APA - Austria Presse Agentur

Unkooperative Menschen lassen sich auch durch Geld kaum umstimmen

Eine neue Studie zeigt, dass unkooperative Menschen auch für Geld nicht ihre Meinung ändern würden.

Stellt man Menschen, die sich in einem Online-Experiment unkooperativ zeigen, finanzielle Belohnungen für das Mitmachen in Aussicht, ändert das wenig an deren Einstellung. Auf der anderen Seite zeigten Wiener und japanische ForscherInnen in einer Untersuchung, dass sich durch soziale Anreize mehr Menschen dazu motivieren lassen, sich stark einzubringen. Die ForscherInnen wollen die Erkenntnisse nutzen, um in Wien ein Anreizsystem zur Reduktion von CO2-Emissionen zu etablieren.

Die Idee der "Kultur-Tokens" stellten die Stadt Wien und Wissenschafter vom Institut für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien im Jahr 2019 vor. Sie besteht darin, eine eigene Blockchain-basierte App zu nutzen, um Verhalten zu belohnen, das Schadstoffemissionen vermeidet.

Bewegt man sich etwa viel autofrei, sammelt man digitale Gutpunkte in Form der "Tokens", die dann in kulturellen Institutionen gegen Vergünstigung oder die Teilnahme an Veranstaltungen eingelöst werden können. Durch die Corona-Pandemie wurde das Pilotprojekt vorerst ausgesetzt, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der WU.

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Im Fachjournal "Plos One" veröffentliche das Forschungsteam von der WU um Jakob Hackel und Alfred Taudes zusammen mit den japanischen Kollegen nun eine Studie, mit der geklärt werden sollte, mit welchen Anreizen Initiativen wie der "Kultur-Token" am besten arbeiten sollten.

An dem Online-Experiment nahmen 242 NutzerInnen einer japanischen Crowdsourcing-Plattform teil. Unter von den Forschern festgelegten Bedingungen konnten sie sich in einer Gruppenarbeit bei der Lösung von 100 Aufgaben je nach ihrem Gutdünken einbringen, da die anderen Gruppenmitglieder über den individuellen Beitrag jedes einzelnen nicht informiert wurden, heißt es in der Arbeit.

Soziale Anreize führten zu mehr Kooperation

Den TeilnehmerInnen winkten entweder finanzielle Belohnungen oder soziale Anreize, wie etwa, dass beim Erfolg der Gruppe ein bestimmter Betrag an eine wohltätige Einrichtung gespendet wird. Die ForscherInnen erkannten, dass sich ältere Personen insgesamt im Schnitt kooperativer zeigten.

Das zentrale Resultat war jedoch, dass soziale Anreize dazu führten, dass mehr Menschen voll kooperierten. Unkooperative Menschen ließen sich durch monetäre Anreize jedoch kaum zum echt engagierten Mithelfen motivieren. Lediglich die Rate an total unkooperativen TeilnehmerInnen sank etwas.

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Auch wenn sich die Ergebnisse nur eingeschränkt verallgemeinern ließen, könne man daraus konkrete kommunalpolitische Schlüsse ableiten. Habe man es etwa mit einer großen Anzahl an Menschen zu tun, die Gemeingüter wie Parks und Wälder zwar nutzen, sich aber in deren Erhaltung nicht einbringen, könne man mit finanziellen Belohnungen für mehr Motivation sorgen, heißt es in der Aussendung der Uni.

Hat man es hingegen mit einer kleineren Gruppe zu tun, "die sich stark für ein spezifisches Gemeingut einsetzen, kann ihre Zahl am besten durch soziale Anreize gesteigert werden". Umgelegt auf die Stadt Wien und den "Kultur-Token" könnte etwa gesagt werden: "Die Stadt wird in Abhängigkeit von der CO2-Reduktion durch das umweltfreundlichere Verhalten eine dementsprechend hohe Spende etwa an das Rote Kreuz entrichten", so die WissenschafterInnen in der Arbeit.