APA - Austria Presse Agentur

Rassismus und Polizeigewalt in den USA, Frankreich und Großbritannien

Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd hat weltweit für Entsetzen gesorgt.

In den USA und auch in anderen Ländern wie Österreich, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien kam es zu Protesten - Tausende gingen auf die Straße. Rassismus und Polizeigewalt sind dort nicht erst seit Floyds Tod ein Problem:

USA

Die USA haben tiefsitzende Probleme mit Rassismus, Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit. Afroamerikaner sind in den Vereinigten Staaten nach wie vor in vielen Bereichen benachteiligt: etwa wirtschaftlich, gesundheitlich oder sozial - aber auch und gerade mit Blick auf Polizei und Justiz. Junge Schwarze werden häufiger von der Polizei grundlos gestoppt. Afroamerikaner haben auch ein deutlich höheres Risiko, im Gefängnis zu landen - selbst wegen kleinerer Delikte: Rund 38 Prozent aller Gefängnisinsassen in den USA sind Afroamerikaner, während ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur etwa 13 Prozent ausmacht.

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Der Tod von George Floyd bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz in Minneapolis ist kein Einzelfall, sondern reiht sich ein in eine jahrzehntelange Serie düsterer Vorfälle. Auch andere Fälle sorgten für große Proteste, doch Floyds Tod hat beispiellosen Aufruhr ausgelöst - in den USA und international. Warum? Die mächtigste Frau der US-Politik, die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, das Land habe nun eine "Schwelle überschritten". Das liege auch an der Corona-Krise.

Die Pandemie wirft ein Schlaglicht auf die grundlegende Benachteiligung von Afroamerikanern in den USA. Sie betrifft die afroamerikanische Bevölkerung in Amerika überproportional: sowohl bei der Zahl der Infektionen als auch bei den Todesfällen. Gründe dafür sind unter anderem Lebens- und Arbeitsbedingungen, Vorerkrankungen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung. Und auch die Corona-bedingte Wirtschaftskrise trifft sie besonders hart: Gerade unter Schwarzen ist die Arbeitslosigkeit in die Höhe geschnellt.

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FRANKREICH

Frankreichs vernachlässigte Vorstädte, die Banlieues, sind ein Symbol für all das, was bei der Migration im Land falsch gelaufen ist. Immer wieder kommt es dort zu Unruhen und Aufständen - Arbeitslosigkeit und Gewalt prägen den Alltag. In den tristen Hochhaustürmen am Rande von Paris oder Marseille wohnen zahlreiche Einwanderer. In den 1950er- und 1960er-Jahren kamen vor allem Menschen aus den ehemaligen Kolonien in Nordafrika nach Frankreich, im Zuge des Algerienkriegs kamen viele Einwanderer von dort.

2005 kam es in den Banlieues zu den bisher heftigsten Unruhen - es gab Straßenschlachten, der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Auslöser war damals der Unfalltod zweier Jugendlicher mit Migrationshintergrund - sie kamen auf der Flucht vor der Polizei im Pariser Vorort Clichy-sous-Bois ums Leben. Die islamistischen Terroranschläge der vergangenen Jahre haben die Stimmung im Land wieder angeheizt. Die Täter selbst waren oft Kinder von Einwanderern - einige kamen aus den berüchtigten Vorstädten.

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Die Menschen in den Banlieues werfen den Ordnungskräften Gewalt und Willkür vor. So auch im Fall Adama Traoré. Der Sohn von Einwanderern aus Mali starb 2016 in Polizeigewahrsam. Ein aktuelles Gutachten entlastet die Polizisten - und führt eine Herz-Vorerkrankung an. Ein Gutachten im Auftrag von Traorés Familie geht davon aus, dass Traoré erstickt ist - aufgrund äußerer Gewalteinwirkung. Die Gutachten im Fall Traoré und die Demonstrationen in den USA heizen nun den Protest und die Debatte über Rassismus und Polizeigewalt in Frankreich wieder an.

GROSSBRITANNIEN

Auch in Großbritannien ist das Misstrauen gegenüber der Polizei unter vielen Menschen mit dunkler Hautfarbe groß. Im Jahr 2011 kam es zunächst in London und später im ganzen Land zu erheblichen Ausschreitungen, nachdem die Polizei während eines Einsatzes einen 29 Jahre alten Mann erschossen hatte. Eine Untersuchung ergab später, dass die Beamten rechtmäßig gehandelt hatten. Doch Statistiken von Scotland Yard aus dem Jahr 2018 zufolge waren Schwarze in London überproportional häufig von gewaltsamen Zugriffen der Polizei betroffen. Seit dem Tod von George Floyd kam es bereits zu mehreren Protesten mit Tausenden Teilnehmern in London und anderen Städten wie Manchester und Cardiff.

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An einem Protestmarsch in London am Mittwoch beteiligte sich auch der aus den jüngeren Star-Wars-Filmen bekannte britische Schauspieler John Boyega. Jede schwarze Person erinnere sich an den Moment, als sie zum ersten Mal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sie schwarz ist, rief der 28-jährige Brite mit nigerianischen Wurzeln der Menge in London zu. "Ich will, dass ihr versteht, wie schmerzhaft es ist, jeden Tag daran erinnert zu werden, dass Deine Rasse nichts wert ist", so Boyega.