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Trotz Reue: Warum haben Menschen One-Night-Stands?

Eine norwegische Studie zeigt, wieso manche Menschen wiederholt One-Night-Stands haben, obwohl sie ihr letztes Mal bereuen.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Moment der Leidenschaft am nächsten Morgen sofort in Reue umschlägt. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass diejenigen, die einen One-Night-Stand (ONS) hatten, sich wahrscheinlich erneut auf einen einlassen werden.

ForscherInnen aus Norwegen sind der Meinung, dass die Reue nach einem One-Night-Stand weder Männern noch Frauen viel lehrt. Tatsächlich werden beide Geschlechter ihre ONS-Entscheidungen wahrscheinlich wiederholen, unabhängig davon, wie sehr sie ihr letztes Sexabenteuer bereuen.

Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Evolutionary Psychology" veröffentlicht.

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ForscherInnen untersuchten sexuelle Reue 

"Zum größten Teil machen die Menschen mit dem gleichen sexuellen Verhalten und dem gleichen Maß an Bedauern weiter", erklärte Professor Leif Edward Ottesen Kennair von der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) in einer Pressemitteilung. Kennair und sein Team untersuchten, ob sexuelle Reue tatsächlich zu Veränderungen im menschlichen Verhalten beiträgt.

Für die Untersuchung beantworteten die TeilnehmerInnen zweimal im Abstand von knapp fünf Monaten einen Fragebogen über sexuelle Reue. Die Ergebnisse zeigten, dass Männer und Frauen zwar sexuelle Reue empfinden, aber oft sehr unterschiedliche Entscheidungen bereuen.

Die ForscherInnen fanden heraus, dass Frauen dazu neigen, einen One-Night-Stand mehr zu bereuen als Männer. Umgekehrt bereuen Männer häufiger als Frauen, dass sie sich die Chance auf Gelegenheitssex entgehen ließen. "Wir wollten untersuchen, ob der Grad des Bedauerns zu einer Verhaltensänderung beim nächsten Mal beiträgt", erklärt Professor Mons Bendixen.

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Durch Emotionen aus schlechten Erfahrungen lernen?

In der Psychologie geht man davon aus, dass die Reue –wie viele andere Emotionen – eine Funktion hat. Insbesondere glauben die ExpertInnen, dass Gefühle Menschen dazu bringen, ihr Verhalten zu ändern, damit sie andere Ergebnisse aus ihren Entscheidungen erhalten.

Einfach ausgedrückt: Viele ExpertInnen denken, dass eine Situation, die negative Emotionen hervorruft, uns davon abhält, diese Sache zu wiederholen.

"ForscherInnen haben herausgefunden, dass die meisten Menschen glauben, dass dies auch für Reue gilt. Sie nehmen an, dass das Bedauern eigentlich ein hilfreiches negatives Gefühl ist und es uns dazu anleitet, das, was wir bereut haben, nicht zu wiederholen", erklärte Forscher Trond Viggo Grøntvedt.

Aber wenn Reue wirklich so funktioniert, würden dann nicht mehr Männer die nächste Chance auf Gelegenheitssex ergreifen? Und würden nicht auch mehr Frauen nach ihrer letzten unbefriedigenden Affäre von einem potenziellen One-Night-Stand absehen? Das mag logisch klingen, aber die Studie zeigt, dass das nicht der Fall ist, wenn es um Sex geht.

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Sexualverhalten hängt von Persönlichkeit ab

Das norwegische Team behauptet, dass Menschen immer wieder One-Night-Stands haben, weil das Sexualverhalten von der Persönlichkeit abhängt. Das ist eine viel komplexere Variable, die man zu ändern versucht, als ein kurzes oder sogar langfristiges Gefühl der Reue. Kennair sagt, dass die meisten Menschen einfach so sind, wie sie sind, und wenn sie in der Stimmung sind, werden sie erneut einen ONS eingehen – abgesehen von der Reue nach dem letzten Sextreffen.

WissenschafterInnen und PsychologInnen sind sich einig, dass Reue eine adaptive Emotion ist. Diese Flexibilität bedeutet, dass sie sich je nach den Bedingungen der Erfahrungen eines Menschen verändert.