APA/HELMUT FOHRINGER

Studie: Sterblichkeit auf Corona-Intensivstationen gesunken

Eine britische Studie zeigt, dass die Mortalität von Corona-PatientInnen auf Intensivstationen um ein Drittel gesunken ist.

Die Medizin lernt mit der Entwicklung der SARS-CoV-2-Pandemie. Das gilt auch für die Versorgung von Covid-19-PatientInnen mit schweren Krankheitsverläufen auf Intensivstationen (ICU).

Laut einer Analyse britischer WissenschafterInnen ist die Mortalität dieser Schwerkranken im vergangenen Jahr weltweit um mehr als ein Drittel gesunken. Die Kurve scheint aber zunehmend flacher zu werden.

Beobachtungsstudien auf Intensivabteilungen 

Tim Cook (Anästhesie und Intensivmedizin, Royal United Hospitals Bath/Großbritannien) und seine Co-AutorInnen haben bereits im Sommer vergangenen Jahres einen internationalen systematischen Review plus Meta-Analyse von Beobachtungsstudien zur Mortalität von Covid-19-PatientInnen auf Intensivabteilungen begonnen.

Vor kurzem erschien in der Fachzeitschrift "Anaesthesia" eine Folgeuntersuchung auf breiterer Datenbasis. Weltweit sind bisher rund 110 Millionen Covid-19-Fälle bei etwa 2,4 Millionen Todesopfern registriert worden.

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Die WissenschafterInnen hatten bereits im Juli 2020 gezeigt, dass die Mortalität von Covid-19-PatientInnen auf Intensivstationen international von ursprünglich fast 60 Prozent Ende März 2020 auf 42 Prozent Ende Mai 2020 gefallen war. Das war eine relative Abnahme um rund ein Drittel.

Die aktualisierte Analyse zeigte, dass in Studien bis Ende Oktober 2020 die Mortalität weiter auf 36 Prozent sank. "Die Situation bessert sich also weiterhin, das Tempo bei diesen Fortschritten hat sich aber deutlich verlangsamt", teilte die Fachzeitschrift mit.

52 Beobachtungsstudien ausgewertet

Die AutorInnen werteten mittlerweile 52 Beobachtungsstudien mit 43.128 Covid-19-PatientInnen aus allen Weltregionen für ihre neue Publikation aus.

"Insgesamt war die Mortalität in allen Studien Ende September 2020 geringer (35,5 Prozent) als wir es für den Zeitraum bis Ende Mai (41,6 Prozent) publiziert haben – und das bei Aufnahme von mehr Studien aus mehr Ländern und einem weiteren geografischen Spektrum über einen längeren Zeitraum hinweg", stellten die WissenschafterInnen fest.

So zeigte sich in Analysen von Registerdaten für IntensivpatientInnen (Aufnahme in ICU) mit Covid-19 im Durchschnitt eine Mortalität von 25,7 Prozent. In wissenschaftlichen Studien lag sie bei 36,8 Prozent. Das kann mit unterschiedlichen PatientInnengruppen für die jeweiligen Auswertungen zu tun haben.

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Weltweit unterschiedlich hohe Mortalitätsrate

In 24 berücksichtigten wissenschaftlichen Untersuchungen aus Europa fand sich eine Covid-19-ICU-Mortalität von 33,4 Prozent. In Nordamerika lag sie bei 40 Prozent, im Nahen Osten und Nordafrika bei etwas mehr als 60 Prozent.

  • Für Europa gibt es auch eine Analyse von Daten aus dem RISC-ICU-Register (TeilnehmerInnenländer unter anderen die Schweiz, Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland etc.) mit 398 ICU-PatientInnen und schwerem Covid-19-Krankheitsverlauf.
  • Hier kamen die AutorInnen auf eine Mortalität von 24,4 Prozent (so zu lesen auch auf der österreichischen Anästhesie-Blog-Seite https://www.anaesthesie.news/ ).
  • In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut in einer Auswertung der Zahlen zu fast 20.000 Intensivpatienten mit Covid-19 von Anfang 2020 bis zum 22. Oktober vergangenen Jahres eine Sterblichkeit von 23,1 Prozent genannt.

Wie die Entwicklung weitergeht ist kaum abschätzbar. Cook und die Co-AutorInnen schrieben in "Anaesthesia": "Unsere Analyse umfasst allerdings nur Studien und Analysen bis zum Oktober 2020. Seither sind mehrere Virusmutationen aufgetaucht, die den Verlauf der Pandemie bis in den Dezember 2020 und den Jänner 2021 hinein verändert haben. Das hat die Inanspruchnahme der Intensivabteilungen in den betroffenen Regionen erhöht und bedarf weiterer Analysen in der Zukunft."