APA - Austria Presse Agentur

Floating - Schwebend zur totalen Entspannung

Nichts mehr denken und nichts mehr spüren: So müssen sich Astronauten fühlen, wenn sie sich in der Schwerelosigkeit treiben lassen. Auf diesen himmlischen Eindruck setzen auch immer mehr irdische Wellness-Anbieter. Floating nennt sich das Ganze dann. Gemeint ist ein Aufenthalt in einem körperwarmen Salzschwebebad, der tief entspannt - frei von äußeren Reizen.

Die "glücklich machende" Wirkung des Floatens beruht darauf, dass dem Menschen alle Stressmomente genommen werden. Der Körper ist auf einen Schlag befreit vom Kampf mit der Schwerkraft und der Reaktion auf Dinge wie Lärm, Licht und Temperatur. "Vom Toten Meer ist dieser Effekt schon lange bekannt", sagt der auf Heilbäder und Kuren spezialisierte Arzt Karl-Ludwig Resch. Doch Salzwasser wurde lange Zeit vor allem medizinisch genutzt, zum Beispiel bei Hautkrankheiten, Rheuma oder Kreislaufstörungen. "Wie ein Korken auf dem Wasser zu liegen, war nur ein schöner Nebeneffekt."

Als ein "Gefühl wie im Mutterleib" beschreibt die Psychiaterin Christa Roth-Sackenheim die meditative Situation beim Floaten. "Geeignet ist es für alle gesunden Menschen, die eine schnelle Tiefenentspannung wollen, aber keine Zeit haben, sich zum Beispiel autogenes Training anzueignen." Schon innerhalb von fünf bis zehn Minuten kann der Effekt eintreten. In der Regel bleibt der Erholungssuchende um die 30 Minuten im Wasser.

Das Floating wirkt auf das vegetative Nervensystem. Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden abgebaut, Blutdruck und Herzfrequenz sinken. "Alles, was gegenläufig zu Flucht-, Aktivitäts-und Reaktionsimpulsen ist, wird aktiviert", erläutert Roth-Sackenheim. "Schon in Süßwasser verliert der Körper 90 Prozent seines Gewichts", ergänzt Resch. In Sole sprechen die Sensoren gar nicht mehr an, die dem Hirn melden, dass der Körper gegen die Schwerkraft ausgerichtet werden muss - und so wird auch der Muskeltonus abgesenkt.

Die ersten Floating-Tanks gab es schon in den 50er Jahren in den USA, wo sie ein Neurophysiologe bei der Raumfahrtbehörde NASA für Forschungsprojekte nutzte. Bekannt wurden die etwas mehr als Badewannen-große Geräte mit Deckel später auch als Samadhi- oder Meditationstanks. Vermehrt Einzug in europäische Wellnessbetriebe hielten sie Ende der 90er Jahre, fügt Resch hinzu. Inzwischen wird nicht mehr nur allein durch das Schweben in der Sole entspannt, sondern zusätzlich durch beruhigende Lichteffekte in Blau-Orange und Musik, die nur unter Wasser zu hören ist.

Aber nicht nur Geist und Muskeln haben etwas vom Floaten. "Ab sechs Prozent Solegehalt ist es für die Haut immer schonend und pflegend", erläutert Resch. Im Gegensatz zum Bad in Süßwasser wird sie glatt und weich statt bleich und schrumpelig. Zusätzliche Pflege bieten rückfettende Cremes nach dem Bad.

Vorsichtig sollte allerdings sein, wer kleine Verletzungen an der Haut hat. Das kann schmerzhaft werden, warnt Resch. Abhilfe schafft Vaseline, die über die Kratzer gestrichen wird. Außerdem sollte man frei von Krankheiten sein, die einem zeitweilig das Bewusstsein rauben können. Dazu zählt zum Beispiel Epilepsie - die Gefahr zu ertrinken wäre zu groß. Menschen mit Ängsten wie Klaustrophobie wird auch abgeraten, in einen Floating-Tank zu steigen. Sie sind in großen Wellness-Becken besser aufgehoben. Sonst steht der Tiefenentspannung aber nichts im Wege.