zu sehen war.

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Triggerwarnung: Im nachfolgendem Absatz geht es um Nachrichten, in denen Vergewaltigung und Missbrauch erwähnt wird,

"Vice" veröffentlichte am 11. Jänner einen Beitrag, in dem sie geleakte Whatsapp-(Sprach-)Nachrichten von Tate gesammelt hatten. Diese soll der Ex-Kickboxer an eine Frau geschickt haben, die ihn 2013 der Vergewaltigung beschuldigte. Als die Betroffene damals zur Polizei ging, wurde ihr von den BeamtInnen gesagt, dass man ihr wzar glaube, doch die die Behörden lehnten eine Strafverfolgung ab.

Wer Erfahrungen mit Gewalt oder sexuellen Übergriffen erlebt oder in der Vergangenheit erlebt hat, kann sich kostenlos und anonym an die Frauenhelpline gegen Gewalt 0800/222-555, www.frauenhelpline.at, an die Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, www.haltdergewalt.at, an die Frauenhelpline für gehörlose Frauen, www.oegsbarrierefrei.at/bmf/hilfseinrichtungen/ oder an die Männerberatungsstelle unter 0720 / 70 44 00, https://www.maennerinfo.at wenden.