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Warum Hausstaub krank machen kann

Sie sieht unscheinbar aus, hat aber das Leben der Betroffenen oft fest im Griff: Die graue Fluselschicht löst bei vielen allergische Reaktionen aus. Was aber ist das tatsächlich? Und was tun?

Es ist ein Rückzugspunkt, ein Wohlfühlort. Doch ausgerechnet im Schlafzimmer droht Allergikern Ungemach - in Gestalt von Hausstaubmilben. Sie sind noch nicht einmal einen Millimeter groß und kommen gleich zu Hunderttausenden. Die winzigen Spinnentierchen nisten sich etwa in Matratzen ein. Bei Allergikern löst der Kot der Hausstaubmilben Beschwerden aus. Mit der Folge, dass Hausstaub auf Dauer einen regelrecht krank machen kann.

Keine Frage des Schmutzes

Mit Schmutz hat das aber wenig zu tun. "Es gibt keine Wohnung, die frei von Hausstaub ist", sagt der Dermatologe und Allergologe Torsten Zuberbier. Die einen reagieren darauf empfindlich, andere nicht.

Eine ideale Umgebung ist das Schlafzimmer: Ein Mensch schwitzt und produziert pro Nacht bis zu einem Liter Wasser, das verdunstet. Das steigert die Luftfeuchtigkeit. Milben fühlen sich bei Temperaturen um die 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent wohl. Die Tierchen ernähren sich etwa von Hautschuppen und Haaren.

Bandbreite an Beschwerden

Die typischen Symptome einer Hausstaubmilben-Allergie zeigen sich vor allem in der Früh. "Das können zum Beispiel Juckreiz an den Augen, häufiges Niesen und Schnupfen, eine verstopfte Nase oder Husten sein", zählt der Allergologe Thomas Fuchs auf.

Auch Hautausschläge wie Rötungen und Schwellungen am Morgen können darauf hindeuten. Asthmatische Beschwerden sind ebenfalls möglich. "Hausstaubmilben können auch Auslöser für die Hautkrankheit Neurodermitis oder für Heuschnupfen sein", sagt Zuberbier.

Verschiedene Tests bringen Gewissheit

Patienten sollten sich zu einem Allergologen überweisen lassen. "Bei dem sogenannten Prick-Test werden Lösungen auf die Haut getröpfelt und anschließend die Haut leicht angepiekst", erläutert der Dermatologe Stephan Meller. Rötungen oder Quadddeln an den Hautstellen deuten auf eine Hausstaubmilben-Allergie hin.

Es gibt auch spezielle Blutuntersuchungen sowie den nasalen Provokationstest. Bei Letzterem sprüht der Arzt einen Milbenextrakt auf die Nasenschleimhaut. Niest man etwa danach oder läuft die Nase, ist eine Allergie wahrscheinlich.

"Oft stellt sich heraus, dass Patienten nicht nur auf Hausstaubmilben, sondern zusätzlich auf Schimmelpilzsporen allergisch reagieren", erklärt Zuberbier. Manche Patienten reagieren auch auf Tierhaare allergisch. Die Beschwerden können sich verstärken, wenn der Patient raucht oder er passiv Nikotin ausgesetzt ist, so Fuchs.

Immuntherapie hilft, aber nur längerfristig

Gegen akute Beschwerden gibt es antiallergische Mittel. Auch entzündungshemmende Medikamente wie etwa kortisonhaltige Nasensprays können je nach Fall helfen.

"Eine weitere Option ist eine spezifische Immuntherapie, die auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt wird", so Meller. Dabei bekommt man über drei bis fünf Jahre regelmäßig eine Substanz unter die Haut gespritzt, die eine steigende Menge der Allergene beinhaltet. "Eine solche Therapie ist allerdings zeitaufwendig und insofern nicht für jeden Patienten geeignet", so Meller. Je nach Fall können auch Tabletten oder Tropfen zur Hyposensibilisierung verschrieben werden.

Was man gegen Hausstaubmilben im Alltag tun kann

Wer unter einer Haustaubmilben-Allergie leidet, sollte im Alltag einiges beachten. So ist es wichtig, jeden Morgen Polster und Bettdecke aufzuschütteln und gut durchzulüften.

Betroffene sollten außerdem einmal pro Woche ihr Bett frisch beziehen und die benutzte Bettwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius waschen. Idealerweise nutzt man milbenundurchlässige Überzüge für Matratze und Bettwäsche. Ebenfalls wichtig: Das Schlafzimmer zwei- bis dreimal am Tag lüften und so die Raumtemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit etwa mithilfe eines Luftentfeuchters gering halten.

Im Schlafzimmer sollten Teppiche mit kurzem Flor liegen. Sie lassen sich besser mithilfe von Staubsaugern reinigen, die für Allergiker entwickelt wurden. Im Idealfall liegt dort ein glatter Bodenbelag. Täglich nasses Wischen hilft, die Menge an Milbenkot zu verringern. "Im Schlafzimmer sollten Pflanzen tabu sein", so Zuberbier.

Stoffvorhänge und Polstermöbel sollte man regelmäßig mit einem Anti-Milben-Spray einsprühen. Wenn Plüschtiere in einen Plastiksack gepackt und in eine Tiefkühltruhe gelegt werden, haben Milben schlechte Karten - sie werden abgetötet.

Hausstaubmilben-Allergiker sollten einmal die Woche ihr Bett frisch beziehen

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Im Schlafzimmer sollte idealerweise ein glatter Bodenbelag liegen

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Mit dem sogenannten Prick-Test lassen sich allergische Reaktionen feststellen

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