APA - Austria Presse Agentur

Medikamenten-Lieferengpässe sind ein anhaltendes Problem

Auch wenn es für Patienten unangenehm ist, in Österreich - wie in anderen EU-Staaten (z.B. Deutschland) - existieren lang anhaltende Lieferengpässe bei rezeptpflichtigen "Massen"-Arzneimitteln. "Im Oktober und November gingen die Zahlen hinunter. Seit Mitte Dezember haben wir wieder einen Anstieg bei Massenpräparaten", sagte am Freitag Apothekerkammer-Vizepräsident Christian Wurstbauer.

Die Konsequenz laut Wurstbauer: "Je nachdem, wie viele Präparate nicht lieferbar sind, beschweren sich mehr oder weniger Patienten." In der aktuellen Liste des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen finden sich bezüglich Lieferfähigkeit (nicht, teilweise oder erhältlich) derzeit rund 260 Positionen. Zum Teil sind es uralte, bewährte Medikamente. Dazu gehören Pilzmittel, alte Magenmedikamente, Schmerzmedikamente etc. Bei einem großen Teil der nicht lieferbaren Antihypertensiva handelt es sich allerdings um Sartan-Medikamente, welche seit 2018 wegen Verunreinigungen in der Produktion vom Markt genommen wurden.

Produktionsprobleme, die Konzentration der Herstellung der Wirkstoffe auf wenige Unternehmen und Standorte weltweit, Parallelexporte (Wiederausfuhr in Länder mit höheren Preisen; Anm.), Preisprobleme und andere Faktoren wurden für die Situation bisher verantwortlich gemacht. Wobei die Marktteilnehmer - Pharmaindustrie, Großhandel und Apothekerschaft - jeweils einen Anteil an der Problematik haben dürften bzw. jeweils auf andere verweisen. Was für Österreich und die betroffenen Massenpräparate wohl nicht infrage kommt, ist der schnelle Export solcher Medikamente in andere EU-Länder. "Diese Mengenartikel sind keine Exportartikel. Das zahlt sich nicht aus", sagte Wurstbauer.

Und bei den hochpreisigen Arzneimitteln sei die Sache überhaupt anders, betonte der Apothekerkammer-Vizepräsident: "Die stehen sowieso zu 85 bis 90 Prozent im Direktvertrieb (durch die Erzeugerunternehmen ohne Einbindung des Großhandels; Anm.)." Möglicherweise würde wohl aber die Umstellung auf die fälschungssicheren Arzneimittelpackungen in Einzelfällen in der EU zu Herstellungsproblemen führen.

Jedenfalls soll sich kommende Woche wieder eine "Task-Force" mit Vertretern aus Gesundheitsministerium, Behörden, von Pharmaindustrie, Großhandel und Apothekern treffen, um zu beraten. Auf der Tagesordnung steht neben einer Meldepflicht bei heraufdämmernden Lieferengpässen auch eine im Gesundheitsministerium entworfene Verordnung, welche punktuell das Verhängen von Exportverboten von durch Lieferengpässe bedrohten Medikamenten erlauben würde.

Wurstbauer glaubt nicht, dass das viel helfen wird. Letztendlich würde nämlich die Pharmaindustrie über ihre Daten auch die Verhängung bzw. das Nichtverhängen von Exportverboten kontrollieren. Wichtig sei, dass hier auch pharmazeutischer Großhandel und Apotheker via ihre Marktbeobachtungen mitreden könnten. Eine Lösung für ein Problem, das mehrere - und darunter viel größere - Länder Europas hätten, könnte es da aus Österreich allein wohl nicht geben.

Erst vor kurzem hat sich der deutsche Apothekerverband ABDA für eine verstärkte Arzneimittelproduktion in Europa ausgesprochen. Die für viele Wirkstoffe von häufig verschriebenen Arzneimitteln "komplette Auslagerung" der Pharmaproduktion nach Asien aus Preisgründen sollte rückgängig gemacht werden. Zwar würden sich damit die Preise erhöhen, aber das sei für die Versorgungssicherheit notwendig.