APA - Austria Presse Agentur

ForscherInnen enthüllen Genome von hunderten Vögeln

Auf der Erde leben mehr als 10.000 Vogelarten - von winzigen Kolibris über farbenprächtige Fasane bis hin zu sturztauchenden Möwen.

Ein internationales Team mit über 150 Wissenschaftern erstellte nun einen umfassenden genetischen Atlas dieser Vielfalt und stellte im Fachjournal "Nature" die Genome von 363 Vogelarten vor. Dieser repräsentiert fast alle weltweit vorkommenden Vogelfamilien. Die aktuelle Studie ist Teil des internationalen B10K Genom-Projekt ("Bird 10.000 Genomes Project"). Dieses hat zum Ziel, die Genome aller Vogelarten des Planeten zu sequenzieren, um einen umfassenden Stammbaum der Tiere zu erstellen.

Das Projekt, an dem auch Wissenschafter der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien beteiligt waren, verlangte neue statistische und bioinformatische Methoden, sagte der Evolutionsbiologe und Mitautor der Studie, Lukas Keller, von der Universität Zürich. Er hat mit Kollegen das Genom einer nordamerikanischen Vogelart, der Singammer (Melospiza melodia), beigesteuert. Sie gehört zu einer der insgesamt 267 Arten, die bisher noch nie sequenziert wurden.

Über 18 Billionen Basenpaare sequenziert

Die Forscher sequenzierten zunächst über 18 Billionen Basenpaare (die Grundbausteine der Erbinformation) und setzten diese danach im Computer zusammen. So stellten sie u.a. bereits den Verlust von 498 Genen in Vögeln fest. Die Herkulesaufgabe, die den Anschein von Briefmarkensammeln haben mag, lohnt sich laut Keller aber: "Ich rechne mit einer großen Zahl von evolutionären Erkenntnissen."

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Die Genomdaten liefern ebenfalls wichtige Ressourcen für den Naturschutz. So lassen sich damit etwa Populationsrückgänge kartieren oder Verwandtschaftsbeziehungen identifizieren. Ebenfalls ermöglicht die Sammlung, jede Genmutation in Vogelarten in "Schädlichkeitskategorien" einzuteilen. Wenn eine Population viele schädliche Mutationen aufweise, könne man versuchen, ihre Häufigkeit durch Aussetzungen aus anderen Populationen zu reduzieren, sagte Keller.