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APA - Austria Presse Agentur

COVID-Shaming: Darum verschweigen manche Menschen ihre Corona-Infektion

Eine neue Studie zeigt, dass COVID-Shaming dazu führen könnte, dass Corona-Erkrankte ihre Infektion nicht bekanntgeben.

Der Moment, in dem man erfährt, dass man positiv auf COVID-19 getestet wurde, ist für manche Menschen eine beängstigende Situation. Neben den offensichtlichen gesundheitlichen Folgen fragen sich viele, ob FreundInnen, Familie oder ArbeitgeberInnen sie aufgrund der Erkrankung nun anders sehen werden. Vielleicht sogar als mögliche gesundheitliche Gefahr für ihr Umfeld. 

Solche Ängste mögen irrational sein, aber eine Studie zeigt, dass die Angst vor COVID-Shaming wahrscheinlich einige davon abhält, ihre Infektion zu melden. Personen, die sich mit dem Virus infizieren, wird häufig unterstellt, dass sie sich nicht an die Corona-Regeln gehalten haben – auch wenn das gar nicht zutrifft. Das Stigma des Virus könnte sogar dazu führen, dass PatientInnen die Corona-Regeln danach weiterhin missachten, weil das Umfeld ein falsches Bild von den Betroffenen hat. 

ForscherInnen der University of Kent und der Leeds Beckett University sagen, dass Gefühle von Scham und Stigmatisierung, die mit der Ansteckung mit COVID-19 verbunden sind, einen Zusammenhang mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Einhaltung der Gesundheitsmaßnahmen haben. Dieses Gefühl verringert auch die Wahrscheinlichkeit, dass PatientInnen ihren Zustand den Behörden berichten oder persönliche Kontakte ordnungsgemäß melden. 

Die Studie wurde in dem Fachmagazin "Frontiers in Psychology" veröffentlicht.

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Vertrauen in die Regierung als Schlüsselfaktor

Die Untersuchung konzentrierte sich speziell auf drei Nationen: die Vereinigten Staaten, Italien und Südkorea. Das Vertrauen in die Regierung oder der Mangel daran scheint ein Schlüsselfaktor für die Entscheidung zu sein, eine Corona-Diagnose geheim zu halten.

Andererseits berichten die StudienautorInnen auch, dass Menschen, die ihrer Regierung generell vertrauen, anders reagieren. Sie empfinden ein größeres Gefühl der "gegenseitigen Solidarität" und sind eher bereit, ihre COVID-19-Infektion zu melden – sowohl bei Behörden als auch bei Bekannten.

    Die ForscherInnen gingen auch den Unterschieden zwischen diesen drei Nationen auf den Grund:

    • Sie fanden heraus, dass das vermehrte Vertrauen in die COVID-Maßnahmen der Regierung bei SüdkoreanerInnen und ItalienerInnen mit einer besseren Befolgung der Corona-Maßnahmen zusammenhängt.
    • Bei AmerikanerInnen hingegen scheint mehr Vertrauen nicht zur vermehrten Einhaltung der Corona-Regeln zu führen. Das britische Team vermutet, dass dieses einzigartig amerikanische Phänomen auf die wissenschaftsfeindliche Rhetorik der Trump-Administration zurückzuführen sein könnte.

    Stigma um Corona-Infektion bekämpfen 

    Die meisten Nationen haben als Reaktion auf COVID-19 im letzten und in diesem Jahr Lockdowns vorgenommen. Mit diesen Lockdowns gingen oft Aufklärungskampagnen einher, die die Wichtigkeit der Befolgung von Sicherheitsempfehlungen betonten und darauf hinwiesen, wie "beschämend" oder fatal es wäre, die COVID-Sicherheitsmaßnahmen nicht zu befolgen.

    Angesichts dieser Ergebnisse könnte das implizieren, dass das Shaming der Menschen während der Pandemie nach hinten losgegangen sein könnte. Die WissenschafterInnen stellten folgende Hypothese auf: "Wenn es schon beschämend ist, die Lockdown-Anweisungen nicht zu befolgen, ist es dann nicht noch beschämender, sich tatsächlich mit dem Coronavirus zu infizieren?"

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    "Unsere Forschung zeigt, wie wichtig es ist, mit dem Stigma umzugehen, das mit Covid-19 verbunden ist. Regierungen und EntscheidungsträgerInnen könnten eine bessere Transparenz und Einhaltung der Maßnahmen erreichen, wenn sie sich bei ihren Versuchen, die Pandemie zu bekämpfen und die öffentlichen Reaktionen zu steuern, auf die Bedeutung von sozialem Zusammenhalt und Vertrauenswürdigkeit konzentrieren", sagte Studienautor Dr. Giovanni Travaglino in einer Universitätsmitteilung.