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Studie: Häusliche Gewalt nimmt nach Fußballspielen zu

Laut einer Studie nimmt Gewalt gegen Frauen nach Fußballspielen zu. Männer sind dabei meist alkoholisiert.

Während die UEFA EURO gerade noch ausklingt und Italien als Sieger-Mannschaft gefeiert wird, macht eine Studie auf die Schattenseiten des Sports aufmerksam: Demnach wird nach der Übertragung von Fußballspielen häufig ein Anstieg von häuslicher Gewalt gegen Frauen verzeichnet.

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Bereits 2018 veröffentlichte das National Centre for Domestic Violence eine Kampagne mit heftiger Bildsprache: Darauf zu sehen ist eine Weiße Frau, deren blutverschmierter Mund an das Georgskreuz der englischen Flagge erinnert. "Wenn England geschlagen wird, wird sie es auch", hieß es dabei.

Die Bilder sollten auf den Zusammenhang zwischen Fußballspielen und Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen: Laut Polizeidaten steigen Fälle von häuslicher Gewalt in Nordengland etwa um 26 Prozent, wenn die englische Nationalmannschaft an diesem Tag ein Match spielt. Sollte das Team darüber hinaus verlieren, steigen die Fälle sogar um 38 Prozent.

Häusliche Gewalt steigt nach Fußballmatches

Eine neue Studie des Centre for Economic Performance zeigt außerdem, dass nach dem Anpfiff eines Fußballspiels die Fälle von häuslicher Gewalt zunächst zurückgehen, was darauf schließen lässt, dass eine Art Substitutionseffekt einsetzt. Sobald das Spiel jedoch vorbei ist, steigen Fälle von häuslicher Gewalt alle zwei Stunden um fünf Prozent an. Der Höhepunkt sei rund 10 Stunden nach Anpfiff erreicht, nach ungefähr 16 Stunden verschwinde der Effekt wieder.

Die AutorInnen der Studie führen die Ergebnisse auf den Alkoholkonsum vieler Männer während der Übertragung eines Fußballspiels zurück. "Das Anschauen von Fußballspielen geht mit einem viel höheren Alkoholkonsum einher, was wiederum (...) zur Misshandlung von PartnerInnen führt", heißt es.

In den Forschungsergebnissen wird eine junge Frau zitiert: "Die Männer im Pub, wenn sie ein Match verloren hatten, wusste ich, dass ihre Frauen an diesem Wochenende nicht rausgingen, weil sie ein blaues Auge oder gebrochene Rippen hatten."

Ria Ivandic, Dozentin für Politische Ökonomie an der Universität Oxford, erklärt gegenüber "Insider": "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es nicht Sportveranstaltungen selbst sind, die häusliche Gewalt auslösen, sondern vielmehr der übermäßige Alkoholkonsum, der auf diese Events folgt."

Englische Frauen bieten einander Unterschlupf

Nach der Niederlage der englischen Nationalmannschaft im Finale der diesjährigen EM kam es auf Twitter zu einem Aufruf. Userin Kate Flood schrieb: "Alle Frauen in Ost-London, die sich heute Abend wegen häuslicher Gewalt Sorgen machen: Schreibt mir, wir geben euch ein Alibi, damit ihr bei uns bleiben könnt (natürlich haben wir begrenzten Platz, aber wenn andere Frauen den gleichen sicheren Raum bieten können, tut es.)."

Der Beitrag verzeichnet über 12.000 Retweets. Zahlreiche andere Frauen taten es ihr nach und boten potenziellen Opfern von häuslicher Gewalt Unterschlupf.

Professionelle Hilfe

Falls dir oder einer Person in deinem Umfeld Gewalt widerfährt, dann Rede mit einer Vertrauensperson in deiner Nähe darüber oder wende dich an ExpertInnen sowie Beratungsstellen: