APA - Austria Presse Agentur

Die ersten Schritte: So klappt es im Alter mit dem Internet

Online-Shopping statt Stöbern im Laden, Chatten statt Telefonieren, Mediatheken statt normalem Fernsehprogramm: Die Möglichkeiten des Internets können einschüchternd wirken, wenn man diese Welt noch nicht kennt. Was vor allem für viele Ältere gilt. "Insgesamt gibt es neun Millionen ältere Offliner in Deutschland", schätzt Janina Stiel von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO).

Einer aktuellen Befragung von Bitkom Research zufolge nutzen 53 Prozent, also mehr als die Hälfte, der Menschen über 65 Jahren in Deutschland kein Smartphone. Bei Desktop-PCs und Laptops ist die Quote ähnlich, wie die repräsentative Umfrage zeigte, deren Ergebnisse im Juni 2021 veröffentlicht wurden.

Dabei können Ältere viel gewinnen, wenn sie sich die digitale Welt erschließen. "Gerade in Anbetracht der Pandemie ist deutlich geworden, welchen Nutzen das Internet hat. Etwa, wenn es darum geht, Kontakt zu halten oder sich mit anderen Menschen auszutauschen", sagt die Medienpädagogin Lisa Gröschel vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg.

Darüber hinaus sind Internetdienste in fast jedem Bereich des Alltags hilfreich: Mit der Nahverkehrs-App ist der Weg zum neuen Arzt fix recherchiert, Nachrichtenportale liefern aktuelle Informationen. "Online zu sein ermöglicht mehr gesellschaftliche Teilhabe und Unabhängigkeit", fasst Janina Stiel zusammen.

Ein falscher Klick macht selten etwas kaputt

Der Weg dahin fällt vielen älteren Leuten nicht leicht. Eine Hürde ist oftmals die Technik: Kann ich in meinem Alter noch lernen, ein Tablet oder einen Computer zu bedienen? Komme ich mit den vielen Programmen und Apps klar?

"Viele ältere Leute haben zudem Angst, etwas kaputt zu machen", beobachtet die Digital-Expertin Roswitha Uhde, die als Mentorin ältere Frauen dabei unterstützt, sich das Internet zu erschließen. "Ich sage dann: Man kann mit einem Klick selten etwas zerstören und das Internet lässt sich sowieso nicht löschen."

Auch die Angst, dass ihre Daten missbraucht werden könnten, treibt viele Ältere um. Oft sind es Medienberichte über Daten-Diebstähle und Abofallen, die das Internet für sie als gefährlichen Ort erscheinen lassen. Die gute Nachricht: Einen sicheren Umgang mit den eigenen Daten kann man lernen, auch im hohen Alter.

Smartphone, Tablet, PC - Die Wahl des Geräts

Wer sich auf seine erste Expedition in die digitale Welt begibt, braucht die richtige Ausrüstung. Genauer gesagt: ein Gerät, das sich mit dem Internet verbinden kann. "Ob ein Laptop, ein Tablet oder ein Smartphone die beste Wahl ist, hängt von den jeweiligen Bedürfnissen und Interessen ab", sagt BAGSO-Expertin Stiel.

Viele ältere Leute fühlen sich mit einem Tablet wohler, weil sie Text und Bilder so größer vor sich haben als auf einem Smartphone. Wer vor allem unterwegs online sein will, zum Beispiel um Wanderrouten parat zu haben, trifft mit einem Smartphone die bessere Wahl.

Oft muss man sich gar nicht aktiv um ein Gerät bemühen: Der klassische Fall ist, dass ältere Leute das alte Smartphone oder Tablet von ihren Kindern oder Enkeln überlassen bekommen.

Internetanschluss oder nur mobil surfen?

Wie beim Gerät hängt auch die Frage nach der Art des Internetzugangs von den individuellen Bedürfnissen ab. Wer das Internet viel zu Hause nutzen möchte, um etwa Sendungen in den Mediatheken der TV-Sender zu schauen oder mit den Liebsten über Video zu chatten, sollte sich einen WLAN-Router zulegen und eine Internet-Flatrate.

Wer nur hin und wieder etwas im Netz recherchiert oder Fotos per Messenger schicken und empfangen möchte, für den kann indes ein Mobilfunkvertrag mit einem begrenzten Datenvolumen reichen.

Steht die Technik, kann es losgehen. "Generell sollte man mit etwas anfangen, was einen wirklich interessiert", rät Janina Stiel. Wer zum Beispiel gerne strickt, kann im Internet nach neuen Mustern suchen. Typische erste "Online-Schritte" sind das Einrichten eines E-Mail-Postfachs und das Recherchieren über Suchmaschinen.

Vielen hilft es, sich die einzelnen Schritte, etwa zum Versenden einer E-Mail, zu notieren. Auch das Installieren und Ausprobieren verschiedener Apps trägt dazu bei, sich nach und nach die digitale Welt zu erschließen. "Durch Apps lässt sich die Internetnutzung gut strukturieren", sagt Medienpädagogin Gröschel.

Der Enkel ist nicht immer der beste Ratgeber

Bei Unklarheiten heißt es oft: Frag' doch mal die Enkelin! Nach Einschätzung von Gröschel sollte man davon aber nicht zu viel erwarten. "Die Familie ist nicht immer die beste Anlaufstelle, wenn es um Fragen zur Internetnutzung geht", sagt sie. Ältere erschließen sich Technik ganz anders als Jüngere, die Suchmaschinen und soziale Medien schon lange kennen oder sogar damit aufgewachsen sind.

Computer-Trainerin Uhde beobachtet, dass den Jüngeren beim Erklären oft die Geduld fehlt: "Ältere Leute brauchen viel Wiederholung beim Lernen. Wenn dann der Enkel sagt: "Das habe ich dir doch schon fünfmal erklärt", ist das sehr verletzend."

Auch das meist englische Internet-Vokabular mit Begriffen wie Browser oder Link kann herausfordernd sein: "Diese Worte verstehen ältere Leute oft nicht, da viele von ihnen kein Englisch können", so Uhde. Sinnvoll ist daher, sich von jemanden unterstützen zu lassen, der sich gut in die eigene Situation hineinversetzen kann.

"In vielen Städten organisieren Ehrenamtliche offene PC-Treffs, wo auch Internetsprechstunden angeboten werden," sagt Lisa Gröschel. Wer dort den Austausch sucht, findet ihn auf Augenhöhe: Oft sind es ältere Leute, die dort ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen.

Nützliche Infos online und gedruckt

Verschiedene Angebote im Netz sind auf Ältere zugeschnitten und liefern nützliche Infos. Dazu zählen die Portale "Digital-Kompass" (www.digital-kompass.de) und "Wissensdurstig" (www.wissensdurstig.de) sowie die Youtube-Kanäle "Helga hilft" und "Wege aus der Einsamkeit", in den verschiedene Fragen in kurzen Videos erklärt werden.