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Heimwerker-Verletzungen verarzten

Do it yourself ist angesagt. Heimwerker trauen sich vieles zu und nutzen zum Teil auch Werkzeuge und Maschinen aus dem Profibereich. Doch wer nicht aufgepasst, kann sich verletzen. Dann kommt es darauf an, dass Wunden und Schrammen richtig und schnell versorgt werden.

Wenn es Heimwerkern an Geschick und Erfahrung fehlt oder wenn sie einfach nur unaufmerksam sind, kann es schnell zu Unfällen kommen - teilweise mit schwerwiegenden Folgen.

Gerade ungeübte Heimwerker sind mit den Tücken mancher Maschinen nicht vertraut. "So darf eine Tisch-Kreissäge eigentlich nach dem Ausschalten nur maximal zehn Sekunden nachlaufen", erklärt Susanne Woelk von der Aktion Das sichere Haus. "Aber nicht immer ist eine ausreichende Bremse vorhanden, die das Sägeblatt in so kurzer Zeit zum Stillstand bringt." Dann ist die Verletzungsgefahr groß.

Auch Vorschlaghämmer haben schon viele Wunden verursacht. Das ist nicht nur der berühmte blaue Daumen, oft sind auch Füße und Schienbeine betroffen, wenn der Schlag sein Ziel verfehlt.

"Verletzungen beim Heimwerken und auf dem Bau dürfen nicht unterschätzt werden", erklärt die Betriebsärztin Anette Wahl-Wachendorf. Sie rät: "In den meisten Fällen ist es nötig, dass ein Arzt drauf schaut."

Hier eine Übersicht, was im Einzelnen zu tun ist:

Handverletzungen: Sie treten besonders häufig auf. "Leichtere Wunden können selbst unter fließendem Wasser gereinigt werden", sagt der Handchirurg Thomas Brockamp. Der Präventionsexperte empfiehlt, danach gegebenenfalls ein Wunddesinfektionsmittel verwenden und die Wunde steril verbinden.

Bei tiefen oder klaffenden Wunden, Schmerzen sowie Gefühls-, Durchblutungs- oder Bewegungsstörungen, aber auch bei Blutungen, die sich nicht stillen lassen, ist unbedingt ein Gang zum Arzt notwendig. "Mit komplizierteren Handverletzungen kann man sich an einen spezialisierten Handchirurgen wenden, um Spätfolgen zu vermeiden."

Bluterguss: Das ist eine häufige Verletzung, die durch einen daneben gegangenen Schlag oder Stoß entsteht. "Hier hilft es, die Stelle zu kühlen", rät Wahl-Wachendorf. Bei starken und anhaltenden Schmerzen besser auch einen Arzt aufsuchen, denn es kann zum Beispiel etwas gebrochen sein. Dann kann eine Röntgenaufnahme für Klarheit sorgen.

Abgetrennter Finger: Bei einem solchen traumatischen Erlebnis könnten Patienten einen Schock erleiden, ohnmächtig werden und sich weitere Verletzungen zuziehen, warnt Wahl-Wachendorf. Am besten legt sich der Betroffene auf den Boden. Dann sofort einen Notarzt rufen. Wichtig ist, den Finger mit ins Krankenhaus zu nehmen. Dazu legt man ihn in eine saubere Dose oder ein sauberes Plastiksackerl. "Keinesfalls darf er direkt auf Eis gelegt werden", ergänzt die Ärztin.

Schnittwunden: Besonders bei tiefen Fleischwunden ist es die richtige Entscheidung, einen Notarzt zu rufen. Damit der Patient nicht zu viel Blut verliert, sollte man zeitnah einen festen Druckverband anlegen. Im Anschluss rät Wahl-Wachendorf: "Da solche Wunden oft verunreinigt sind, ist zu prüfen, ob der Tetanusschutz noch ausreicht." Aber auch bei kleineren Schnittwunden sollte man einen Arzt konsultieren. Denn dieser kann gegebenenfalls die Wunde nähen - so heilt sie besser.

Kopfverletzungen: "Es kommt auf die Stärke der Kopfverletzung an", gibt Brockamp zu bedenken. Hat man sich einfach nur gestoßen, braucht man nicht unbedingt zum Arzt. Anders sieht es aus bei Platzwunden, Übelkeit und Erbrechen oder einer Ohnmacht aus. Dann ist es sicherer abzuklären, ob eine Gehirnerschütterung vorliegt.

Stromschlag: In der Regel ist hier ein 24-Stunden-EKG im Krankenhaus notwendig. Denn ein Stromschlag kann auch Stunden später noch schwere Herzrhythmusstörungen auslösen, erklärt Wahl-Wachendorf.

Verbrennungen: Ist die Haut nur gerötet und nicht verletzt, hilft es meist sie mit kaltem Wasser zu kühlen. "Bilden sich aber Blasen und die Haut ist geschädigt, ist eine Wundversorgung beim Arzt empfehlenswert", rät Brockamp.

Quetschungen: Auch hier sind am häufigsten die Hände betroffen, speziell die Finger. "Eine Quetschung ist sehr schmerzhaft", sagt Brockamp. "Es sollte sicherheitshalber ein Arzt drauf schauen, ob etwas gebrochen ist." Oft hilft es die Hand mit einer Schiene ruhig zu stellen, bis nach zwei oder drei Tagen die Schwellung abklingt. Bei Blutergüssen unter den Fingernägeln, wie sie bei Quetschungen nicht selten sind, kann der Arzt ein kleines Loch in den Nagel bohren und so die Stelle etwas entlasten.

Besser vorbeugen: "Generell sollten Heimwerker immer im Hinterkopf haben, dass etwas passieren kann", warnt Susanne Woelk. Gut ist es, wenn Freunde oder Verwandte in der Nähe sind. Sie können im Notfall reagieren und zum Beispiel einen Notarzt rufen. Ist keiner da, sollten Heimwerker wenigstens ein aufgeladenes Handy und einen Verbandskasten in der Nähe des Arbeitsplatz griffbereit haben.

Der wichtigste Tipp für Heimwerker: Verletzungen nicht unterschätzen. Lieber einmal zu viel zum Arzt gehen als zuwenig. Denn auch kleine Wunden können ernste Folgen haben, allein wegen der Infektionsgefahr.

Heimwerker sollten sich gut auskennen und voll konzentriert sein

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