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Das haben das Gehirn und die Hoden laut einer Studie gemeinsam

Portugiesische ForscherInnen haben herausgefunden, dass das Gehirn und die männlichen Hoden einige Gemeinsamkeiten aufweisen.

Männern wird häufig vorgeworfen, sie würden "ihrem besten Stück denken". Ironischerweise zeigt eine neue Studie, dass das Gehirn tatsächlich von allen Organen im Körper am meisten Ähnlichkeiten mit den Hoden aufweist. 

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Gehirn und Hoden teilen sich gemeinsame Proteine

ForscherInnen in Portugal sind der Meinung, dass das Gehirn und der Intimbereich eines Mannes eine bemerkenswerte Anzahl von genetischen Ähnlichkeiten aufweisen. Es ist nicht das erste Mal, dass WissenschaftlerInnen vermuten, dass das Gehirn und die Hoden vieles gemeinsam haben. Tatsächlich fand bereits eine frühere Studie heraus, dass die Spermienqualität die Intelligenz von Männern positiv beeinflussen kann.

In der aktuellen Studie untersuchte ein Team der Universität von Aveiro die Proteine in 33 verschiedenen Gewebetypen aus männlichen und weiblichen Körpern. Dazu gehörten unter anderem Proben aus dem Herzen, dem Darm, dem Gebärmutterhals, den Eierstöcken und der Plazenta.

Dabei kamen die ExpertInnen zu einer ungewöhnlichen Erkenntnis: "Überraschenderweise weisen das Gehirn und die Hoden im Vergleich zu anderen menschlichen Körpergeweben die meisten gemeinsamen Proteine auf", erklärten die ForscherInnen in der Zeitschrift "Royal Society Open Biology"

Darin sind sich Gehirn und Hoden ähnlich:

  • Der Untersuchung zufolge besteht das menschliche Gehirn aus 14.315 verschiedenen Proteinen, während die Hoden aus 15.687 Proteinen bestehen.
  • Nach einem Vergleich der beiden Gewebeproben fanden die StudienautorInnen heraus, dass die Organe erstaunliche 13.442 Proteine gemeinsam haben.
  • Die Forschenden nahmen auch die verschiedenen Gene im gesamten Körper genauer unter die Lupe und entdeckten, dass sich die beiden auch in der Genetik ähneln.

"Eine groß angelegte Analyse von 33.689 Genen in 15 menschlichen Geweben ergab, dass das menschliche Gehirn und die Hoden die größte Ähnlichkeit in der Genexpression aufweisen", schreibt das Team in einer Aussendung. Wie "DocCheck" erklärt, versteht man unter dem Begriff die "Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen." Diese Studienergebnisse könnten dazu beitragen, neue Behandlungsmöglichkeiten für Infertilität oder Erektionsstörungen zu entwickeln. 

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Hoden und Gehirn teilen sich dieselbe Schutztaktik

Wer denkt, dass Hoden nur beim Geschlechtsverkehr aktiv werden, der irrt sich. Das Gehirn und die Hoden haben einen extrem hohen Energiebedarf im Körper, deshalb sind beide Regionen sehr anfällig für oxidativen Stress. Darunter versteht man das Ungleichgewicht von Radikalen und Antioxidantien im Körper, das Zellen und Gewebe schädigen kann. Eine Folge dieses oxidativen Stresses kann laut "DocCheck" eine frühzeitige Alterung des Körpers sein. 

Um sich dagegen zu schützen, haben beide Bereiche den Studienergebnissen zufolge eine eigene Blutbarriere geschaffen, um schädliche Substanzen fernzuhalten. Im Fall der Blut-Hirn-Schranke verhindert diese Schutzschicht, dass toxische Elemente ins Hirngewebe gelangen. Für die Blut-Hoden-Schranke ist dieser Schutzschild ein wichtiger Bestandteil der männlichen Fruchtbarkeit.

Doch wie kam es dazu, dass sich das Denkzentrum und die Hoden so sehr ähneln? Die ForscherInnen vermuten, dass die Speziation dafür verantwortlich ist. Darunter versteht man den Prozess, durch den sich neue Arten während der Evolution bilden. Die WissenschafterInnen glauben, dass die natürliche Selektion ebenfalls zur Entwicklung des Gehirns und der Hoden beigetragen hat. 

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Haben Frauen auch ein "Hoden-Hirn"? 

"Dies ist ein unerforschtes Thema und die Verbindung zwischen diesen Geweben muss geklärt werden. Es könnte dabei helfen, die Funktionsstörungen vom Gehirn und den Hoden zu verstehen", verkündete das Forschungsteam in seiner Presseaussendung. 

Doch was bedeuten diese Ergebnisse für Frauen? Zwischen weiblichen Gehirnen und der Gebärmutter oder den Eierstöcken wurden keine Ähnlichkeiten gefunden. Deshalb könnte man davon ausgehen, dass Frauen ebenfalls ein "Hoden-Hirn" besitzen. Wie sich das auf die Gesundheit auswirkt, ist jedoch nicht bekannt.