Verhindert unsere Angst das Ende der Corona-Pandemie?

Verhindert unsere Angst das Ende der Corona-Pandemie?
US-ForscherInnen haben in einer neuen Studie untersucht, wie sich Angst auf unser Verhalten in der Pandemie auswirkt.

Ist unsere Angst schuld daran, dass wir die Corona-Pandemie noch immer nicht überstanden haben? Eine neue Studie der New York University (NYU) zeigt, dass die Art und Weise, wie die Bevölkerung auf Angst reagiert, mehrere Corona-Wellen im letzten Jahr angeheizt hat. 

Die WissenschafterInnen erstellten ein mathematisches Modell, das zeigt, wie Angst zu Verhaltensweisen führt, die die Ausbreitung von Corona sowohl eindämmen als auch vorantreiben können. Die Ergebnisse wurden im "Journal of The Royal Society Interface" veröffentlicht.

Angst als Lösung und Problem 

Laut dem Forscher und Professor für Empodiologie Joshua Epstein führt Angst dazu, dass unser rationales Verhalten aussetzt und wir unüberlegt handeln: "Angst vor einer ansteckenden Krankheit kann das Verhalten anfälliger Personen verändern. Sie ergreifen Maßnahmen, um sich selbst zu schützen, aber geben diese vorzeitig wieder auf, wenn die Furcht nachlässt", erklärte der Experte in einer Pressemitteilung der Universität.

Im "Triple Contagion"-Modell (Modell der dreifachen Ansteckung) stellten die ExpertInnen den Zusammenhang zwischen Krankheit, Angst und Verhalten dar. So veranschaulichten die ForscherInnen, wie Maßnahmen (beispielsweise Social Distancing) die Verbreitung von Corona unterdrücken, aber Verhaltensweisen wie das Verweigern von Impfstoffen dazu führt, dass Corona-Fälle wieder ansteigen. 

Das Modell zeigt, dass sich Menschen aus Angst vor dem Coronavirus selbst isolierten und eine Maske trugen – dadurch sanken die Infektionsfälle im Jahr 2020. Jedoch wurde mit den sinkenden Infektionszahlen auch die Angst kleiner und die Bevölkerung verließ wieder ihre Isolation oder verzichtete auf Masken. Das führte erneut zu einer Corona-Welle, da auch infizierte Personen vermehrt mit ihren Mitmenschen interagierten. 

Sinkende Impfraten durch Fake News

Dasselbe Phänomen konnte auch bei Impfstoffen beobachtet werden. Im Frühjahr 2021 wollten immer mehr Menschen gegen das Coronavirus immunisiert werden, aus Angst, sich damit zu infizieren. Doch je mehr die Furcht vor einer Ansteckung nachließ und Fehlinformationen über die Impfstoffe verbreitet wurden, desto mehr sank auch die Impfbereitschaft. Mit der neuen Delta-Variante des Virus steigen die Fälle nun wieder an. 

Die ForscherInnen betonen, dass ihr Modell beweist, dass durch die Ablehnung des Impfstoffes auch neue Virus-Varianten heranwachsen können. "Wir sehen dies in Echtzeit in Regionen mit niedrigeren Impfraten, in denen sich die Delta-Variante schnell ausbreitet und die Zahl der Fälle steigt", erklärte Epstein.

Angst kann auch ansteckend sein

Die WissenschafterInnen erklärten, dass sich Angst aufgrund von Fehlinformationen und negativen Nachrichtenberichten schnell verbreitet. Doch durch positive Nachrichten verblasst die Angst der Bevölkerung wieder. 

"Die Neurowissenschaft zeigt, dass Angst selbst ansteckend sein kann, aber Angst neigt auch dazu, wieder zu vergehen. In unserem Modell können Menschen ihre Sorgen vor Krankheiten und Impfstoffen überwinden – entweder im Laufe der Zeit, wenn die Krankheitsprävalenz sinkt, oder durch Interaktionen mit anderen Menschen, die sich von Corona erholt oder den Impfstoff erhalten haben und nur minimale Nebenwirkungen hatten“, sagte Epstein.

Das ForscherInnenteam betont, dass das "Triple Contagion"-Modell die Möglichkeit gibt, neue Mechanismen für die nächsten Corona-Wellen auszuarbeiten, die die Ausbreitung des Virus eindämmen sollen. 

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