APA - Austria Presse Agentur

Grazer Experten warnen vor Unterschätzen der Influenza

Die Gefahr einer Influenza-Infektion wird laut Experten aus Graz nach wie vor unterschätzt. Für Lungen- und Herzpatienten sei sie die gefährlichste virale Erkrankung überhaupt, österreichweit seien im Winter 2018 aber auch fünf Kinder mit einer Influenzainfektion gestorben. Die Mediziner des LKH-Uniklinikums rieten am Donnerstag mit Nachdruck, sich impfen zu lassen.

Das österreichische Referenzzentrum für Influenza hat für den Winter 2018/19 die Zahl der durch die Virus-Grippe bedingten Todesfälle in Österreich mit rund 1.400 Fällen beziffert - unter ihnen auch die fünf Kinder. Insgesamt wurden österreichweit etwa 3.100 bestätigte Influenzafälle diagnostiziert, führten die Grazer Mediziner an. Alleine in den steirischen KAGes-Spitälern wurden bei der letzten Grippewelle 800 Patienten stationär aufgenommen, 80 davon auf Intensivstationen. "Wir sehen, wie Patienten leiden oder Menschen sterben, die leben könnten", begründete Robert Krause von der Grazer Uniklinik für Innere Medizin sein Eintreten für die Grippeimpfung. "Die Impfung ist die beste Maßnahme, um sich vor der Erkrankung und den schlimmen Komplikationen zu schützen", sprach sich der Infektiologe klar aus.

Die Bereitschaft zur Impfung ist allerdings gering: Innerhalb der Normalbevölkerung liege sie bei rund fünf Prozent, führte Holger Flick von der Lungenabteilung des Uniklinikums aus. Dabei sei die Influenza-Infektion "die häufigste und gefährlichste Infektion in Europa". Speziell bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen und kardialen Erkrankungen habe die Influenza einen starken Einfluss. Durch die Infektion steige das Risiko eines Herzinfarkts um das bis zu Zehnfache und das Schlaganfall-Risiko um das bis zu Dreifache, zitierte Flick aus jüngeren Studien. Sich nicht impfen zu lassen, sei in diesen Patientengruppen "hochgradig unvernünftig und grob fahrlässig", fand Flick starke Worte.

Bis zu den Risikopatienten ist das allerdings noch nicht durchgedrungen. Laut Befragungen auf der Grazer Kardiologie liege die Durchimpfungsrate bei Herzpatienten bei rund 20 Prozent: "Das ist einfach bitter, dass die Patienten so massiv unterversorgt sind", sagte Flick.

Auch der Grazer Kindermediziner Werner Zenz rief zur Inanspruchnahme der Impfung auf: "In den letzten beiden Jahren sind in Österreich mehr Kinder mit einer Influenzainfektion gestorben, als an allen Erregern einer eitrigen Meningitis zusammen", gab Zenz zu bedenken. Die Durchimpfungsrate liege jedoch nur bei drei bis fünf Prozent. "Die Grippeimpfung ist noch immer die Letzte, die die Eltern annehmen", bedauerte der Kinderfacharzt.

Es habe sich zudem gezeigt, dass Kinder die "Schrittmacher" der Influenza-Infektion seien: Auswertungen in Graz hätten gezeigt, dass bereits Wochen bevor Influenza-Wellen ausgerufen werden bereits Kinder davon betroffen sind. "Die Kinder tragen die Grippe dann in die Familien", sagte Zenz. Er riet daher - auch zum Schutz von betagteren Familienangehörigen - zur Impfung.