APA - Austria Presse Agentur

Medienstudie: Nachrichtenmedien bleiben unverzichtbar

Das Forschungsprojekt "Media for Democracy Monitor 2021" hat die Rolle von Nachrichtenmedien im Zeitalter der Digitalisierung erhoben.

Am heutigen Donnerstagnachmittag wurden die Ergebnisse präsentiert. Fazit: "Nachrichtenmedien bleiben auch im Zeitalter der digitalen Medien unverzichtbar." Durchgeführt wurde die Studie auf Initiative der "Euromedia Research Group" von internationalen Länderteams unter der Leitung von Josef Trappel von der Universität Salzburg.

Ein erster Generalbefund stelle über alle Ländern hinweg "die weiterhin zentrale Position der redaktionellen Nachrichtenmedien für die Informationsversorgung der Bürgerinnen und Bürger fest". Digitale Plattformen ("Social Media") bildeten zusätzliche Transportkanäle für redaktionelle Nachrichten. Somit seien Nachrichtenmedien "weiterhin zentral für die Versorgung der Bevölkerung mit demokratierelevanter Information".

Da die Daten der Studie vor der Corona-Pandemie erhoben wurden, sei die Steigerung der Wichtigkeit von Nachrichtenmedien für politische Information hier noch gar nicht enthalten, so Trappel im Rahmen der Online-Pressekonferenz. Auch das Selbstverständnis der Journalistinnen und Journalisten als "Aufdecker", "Wachhunde der Demokratie" oder schlicht ihr investigativer Zugang wurde bestätigt, allerdings stünden nicht in allen Ländern ausreichen Ressourcen dafür zur Verfügung.

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Schwächen bei Geschlechterrepräsentation

Untersucht wurde die demokratische Leistungsfähigkeit der führenden Nachrichtenmedien in ihren Ländern anhand von 30 theoriegestützten Indikatoren. Im Ergebnis lassen sich die 18 untersuchten Länder in vier Gruppen teilen: Die höchsten Erfüllungsgrade wiesen Dänemark, Finnland, Großbritannien und Schweden auf.

Rund 70 Prozent der Demokratieanforderungen erfüllen Deutschland, die Niederlande und Kanada. In der größten, dritten Gruppe, befinden sich Belgien (Flandern), Island, Italien, Österreich, Portugal, Südkorea und die Schweiz. Zur vierten Gruppe mit einer Zielerreichung um 50 Prozent gehören Australien, Chile, Griechenland und Hong Kong.

Fortschritte habe es – im Vergleich zu den Ergebnissen von vor zehn Jahren bei jenen neun Ländern, die bereits zum zweiten Mal untersucht wurden – bei Beachtung von und Respekt gegenüber ethischen Normen im Journalismus gegeben.

"Codes of Ethics" bestünden in den untersuchten Ländern "nicht nur auf dem Papier, sondern finden auch Eingang in die journalistische Praxis". Als Schwächen wurden Geschlechterrepräsentation, Medienkonzentration und Job-Unsicherheit festgestellt. "In allen untersuchten Ländern kommen Männer signifikant häufiger in der Berichterstattung vor, werden als Experten gegenüber Frauen bevorzugt und Letztere kommen bestenfalls bei 'weichen' Themen gleichberechtigt in den Medien vor", heißt es in der Zusammenfassung.

Etwas weniger prägnant, aber weiterhin signifikant sei auch die Dominanz von Männern auf der Führungsebene der Medienunternehmen. Ein weiteres, "seit Jahren bekanntes, und weiterhin ungelöstes Problem" stelle der hohe und weiter wachsende Grad an Medienkonzentration dar. Kein einziges Land weise einen Konzentrationsgrad unter CR 0,4 (Concentration Ratio) auf, was einem wettbewerblichen Normalzustand entsprechen würde.

In einem Drittel der Länder sei der Wettbewerb der Medien "nur noch schwach ausgeprägt, weil wenige Konzerne mit mehreren Medientiteln den Markt kontrollieren". Die Digitalisierung habe die Lage nicht entspannt: "Der digitale Nachrichtenfluss wird ebenso von Oligopolen kontrolliert wie der Bestand der weiterhin bedeutsamen Medien Fernsehen, Radio, Zeitungen und Zeitschriften."

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Demokratiepolitisch stellt Trappel den Medien allerdings ein gutes Zeugnis aus: "Die führenden Nachrichtenmedien bewahren auch im Zeitalter der digitalen Zerstreuung ihre zentrale Bedeutung für die Demokratie." Dennoch setze die Medienkonzentration ihrer Leistungsfähigkeit ebenso zu wie die ökonomische Unsicherheit, die sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen niederschlage. "Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Gleichstellung der Geschlechter: Im Unternehmen, vor allem aber in der Berichterstattung."

Die Leistungsfähigkeit der österreichischen Nachrichtenmedien habe sich insgesamt leicht gebessert. Dies sei vor allem der aktiven Rolle des Presserates, sowie Fortschritten bei der investigativen journalistischen Arbeit geschuldet. Besonders die Zusammenarbeit verschiedener Medien bei Rechercheprojekte mache sich in der Beurteilung positiv bemerkbar.

"Anhaltend ungünstig" beurteilt die Forschung jedoch die hohe Medienkonzentration in Österreich. Diese sei im internationalen Vergleich bemerkenswert ausgeprägt und die Lage habe sich im Jahrzehnt der Digitalisierung "keineswegs entspannt". Darüber hinaus falle das Fehlen eines Öffentlichkeitsgesetzes sowie die Abwesenheit von kontinuierlichen Beobachtungen der Medieninhalte negativ ins Gewicht.