Senioren setzen im Kampf gegen Einsamkeit auf Technik

Der PVÖ empfiehlt Unterstützung bei Videotelefonie statt persönlichen Besuchen
Senioren gelten im Moment als Risikogruppe, eine Ansteckung mit dem Coronavirus stellt für sie eine erhöhte Gefahr dar. Deswegen wird der Kontakt zu älteren Menschen stark eingeschränkt. Der Weg aus der Einsamkeit führt hier sowohl über Nachbarschaftsinitiativen als auch über die Informationstechnologie - und viele Senioren sehen die Krise als Chance, sich genau damit näher auseinanderzusetzen.

"Die körperliche Anwesenheit in der Nähe von alten Menschen ist derzeit tatsächlich nicht sinnvoll", sprach Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ), im Gespräch mit der APA eine Warnung aus. Aber es gebe technologische Methoden, die man jetzt nutzen könne - und müsse, forderte er die Senioren zur Beschäftigung damit auf.

Aus seiner Erfahrung heraus würden sich die meisten Älteren jetzt nicht zurückziehen, berichtete er. Viele ältere Menschen hätten den Umgang mit der Informationstechnologie in den letzten Jahren bereits gelernt, sagte Kostelka weiter. Er selbst sieht darin eine tolle Möglichkeit, mit jüngeren Menschen in Kontakt zu bleiben - "auch wenn das Enkerl auf Auslandssemester in Kanada ist", sagte er.

Diejenigen, die sich in der Vergangenheit mit der Technik auseinandergesetzt hätten, seien jetzt in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und de facto Besuchsverboten klar im Vorteil, so Kostelka. Für alle anderen sei es "natürlich schwierig", aber jede Krise berge auch eine Chance. Die aktuelle Coronakrise sei vielleicht eine Chance, dass man wieder einmal mehr liest, so der Präsident des Pensionistenverbandes. Man könne die Krise aber auch als Chance sehen, sich gerade jetzt aktiv mit neuen Technologien wie Skype, Videotelefonie und Co. zu beschäftigen - und viele würden Senioren das auch tun, berichtete Kostelka.

Verzweiflung habe er bei den österreichischen Senioren in den letzten Wochen nicht gespürt, so der ehemalige SPÖ-Politiker. "Die meisten reagieren zukunftsorientiert", sagte er am Donnerstag. Die aktuelle Situation sei natürlich "eine große Herausforderung" und "eine große psychische Belastung", sagte er - aber jede Krise würde auch etwas Gutes bringen. "Die Coronakrise wird etwas sein, das die Gesellschaft nachhaltig verändern wird", prophezeite Kostelka.

Unterstützung für ältere Menschen in der Coronakrise gibt es mittlerweile zuhauf. Die Team-Österreich-Nachbarschaftshilfe von Rotem Kreuz und Ö3 nimmt Senioren über 65 zum Beispiel das Einkaufen ab. Daneben haben sich unzählige lokale Initiativen entwickelt, die älteren Menschen in ihrer aktuellen Lage unter die Arme greifen. Auch der Seniorenbund gibt älteren Menschen auf seiner Homepage Tipps für ein gutes Überstehen der Coronakrise. Dazu gehört etwa das Einhalten einer Tagesstruktur, das Pflegen sozialer Kontakte über Videotelefonie und das Trainieren von Körper und Geist.

Alterspsychiater rufen angesichts der Regelungen zur sozialen Distanzierung zu kreativen Kontaktaufnahmen mit Älteren auf. "Es kann ein Anruf, ein Zettel unter der Tür, eine Postkarte oder ein Ständchen vor dem Fenster sein", regt die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie die Fantasie an.

Auch Kostelka empfiehlt den jungen Menschen, die Älteren in der aktuellen Situation zu unterstützen. Schützen könne man alte Menschen im Moment am besten, indem man sie nicht besucht. Man könne aber durchaus einmal anrufen, vielleicht sogar einen Brief schreiben - "eine Kommunikationsform, die die Jüngeren kaum mehr kennen", so Kostelka. Und, ganz wichtig: Die Kinder und Enkelkinder könnten ihren Omas und Opas jetzt helfen, die neuen Technologien in Anspruch zu nehmen. Denn, so Kostelka: "Der Weg aus der Einsamkeit führt über die Informationstechnologie".

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