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EM 2020: Deswegen sind sogar Sportmuffel im Fußballfieber

Zwei ExpertInnen erklären, warum sogar Menschen die Fußball-Europameisterschaft verfolgen, die überhaupt nicht sportbegeistert sind.

Die Fußball-Europameisterschaft 2020 steht kurz vor dem Finalspiel. Mehrere Abende sind wir zusammengesessen und haben unser Lieblingsteam angefeuert. Dabei waren auch einige ZuschauerInnen unter uns, die alles andere als fußball- oder sportbegeistert sind – und dennoch bei jedem Tor lautstark jubelten.

Doch woran liegt es, dass wir besonders bei großen Sportmeisterschaften plötzlich unseren Sportsgeist entdecken und uns für die Geschehnisse interessieren? Der Grund dafür könnte in der Genetik liegen.

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Macht uns die Evolution zu EM-Fans?

Warum begeistern sich nun plötzlich Menschen so sehr für eine Sportart, die sie im Alltag normalerweise nicht interessiert? Der Glückscoach Mike Jones erklärte gegenüber "Metro", dass die Ursache dafür in der Evolution liege.

"Menschen sehnen sich nach einer Gemeinschaft mit einem gemeinsamen Ziel. Das hat uns ermöglicht, als Spezies zu überleben", erklärte der Experte. "Seit Hunderttausenden von Jahren arbeiten wir in Stämmen zusammen, um zu überleben. Es ist also in unserer Evolution fest verankert, Teil einer Gemeinschaft sein zu wollen, die auf ein größeres Ziel hinarbeitet."

Im modernen Leben ist jedoch das "blanke" Überleben nicht mehr "so wichtig" wie vor etlichen Jahrtausenden. Wir müssen uns beispielsweise nicht mehr gegenseitig vor gefährlichen Wildtieren schützen – deshalb könnten wir in der heutigen Zeit auch eher das Gefühl haben, dass wir weniger als "Gemeinschaft" verbunden sind. Wie Jones jedoch betonte, lieben es die Menschen, Teil eines gemeinsamen Ziels zu sein – in Falle der EM 2020 ist das Ziel eben, auf den Finaleinzug und den Pokal hinarbeiten. 

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Die Psychologin Dr. Elena Touroni stimmt Jones zu, dass es auch auf unser angeborenes Bedürfnis nach Zugehörigkeit ankommt. Touroni erklärte gegenüber "Metro": "Manche Menschen interessieren sich mehr für Fußball, wenn die Mannschaft, die sie unterstützen, gut abschneidet. Aber für andere ist das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, wenn sie eine Mannschaft unterstützen, Erfahrungen mit anderen teilen und die Atmosphäre beim Verfolgen eines Fußballspiels ein großer Anreiz, einen Sport zu verfolgen, den man sonst meiden würde.“

Nationalstolz und gemeinsame Erfahrungen

Zudem stellen die Fußball-Weltmeisterschaft und die -Europameisterschaft viel mehr dar als nur ein normales Fußballspiel. "Ähnlich wie bei der Unterstützung des eigenen Landes bei den Olympischen Spielen bieten die Welt- und Europaspiele die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu treten, Kontakte zu knüpfen und die Begeisterung über den möglichen Sieg 'ihres Landes' zu teilen. Es bietet die Möglichkeit, den Nationalstolz und das Gefühl einer größeren Gemeinschaft zu erleben."

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Wenn man sich normalerweise nicht für Fußball interessiert, ist es nicht unbedingt das Spiel selbst, das zählt, sondern eher die Möglichkeit, die kollektive Gruppeneuphorie zu teilen.

Laut der Expertin können ebenfalls "geschichtsträchtige" Spiele animieren, aktiver zuzusehen. Wenn es also ein Team, das normalerweise nicht so gut spielt, plötzlich bis in die Finalrunden schafft, kreiert das laut Touroni ebenfalls den Anreiz, "ein breites Publikum" anzuziehen.