Sharon McCutcheon / Unsplash

Treffen wir durch Lockdown-Stress schlechtere Entscheidungen?

Spanische ForscherInnen entdeckten, dass Menschen durch Lockdowns schlechtere Entscheidungen treffen.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Lockdowns einige Menschen auf unerwartete Weise beeinflussen. Spanische ForscherInnen berichten, dass der Schock und der Stress der Beschränkungen negative Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten und die psychische Gesundheit verschiedener Bevölkerungsgruppen haben. Die Studie wurde in dem Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

Für dich ausgesucht

Schlechte Entscheidungen durch Lockdowns?

Fast 5.000 Menschen, die entweder in Spanien, Großbritannien oder Italien leben, nahmen 2020 an der Studie teil. Jede Person beantwortete eine Reihe von Umfragen, die während des ersten und zweiten Lockdowns in jedem Land verschickt wurden. In der ersten Umfrage wollten die WissenschafterInnen wissen, wie die Pandemie die Befragten in vier Kategorien beeinflusst hatte:

  • Karriere,
  • psychische Gesundheit,
  • Stress und körperliche Gesundheit.

Die zweite Umfrage befasste sich mit eher kognitiven Aspekten und fragte nach der Risikobereitschaft, der Entscheidungsfindung, der Selbstlosigkeit und dem Mitgefühl der ProbandInnen.

Die ForscherInnen sind der Meinung, dass Lockdowns bei den TeilnehmehrInnen zu verminderten Entscheidungsfähigkeiten und allgemein mehr Leichtsinnigkeit geführt haben. Darüber hinaus zeigten die ProbandInnen eine erhöhte Tendenz, weniger selbstlos zu sein – zudem verspürten sie vermehrt den Wunsch, andere zu bestrafen.

Die WissenschafterInnen sagten, dass Menschen, die "den Folgen der Auswirkungen der Lockdowns stärker ausgesetzt sind", in der Regel größere kognitive Einbußen aufweisen. Sie treffen auch mehr risikoreichere Entscheidungen.

"Die Menschen waren in ihrer Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt und ihre Reaktionen waren nicht die, die wir erwartet hätten", sagte Francisco Lupiáñez, Professor für Informations- und Kommunikationswissenschaften an der Open University of Catalonia, in einer Pressemitteilung.

Für dich ausgesucht

Erhöhte Gefahr von psychischen Erkrankungen

Das Verhalten der TeilnehmerInnen änderte sich insofern, dass die ProbandInnen durch die Lockdowns nicht vorsichtiger waren, sondern riskantere Entscheidungen trafen. Gleichzeitig verurteilten sie Menschen, die keine Masken trugen und wollten, dass sie bestraft werden. 

Der Stress durch die Pandemie und die Lockdowns hat dazu geführt, dass sich viele Menschen nach sofortiger Befriedigung sehnen und deshalb schnellere Entscheidungen treffen. Einige ProbandInnen berichteten beispielsweise, dass sie von städtischen Gebieten in ländliche Regionen umzogen, nachdem sie den Umzug nur kurz in Erwägung gezogen hatten.

"Das waren Entscheidungen, bei denen die Kosten-Nutzen-Abwägung stark durch die Pandemie bedingt war. Es schien, als würde die Welt untergehen, und die Menschen zogen es vor, heute und sofort davon zu profitieren, ohne an morgen zu denken", so Lupiáñez abschließend.

"Es wurden sehr schwierige Entscheidungen getroffen, ohne die damit verbundenen sozialen Kosten zu berücksichtigen. Sie berücksichtigten nur eine einzige, kurzfristige Perspektive. Und jetzt wissen wir, dass vier von zehn Menschen aufgrund des Schocks, den diese Pandemie verursacht hat, ein erhöhtes Risiko aufwiesen, eine psychische Erkrankung zu erleiden", resümierte der Studienautor.

Professionelle Hilfe

Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken.

Mehr Informationen zu Corona und mentale Gesundheit erfährst du auch auf der Website des österreichischen Sozialministeriums