Antikörpertests für Corona im Kommen

Die Antikörpertests haben offenbar eine hohe Trefferquote
Die Medizinprodukte- bzw. Diagnostikaindustrie arbeitet weltweit auch an Antikörpertests, die eine abgelaufene SARS-CoV-2-Infektion bzw. Covid-19-Erkrankung nachweisen. Schnelltests, die im industriellen Maßstab hergestellt werden können, wären damit ein geeignetes Mittel für echte Massentests und für die Bestimmung, ob jemand bereits durch die eigene Immunantwort geschützt ist.

"Solche Antikörpertests gibt es schon als In-Haus-Tests, auch bei uns", erklärte Judith Aberle vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien gegenüber der APA. Weltweit haben sich Forschungs- und andere spezialisierte Labors in den vergangenen Wochen mit der Etablierung solcher Testsysteme für den Eigengebrauch beschäftigt. Schnelltests, mit denen man einen Antikörpernachweis binnen Minuten durchführen kann, sind das aber nicht.

"Man misst bei den Antikörpertests IgM-, IgA- und IgG-Antikörper", erklärte die Virologin. Die Antikörperproduktion bei Kontakt mit Krankheitserregern kommt im Grunde sofort in Gang, wenn das Immunsystem des Betroffenen gut reagiert. Sonst würde der Mensch an jeder Infektion sehr schnell versterben. Doch es gibt eben ein Zeitfenster, bis die Antikörper im Blut auftauchen und nachgewiesen werden können.

Früh sind die IgM-Antikörper dran, es folgen die IgA- und schließlich die IgG-Antikörper. Eine protektive Immunantwort durch IgG ist nach rund zwei Wochen nachweisbar. "IgG-Antikörper vermitteln die längerfristig schützende Immunantwort", sagte Judith Aberle. Antikörper vom Typ Immunglobulin-M (IgM) werden eben bei erstmaligem Kontakt des Körpers mit einem bestimmten Krankheitserreger gebildet. Antikörper vom Typ Immuglobulin A (IgA) sind vor allem in Körpersekreten wie Speichel, Tränenflüssigkeit, Nasenschleim etc. enthalten. Antikörper vom Typ Immunglobulin-G (IgG) gehören zu den wichtigsten Abwehrstoffen im Blut. Sie sind die Vermittler des immunologischen Gedächtnisses im menschlichen Körper.

Das Prinzip der Antikörpertests: Auf einer Membran ist jenes Protein oder ein Bestandteil des Proteins aufgebracht, an dem spezifische Antikörper des Infizierten andocken. Bei SARS-CoV-2 ist das eine künstlich etwas veränderte Variante des Spike-Proteins (S-Protein), mit dem die Erreger am ACE2-Rezeptor ihrer Zielzellen (z.B. Epithelzellen der Schleimhaut des Atemtraktes) binden.

Bei der Untersuchung wird Blutserum, es kann auch Fingerbeerenblut bei Schnelltests sein, auf die Membran mit dem Virus-S-Protein aufgebracht. Sind Antikörper vorhanden, binden sie an dem Protein.

Vereinfacht wird dann ein Anti-Human-Antikörper mit einer angekoppelten Farbmarkierung hinzugefügt. Der Anti-Human-Antikörper bindet wiederum am hinteren Ende der Antikörper des Untersuchten gegen das Virusprotein. Die Farbreaktion lässt sich ablesen.

Für eine breite Anwendung müssen die Tests sehr verlässlich sein. Es darf nur zu möglichst wenigen falsch positiven und zu möglichst wenigen falsch negativen Ergebnissen kommen.

Chinesische Wissenschafter berichteten bereits Ende Februar von einem Antikörpertests (IgM und IgG) auf eine vom Untersuchten durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion. "Die Sensitivität des Tests (Trefferquote mit korrektem Befund bei positivem Ergebnis; Anm.) lag bei 88,66 Prozent, die Spezifität (negativer Test, also auch keine Infektion; Anm.) bei 90,63 Prozent", schrieben die Forscher.

"Die verschiedenen Tests sind da sehr unterschiedlich", sagte Judith Aberle über die Erfahrungen, die man am Zentrum für Virologie der MedUni Wien bisher gemacht hat. Es werde aber wohl in absehbarer Zeit gut verwendbare Antikörper-Testkits geben. Wie bei allen anderen Dingen rund um die SARS-CoV-2-Pandemie bzw. Covid-19 geht es aber hier um die Produktionskapazitäten und die Lieferfähigkeit.

Wahrscheinlich wird man für die Verwendung der Tests wiederum priorisieren müssen: zum Beispiel Untersuchungsreihen für das Gesundheitspersonal etc. sowie für Seroprävalenz-Studien, um zu bestimmen, wie viele Menschen in einer Bevölkerung bereits Kontakt mit dem Virus gehabt haben. Schließlich ließe sich bei Erkrankten auch der Zeitpunkt bestimmen, ab dem sie garantiert nicht mehr ansteckend sind und aus der Quarantäne entlassen werden können.

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