APA - Austria Presse Agentur

Widerstand in Zakynthos - Roman "Kein Mensch ist eine Insel"

Der Zweite Weltkrieg hat schon viel Stoff für Romane geliefert. In vielen solcher Werke werden mit zwar erfundenen, aber auf historischen Recherchen basierenden Geschichten Einblicke in so manches Einzelschicksal in dieser furchtbaren Zeit geben. Einen ganz speziellen historischen Roman dieser Art hat nun der Autor Wilhelm Kuehs vorgelegt: "Kein Mensch ist eine Insel" befasst sich auf eindrucksvolle Art mit dem Widerstand auf der griechischen Insel Zakynthos.

Erst ist Italien die Besatzungsmacht auf Zakynthos, dann folgen auf die Italo-Faschisten die Nazis. Unterdrückung, Enteignung und als deren Folge Armut und Hunger greifen um sich - was unter den Italienern schon schlimm war, erfährt unter den deutschen Besatzern noch eine drastische Verschärfung. Olivenbauern werden bei ihrer Arbeit ständig zu mehr Tempo gedrängt, müssen aber die gesamte Ernte an die Besatzungsmacht abtreten. Viele Bauern verstecken ihre Ziegen in Kellern, damit sie nicht bei Razzien beschlagnahmt werden. Neben Angst gibt es bei der Insel-Bevölkerung vor allem ein Gefühl: Hunger.

Diese Grundsituation auf Zakynthos in den Kriegsjahren skizziert Kuehs in dem soeben im Dachbuch-Verlag erschienenen Buch auf eindrucksvolle Art und Weise. Der Autor, der zu diesem in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung nur wenig beachteten Thema aufwendig recherchiert hat, beschreibt anhand der Einzel-Schicksale diverser Familien anschaulich die damalige Gefühlswelt auf Zakynthos.

Und dann kommt, was in der NS-Herrschaft überall kam: Alle jüdischen Bewohner der Insel haben sich zum Abtransport einzufinden - und es ist bekannt, dass das Ziel des Transports Auschwitz ist. Doch der Widerstandsgeist der Griechen ist offenbar unbeugsam - angeführt vom Bischof und dem Bürgermeister wird zunächst auf Zeit gespielt, jüdische Mitbürger werden versteckt und man hofft, das schier Unabwendbare zumindest für einige Betroffene abwenden zu können.

Vor allem Bischof Chrysostomos setzt sich für die Rettung der Juden von Zakynthos ein, neben zahlreichen Vermittlungs-Gesprächen mit dem Hauptmann der NS-Besatzer versucht er, sein tiefes Gottvertrauen und den Glauben an ein positives Ende der prekären Angelegenheit weiterzugeben. Darüber hinaus scheut sich der weise Mann aber auch nicht davor, dem Schicksal mit so manchem Taschenspielertrick nachzuhelfen.

Der rund 520 Seiten starke Roman ist faszinierend zu lesen, man sieht bei der Lektüre die handelnden Personen förmlich vor sich und identifiziert sich mit den vielen beschriebenen Schicksalen. Man spürt förmlich den von der jeweiligen Besatzungsmacht ausgeübten Terror sowie die Angst und Beklemmung der ausgebeuteten und ausgehungerten Bevölkerung von Zakynthos - und im Speziellen die Sorge um die ihrem scheinbar unabwendbaren Schicksal entgegensehenden jüdischen Bewohner. In einem Epilog thematisiert der Autor dann noch das schwere Erdbeben, das Zakynthos im Jahr 1953 heimgesucht hat. Dabei wurde viel historisches Material zerstört, was Kuehs' Recherchen erheblich erschwert hat. Doch sein Einsatz hat sich ausgezahlt, denn als Ergebnis seiner aufwendigen Arbeit ist es ihm gelungen, ein beinahe vergessenes Stück Zeitgeschichte in einen mitreißenden Roman zu verpacken.

(S E R V I C E - Wilhelm Kuehs: "Kein Mensch ist eine Insel". Historischer Roman, Dachbuch-Verlag, 523 Seiten, 20,60 Euro, E-Book: 14,99 Euro)