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Studie: Warum können manche Menschen Geister hören?

Britische ForscherInnen untersuchten in einer Studie, warum manche Menschen glauben, dass sie Geister hören können.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

Du siehst Schatten in deinen Augenwinkeln, hörst nachts Geräusche, die du dir nicht erklären kannst, und hast das Gefühl, dass du nie wirklich allein bist? Manche Personen denken, dass sie das Übernatürliche stärker wahrnehmen als ihre Mitmenschen. Nun zeigt eine Studie, dass manche Personen tatsächlich "anfälliger" dafür sind, "Geister zu hören". 

ForscherInnen der Durham University sind der Meinung, dass spirituelle Medien oder HellseherInnen eher dazu neigen, sich auf übernatürliche Aktivitäten einzulassen. Zudem hören diese Personen schon früh im Leben seltsame Geräusche, verglichen mit Menschen ohne "sechsten Sinn". Die Studienergebnisse wurden in der Zeitschrift "Mental Health, Religion and Culture" veröffentlicht.

Die Studienergebnisse erklären, warum manche Menschen denken, dass sie die Stimmen von toten Seelen hören können und sich deswegen mehr dem spirituellen Glauben zuwenden. Spiritualismus ist eine Religion, die daran glaubt, dass eine menschliche Seele nach dem Tod noch existiert. Demnach können die Seelen sogar weiterhin mit der lebenden Welt kommunizieren, was manchmal durch Medien und HellseherInnen passiert.

  • Unter einem Medium versteht man eine Person, die behauptet, dass sie Nachrichten von Geistern, Engeln, Verstorbenen & Co. empfangen kann. 
  • HellseherInnen behaupten, die Gabe zu haben, zukünftige Erlebnisse vorherzusagen oder wahrzunehmen.

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44 Prozent können Geister hören

Für die Studie befragten die WissenschafterInnen 65 hellhörige Medien von der Spiritualists' National Union und 143 Menschen, die keine Begegnungen mit dem Übernatürlichen hatten, um dieses Phänomen zu untersuchen.

  • Die Ergebnisse zeigen, dass SpiritualistInnen eine tiefe Verwicklung in mentale oder imaginative Aktivitäten oder das Erleben veränderter Bewusstseinszustände aufweisen.
  • Die ForscherInnen entdeckten auch, dass Medien eher dazu neigen, schon früh im Leben Stimmen oder andere seltsame Geräusche zu hören.
  • Die ExpertInnen verglichen dafür auch den Grad der Halluzinationsanfälligkeit der TeilnehmerInnen, Aspekte der Identität und den Glauben an das Paranormale.

Die Studie ergab, dass fast die Hälfte (44,6 Prozent) der spiritualistischen TeilnehmerInnen der Meinung war, dass sie täglich Tote hören. Weitere 33,8 Prozent gaben an, dass sie einen Tag vor der Befragung ein hellhöriges Erlebnis hatten. Fast vier von fünf TeilnehmerInnen fügten hinzu, dass hellhörige Erfahrungen Teil ihres täglichen Lebens sind.

Bezüglich des Ortes, an dem diese "hellhörige" Kommunikation stattfindet, sagen 65 Prozent der Medien, dass Geister mit ihnen "im Kopf" kommunizieren. Allerdings berichtet einer von drei der spiritistischen TeilnehmerInnen, dass er oder sie sowohl innerhalb als auch außerhalb seines Geistes eine paranormale Erfahrung macht.

Die durchschnittlichen SpiritualistInnen beginnen im Alter von 21 Jahren, Stimmen zu hören. Im Vergleich zu Befragten aus der Allgemeinbevölkerung schneidet ein/e SpiritualistIn bei Tests zur Aufnahmefähigkeit von Geräuschen, Stimmen & Co. deutlich besser ab.

Vielleicht hat die Fähigkeit, seltsame Botschaften aus dem Jenseits zu hören, etwas mit unserem eigenen Selbstbewusstsein zu tun. Die StudienautorInnen fanden heraus, dass sich die befragten Medien viel seltener um die Meinung anderer kümmern. Sie lassen sich weniger von Gruppenzwang beeinflussen.

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Manche Menschen haben "die Gabe"

"Für unsere TeilnehmerInnen scheinen die Lehren des Spiritualismus außergewöhnliche Kindheitserfahrungen als auch die häufigen Geräusche, die sie als praktizierende Medien erleben, zu erklären", sagte der Studienleiter Dr. Adam Powell in einer Presseaussendung.

"Aber all diese Erfahrungen könnten eher aus bestimmten Veranlagungen oder frühen Fähigkeiten resultieren als aus dem einfachen Glauben an die Möglichkeit, dass man mit den Toten in Kontakt treten kann, wenn man sich nur genug Mühe gibt." Demnach geht der Experte davon aus, dass manche Menschen tatsächlich einen "sechsten Sinn" haben könnten.

Laut Dr. Peter Moseley von der Northumbria University neigen Spiritualisten dazu, schon früh in ihrem Leben Geräusche oder Unterhaltungen von Geistern zu hören, die sie positiv wahrnehmen. Diese Geräusche können sie meistens auch selbst kontrollieren sowie ausblenden.

"Um zu verstehen, wie sich diese Gespräche entwickeln, ist wichtig, weil es uns helfen könnte, auch belastende oder nicht kontrollierbare Erfahrungen des Hellhörens besser zu verstehen", ergänzte Moseley.