Klatsch und Tratsch: Warum Lästern gut für uns sein kann

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Klatsch und Tratsch: Warum Lästern gut für uns sein kann

Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass Lästereien nicht nur einen negativen Aspekt haben müssen.

Falls du dich nach der letzten Lästerrunde mit deinen Freund:innen schlecht gefühlt hast, dann können wir dich beruhigen: Eine Studie des Dartmouth College zeigt, dass Lästern gut für uns sein kann!

Besonders Klatsch und Tratsch, bei dem es nicht nur darum geht, Gerüchte weiterzugeben und schlechte Dinge über andere zu sagen, sei förderlich. Tatsächlich zeigen die Studienergebnisse, dass Lästern auch dazu dient, soziale Verbindungen zu schaffen und neue Dinge zu lernen – das gilt laut einer Studie der Binghamton University sogar für den Arbeitsplatz.

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Der Zwang, über andere Menschen zu reden

"Klatsch ist eine komplexe Form der Kommunikation, die oft missverstanden wird", sagte Wissenschafter Eshin Jolly in einer Pressemitteilung. "Es kann ein Mittel zur sozialen Verbindung sein, jenseits seiner typischen negativen Assoziation." Menschen haben den Zwang, Informationen über sich selbst oder andere weiterzugeben.

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Klatsch und Tratsch im Büro

Jede Person, die schonmal in einer Kaffeeküche eines Büros war, weiß, wie wichtig Klatsch und Tratsch auch in beruflichem Kontext ist. Wie die Forscher:innen der "Binghamton University" im Feld in Südkorea erforscht haben, kann positiver Gossip sogar entscheiden, ob ein:e Mitarbeiter:in den Arbeitsplatz verlässt oder bleibt. Da Tratsch Kolleg:innen quasi zusammenschweißt, sollten Firmen die positive Wirkung von Plaudern zwischen den Reihen nicht unterschätzen.

Wissenschaftliches Experiment zu Gossip

Die Forscher Eshin Jolly und Luke Chang wollten herausfinden, welche gesellschaftliche Funktion Klatsch und Tratsch hat. Das Team entwickelte ein Online-Spiel, um zu untersuchen, wie sich Klatsch und Tratsch entwickelt. Die Teilnehmer:innen spielten zehn Runden des Games in Sechs-Personen-Gruppen.

  • In jeder Runde erhielten die Spieler:innen zehn US-Dollar und konnten wählen, ob sie das Geld behalten oder einen beliebigen Betrag davon in einen Gruppenfonds investieren wollten.
  • Dieser Fonds wurde mit dem 1,5-Fachen multipliziert und das Gesamtersparnis dann gleichmäßig unter den sechs Spieler:innen aufgeteilt.

Laut den Forschern erzeugte das Game besonders Spannungen zwischen egoistischen und kooperativen Proband:innen. In einigen Fällen schränkte das Spiel die Informationen – wer das Geld behielt oder in die Fonds legte – ein, sodass die Teilnehmer:innen nur das Verhalten von einigen ihrer Mitspieler:innen beobachten konnten.

Während einiger Spielrunden konnten die Teilnehmer:innen privat mit einem anderen Mitglied ihrer Gruppe chatten. Dies ermöglichte den Gamer:innen, über das Verhalten der anderen Teilnehmer:innen zu tratschen und so herauszufinden, wer dem Team wirklich half. 

"Unsere Inspiration war es, ein lebensnahes Szenario zu schaffen, in dem man Mitglied einer Gemeinschaft ist und von den Handlungen aller anderen Mitglieder dieser Gruppe beeinflusst wird, die man aber nur selten beobachtet oder direkt mit ihnen zu tun hat", erklärte Jolly.

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Warum tratschen Menschen gerne?

Die Experten erklärten, dass ihre Ergebnisse zeigen, dass Klatsch eine "reichhaltige, vielschichtige Kommunikation" mit vielen Funktionen innerhalb sozialer Gruppen ist. Während der Spiele kam es zu unterschiedlichen Arten von Klatsch und Tratsch, je nachdem, wie viele Informationen den Spieler:innen zur Verfügung standen.

  • In Games, in denen die Proband:innen wenig Informationen über die Entscheidungen ihrer Mitspieler:innen hatten, entstanden laut der Studie mehr spontane Gespräche über andere Teilnehmer:innen.
  • Wenn die Spieler:innen jedoch sehen konnten, was jede:r in ihrer Gruppe mit ihrem Geld machte, verlagerten sich die Gespräche auf eine größere Vielfalt an neutralen Themen.

Die Teilnehmer:innen verließen sich auch auf die Informationen, die von anderen Spieler:innen kamen, wenn sie selbst nicht sehen konnten, was einige Teamkolleg:innen taten. Laut den Forscher:innen zeigt das, wie Klatsch und Tratsch Menschen hilft, von den Erfahrungen anderer zu lernen. Die Studienautoren erklärten zudem, dass sich Spieler:innen, die sich miteinander unterhalten konnten, nach dem Game stärker verbunden fühlten.

Durch Lästern Beziehungen aufbauen

"Indem man Informationen mit anderen austauscht, ist Lästern eine Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen. Es beinhaltet Vertrauen und ermöglicht eine soziale Bindung, die durch weitere Kommunikation verstärkt wird", sagte Chang. "Klatsch kann nützlich sein, weil er den Menschen hilft, durch die Erfahrungen anderer zu lernen, und ihnen dabei ermöglicht, einander näherzukommen", erklärte Jolly weiter.

Die Studienautoren stellten durch die Untersuchung fest, dass "grundloses Lästern" nicht der einzige Zweck von Klatsch und Tratsch ist. Es kann auch eine "gemeinsame Realität" schaffen, in der Freund:innen und Kolleg:innen soziale Bindungen aufbauen, Informationen austauschen und sozial akzeptables Verhalten diskutieren.