APA - Austria Presse Agentur

Wiener Blut: TV-Krimi zwischen Lokalkolorit und Extremismus

Einen durchaus wilden Krimiritt durch Wien kredenzt Regisseurin Barbara Eder dem TV-Publikum am kommenden Sonntag (6. Oktober, 20.15 Uhr, ORF 2). Vor der prominent in Szene gesetzten Kulisse der Bundeshauptstadt entpuppt sich das aus der Feder von Drehbuchautor Martin Ambrosch ("Das finstere Tal") fließende "Wiener Blut" als solider Suspense mit gesellschaftspolitischer Schlagseite.

Die mit der Arbeit verheiratete und dem von Martin Niedermair verkörperten Höchstrichter Michael Körner in sehr wilder Ehe lebende Staatsanwältin Fida Emam (Melika Foroutan) wird aus eher fadenscheinigen Gründen von Kommissar Markus Glösl (Harald Windisch) zu einem vermeintlichen Suizid gerufen, der sich rasch als Mord entpuppt. In der Folge ist an eine ausgewogene Work-Life-Balance für die selbstbewusste, mit ihrer renitenten Tochter Aline (Noelia Chirazi) und trinkfreudigen Mutter Afifa (Charlotte Schwab) jedoch überforderte ägyptischstämmige Powerfrau nicht mehr zu denken.

Als aalglatter Bankier, der seine Weltanschauung gut ersichtlich in Form eines stattlichen Schmisses zur Schau trägt, betritt Harald Schrott das Szenario. Der schmiedet ausgerechnet mit einem ebenso weltanschaulich zweifelhaften islamischen "Kulturverein" unter der Leitung von Imam Ahmed Rahimsai (Stipe Erceg) eine überaus unheilige Zweckallianz, im Zuge derer der tiefgläubige junge Muslim Djamal Hemidi (Hassan Kello) und Emams Patchwork-Familie in den Sog einer gut konstruierten Verschwörung geraten.

Darin eingewoben hat Ambrosch zeitgeistige Großthemen wie politischer und religiöser Extremismus, Konservativismus gepaart mit Amtsmissbrauch, Parallelgesellschaften oder die Verwässerung demokratischer Grundwerte. Wenn auch nicht jeder Abschnitt der Rundung dieses Handlungsrades neu erfunden ist - in der Produktion findet sich etwa eine Anleihe an eine erfolgreiche US-Serie nach israelischem Vorbild -, läuft es bis zum Ende gut dahin.

Für starke Momente sorgen etwa Bühnenstar Florian Teichtmeister als herrlich schleimiger Sektionschef Guntram Schneider oder in Kurzauftritten Maria Hofstätter als goscherte Pathologin sowie Lilian Klebow als gehörnte Vorzeigeehefrau des Herrn Richters. Die Anbahnung einer Romanze zwischen der Staatsanwältin und dem feschen Finanzmarktaufsichtsbehördenbeamten (Florian Stetter) kommt hingegen erzählerisch nicht wirklich vom Fleck.

Dem Blick auf die Verständlichkeit im deutschen Sprachraum außerhalb Ostösterreichs geschuldet, gilt das auch für das vorgetragene "Wienerisch", das in der ORF/ZDF-Koproduktion stellenweise eher hatschert daherkommt. Geschimpft wird jedoch recht authentisch sowie reichlich - und das ist ja bekanntlich in Wien schon die halbe Miete.