APA - Austria Presse Agentur

Fiebermessen ist bei Kleinkindern am genauesten im Po

Achsel, Mund, Ohr, After: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um Fieber zu messen. Für Kinder und vor allem Babys unter einem halben Jahr rät die Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) jedenfalls zu einer Messung im Po. Ohrthermometer sind für diese Altersgruppe überhaupt ungeeignet, betonte Primar Reinhold Kerbl, Generalsekretär der ÖGKJ und Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche am obersteirischen LKH Leoben.

Eltern erkennen meistens schon intuitiv, wenn etwas mit ihrem Säugling "nicht stimmt". Die Wangen sind gerötet, die Augen wirken müde und die Haut warmer als sonst. Die exakte Temperatur zu kennen ist bei einem fiebernden Kind natürlich wichtig. Die Definition für "Fieber" ist aber nicht ganz einheitlich: Der steirische Pädiater am LKH Leoben und ÖGKJ-Generalsekretär Reinhold Kerbl empfiehlt, ab 37,5 Grad Celsius von "(leicht) erhöhter Temperatur" und ab 38 Grad Celsius von "Fieber" zu sprechen. Ab 39,5 Grad Celsius kann man von "hohem Fieber" sprechen.

Eltern sollten mit Säuglingen, die jünger als drei Monate sind, bereits ab einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius unbedingt den Kinder- und Jugendarzt kontaktieren, riet die ÖGKJ in einer Aussendung am Donnerstag. Bei älteren Kindern wird es ab einer Temperatur ab 39 Grad Celsius ratsam.

Wo und wie Fieber bei Kindern gemessen werden soll, wird - u.a. in digitalen Elternforen - breit geführt. Besonders genaue Messwerte erhalten Eltern, wenn sie die Temperatur ihres Kindes im After messen. Nach dieser Messmethode liefert v.a. noch die Infrarotmessung mittels Ohrthermometer relativ verlässliche Werte, wie eine dänische Studie belegt habe, hieß es vonseiten der ÖGKJ.

"Bei Säuglingen im ersten Lebenshalbjahr empfiehlt sich aber nach wie vor die Temperaturmessung im After. Denn bei kleineren Babys sind die Gehörgänge noch recht eng", erklärte der Mediziner. Beim Ohrthermometer könne es zudem zu Messfehlern kommen, wenn die Messung etwa versehentlich schräg zum Trommelfell erfolgt. Auch viel "Ohrenschmalz" (Cerumen) könne die Messung beeinträchtigen, gab Kerbl zu bedenken. Das Ohrthermometer erreicht bei Kindern zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren immerhin eine Genauigkeit von über 90 Prozent.

"Zur rektalen Bestimmung des Fiebers mit einem digitalen Fieberthermometer sollten Eltern die Spitze mit weißer Vaseline oder etwas Ähnlichem bestreichen, damit diese leichter in den After gleitet", erklärte Kerbl. Jedenfalls sollten kleine Kinder mit dem Thermometer nicht alleine gelassen werden. "Die Eltern sollen das Thermometer halten, bis das Signal einer erfolgreichen Messung ertönt", hob der Leobener Primar. hervor.

Kinder, die länger als drei Tage fiebrig sind oder Krankheitszeichen wie Durchfall, Erbrechen oder einen Hautausschlag entwickeln, sollten laut ÖGKJ zum Kinderarzt. Entscheidend sei auch der Allgemeinzustand. "Wenn ein Kind nicht mehr spielen, essen und trinken mag, ist eine Arztkontaktierung unumgänglich", sagte Kerbl." Er betonte, dass die Kinder- und Jugendärzte auch während der Coronapandemie ihre Dienste uneingeschränkt versehen. Zur Kontaktvermeidung sollte aber unbedingt eine telefonische Voranmeldung erfolgen.

"Fieber kann viele Ursachen haben, bei den derzeit sehr hohen Fallzahlen kann durchaus auch eine Covid-19-Infektion der Grund dafür sein. Ob ein "Corona-Test" sinnvoll ist, entscheidet der Kinder- und Jugendarzt in Abhängigkeit von den Symptomen und dem Ansteckungsrisiko, dem das Kind ausgesetzt war", schloss Kerbl.

INFO: Weitere Informationen zur Kindergesundheit unter www.kinderaerzte-im-netz.at