Forscher: Letzte Eiszeit nicht durch Meteoriteneinschlag verursacht

Die letzte etwa 1.200 Jahre anhaltende Eiszeit setzte rund 12.900 Jahren vor heute innerhalb weniger Jahre ein.

Die These, dass sie durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde, hat nun ein internationales Forscherteam mit Beteiligung Innsbrucker Geologen anhand von Bohrkernen und Höhlenablagerungen im Fachjournal "Pnas" widerlegt. Sie konnten auch Beginn und Ende der Kaltzeit präzise datieren. Die "Jüngere Dryaszeit" genannte Eiszeit rund 12.000 Jahre vor heute - die Forscher verwenden ausgehend von der Radiokohlenstoffdatierung die Zeitangabe "Before Present" (vor heute), was mit "vor 1950" definiert ist - stoppte den damaligen globalen Erwärmungstrend. Wann und wo genau sie begann und endete, war bisher nicht im Detail bekannt. Die starke Abkühlung führte zu tiefgreifenden Landschaftsveränderungen im Hochgebirge. So kam es in den Alpen zu einem großen Vorstoß der Gletscher, die Eismassen der Ötztaler Alpen beispielsweise wuchsen bis ins heutige Sölden.

"Solche Extremereignisse sind für die Erforschung der Klimageschichte von besonderem Interesse. Wenn man weiß, wo, wann und wie schnell am Erdball eine solche abrupte Klimaveränderung natürlichen Ursprungs begann und endete, kann man wichtige Einblicke in die Dynamik globaler Klimaänderungen gewinnen", erklärte Christoph Spötl vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck in einer Aussendung. Die bisher beste Datierung der jüngsten Eiszeit lag bei plus/minus 100 Jahre. Um das zu verbessern, kombinierte das Forscherteam zwei Datenquellen: Eisbohrkerne und Tropfsteine.

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Vorhandenes Datenmaterial aus aller Welt analysiert

Sie verwendeten dazu das bereits vorhandene Datenmaterial von Bohrkernen aus den beiden Polregionen sowie Proben von Tropfsteinen aus Höhlen in China, Indien, Usbekistan, Brasilien und Spanien, die datiert und deren Zusammensetzung analysiert wurden. Durch die bei der Tropfsteinbildung eingelagerten Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff oder Uran werden die Klima- und Umweltbedingungen über viele tausende Jahre aufgezeichnet.

"Mit dieser Vorgehensweise konnten wir die zeitliche Genauigkeit auf 20 bis 40 Jahre verbessern", erklärt der Geologe. Das bedeutet einen um den Faktor drei präziseren Blick in die "Jüngere Dryaszeit", die demnach von 12.900 bis 11.700 Jahren vor heute dauerte. Die genaue Auflösung erlaubte den Wissenschafter auch, den Ablauf der Kaltzeit zu bestimmen. Die Kaltzeit hatte ihren Ausgangspunkt im Nordatlantik und breitete sich von dort aus dann global aus. Durch atmosphärische und ozeanische Prozesse bewegte sich die starke Abkühlung dabei von Nord nach Süd. Das Ende der letzten Eiszeit nahm dann den umgekehrten Weg: In der südlichen Hemisphäre und/oder im tropischen Pazifik dürfte das Ende der 1.200 Jahre andauernden Kältephase eingeläutet worden sein.

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Weil die Eiszeit so abrupt begann, vermuteten Wissenschafter seit einigen Jahren, dass sie durch einen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde. Die Forscher stützten sich dabei u.a. auf Anreicherungen von Platin in grönländischen Eisbohrkernen. Platin ist auf der Erde selten, kommt aber häufiger in Meteoriten vor. In der aktuellen Studie wurde diese These nicht bestätigt. "Der Beginn der rapiden Klimaabkühlung ist laut unseren Daten vor 12.870 Jahren mit einer Schwankungsbreite von 30 Jahren im Nordatlantik anzusetzen. Der Meteoriteneinschlag wird auf 12.820 Jahre datiert, also 50 Jahre später", so Spötl. Zudem lasse sich zum vermuteten Zeitpunkt des Einschlags keine starke Klimaveränderung in Grönland nachweisen.