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Was ist ein Incel? Darum ist die Subkultur so gefährlich

Wir erklären, warum die frauenfeindliche Incel-Subkultur so problematisch ist und was dahinter steckt.

Im Internet gibt es zig Millionen Subkulturen. Alle haben ihre eigenen Safe Spaces, ihren eigenen Slang und ihre eigenen ästhetischen Merkmale – doch was ist eigentlich ein Incel? Jake Davison, der 22-Jährige, der bei einem Amoklauf in Plymouth, England fünf Menschen getötet hat, soll ein Incel gewesen sein. Aus diesem Grund werden die Foren der Subkultur nun strenger unter die Lupe genommen.

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Was bedeutet Incel?

Das Wort Incel ist ein englisches Kofferwort, bestehend aus den Wörtern "involuntary" und "celibate" – zu Deutsch bedeutet es also "unfreiwilliges Zölibat". AnhängerInnen dieses Kults bezeichnen sich selbst als Incels, also Leute, die unfreiwillig ohne Sex und Romantik leben. Während es nicht zwingend einem Geschlecht oder einer Gruppierung zugeschrieben wird, existieren Incel-Kulturen hauptsächlich in misogyn gestimmten Online-Foren, welche hauptsächlich von heterosexuellen Männern besucht werden. Dieses lose Netzwerk an antifeministischem Gedankengut nennt man auch "Manosphere".

In diesen Foren werden Frauen und feministische Bewegungen verurteilt – besonders hervorzuheben ist die vorherrschende Ansicht, Frauen würden Incels explizit aus dem sexuellen Geschehen in der Gesellschaft ausschließen, weil sie nicht attraktiv genug sind. Während nicht alle Foren extremistische Züge aufweisen, hat der Attentäter aus England die Monate vor seinem Anschlag damit verbracht, in diversen Incel-Foren auf Reddit & Co. stark negativ konnotierte Kommentare über Frauen zu formulieren. So beschrieb er Frauen als "sehr einfach gestrickt" und erläuterte ihr vermeintliches Verlangen von reichen, gutaussehenden Männern wie "Prinzessinen behandelt zu werden".

Screenshot 4chan

Warum ist die Incel-Subkultur gefährlich?

Grundsätzlich rechtfertigt die Incel-Ideologie Gewalt gegen jede und jeden. Incels sind von Grund auf unzufrieden mit ihrer Rolle in der Gesellschaft und nehmen sich selbst meist als Opfer ebendieser wahr.

Unter Incels gibt es den Begriff "blackpilling yourself", die schwarze Pille schlucken. Damit beschreiben sie die Erkenntnis, dass man keinen Einfluss auf seine Rolle in der Gesellschaft hat und sich unterordnen muss. In ihrer Ideologie gibt es nur 20 Prozent attraktive Männer, auch "Chads" genannt – sie sind die "einwandfreien Alpha-Männer". Die anderen 80 Prozent sind Betas, so sehen sich auch die meisten Incels.

Der jüngste Vorfall in England war bei Weitem nicht der erste seiner Art: 2014 ermordete der 22-jährige Elliot Rodger im kalifornischen Santa Barbara sechs Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Vor seiner Tat hatte er ein Video veröffentlicht, in dem er seine Tat ankündigte und sein Motiv erklärte: Jahrelang habe er Sexentzug hinnehmen müssen, so Rodgers – er selbst bezeichnete sich dabei jedoch nicht als Beta, sondern als "perfekter Mann". In einem Manifest beschrieb er außerdem detailliert seinen Hass auf Frauen und beschrieb, wie er Frauen beim Sterben zusehen wollte, weil sie ihm Sex verweigerten. In diversen extremistischen Incel-Foren auf "4chan" wurde Elliot Rodger als Held gefeiert, der einen Ausbruch aus der vermeintlich ausweglosen Situation wagte.