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Was Krebsrisiko eigentlich bedeutet

Krebsrisiko ist ein starkes Wort, das vielen Menschen Angst macht oder Sorge bereitet. Oft kommt es in zwei Fragen vor: Wie kann ich mein Krebsrisiko senken? Und: Wodurch erhöht sich mein Krebsrisiko?

Was hinter dem Begriff steckt: Damit wird versucht, die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung zu definieren, erklärt Mathias Heikenwälder vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Dieses Risiko kann genetisch bedingt, also von den Eltern über die Gene vererbt sein, aber auch im Laufe des Lebens durch bestimmte Lebensumstände erworben sein.

Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle

Doch warum bekommt man Krebs? Es gibt Faktoren, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Erkrankung auslösen können. Rauchen zum Beispiel. Andere Lebensstilfaktoren können das Risiko senken - etwa, regelmäßig ausreichend Gemüse zu essen, sagt Heikenwälder.

Theoretisch, erklärt er, ließe sich bei einer ausführlichen Analyse für jeden Menschen und jede Krebserkrankung ein unterschiedliches und individuelles Risiko berechnen. Wer ein hohes Risiko hat, sollte sich im Idealfall häufiger auf bestimmte Krebsformen untersuchen lassen.

Tabak- oder Alkoholkonsum, UV-Licht, bestimmte Viren: Es sind viele Faktoren bekannt, die das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen. "Doch es gibt ebenso viele unbekannte Einflüsse, von deren Rolle wir nichts wissen", sagt Heikenwälder.

So oder so: "Beim Wort Krebsrisiko gehen die Alarmglocken an. Doch es ist immer individuell und hängt von verschiedenen Dingen ab", erklärt Ute Mons, die ebenfalls an dem Heidelberger Krebsforschungszentrum arbeitet und dort die Stabsstelle Krebsprävention leitet.

Der Einfluss der Gene und des Lebensstils

Unter anderem kommt es auf die Dosis an. Beispiel Rauchen: Manche haben Panik, wenn sie draußen ein wenig Tabakrauch einatmen - was das Risiko kaum erhöht. Rauchen an sich ist aber ein starker Faktor für Lungenkrebs. "Wir wissen, dass 80 bis 90 Prozent auf das Rauchen zurückzuführen sind", so Mons. Gäbe es keine Raucherinnen und Raucher, wären es deutlich weniger Fälle von Lungenkrebs.

Mons versucht als Epidemiologin, das Krebsrisiko vor allem aus der statistischen Sicht - also mit Zahlen - zu verstehen. "Es gibt oft ein Zusammenspiel zwischen Lebensstilfaktoren und genetischen Faktoren", sagt sie.

Aber: Selbst wenn ein bestimmter Krebs in der Familie vermehrt aufgetreten sei, bedeute das nicht, dass man ihn auch bekomme - man könne sein Risiko durch seinen Lebensstil oft stark senken. "Wobei es einzelne genetische Faktoren gibt, die sehr stark sind. Etwa bei Brustkrebs", erklärt Mons.

Unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel oder Rauchen: "Wir wissen mittlerweile, dass sogar etwa 90 Prozent der für die Krebsentstehung verantwortlichen genetischen Veränderungen erst im Laufe des Lebens erworben werden", sagt Mathias Heikenwälder. "Nur etwa zehn Prozent werden genetisch vererbt."

Gerade bei Kindern allerdings sei sehr klar, dass genetische Faktoren eine sehr große Rolle spielten, ergänzt Ute Mons.

Viele Erkrankungen sind vermeidbar

Unter dem Strich ließen sich viele Krebserkrankungen dennoch verhindern - laut WHO gilt das für 30 bis 50 Prozent der Fälle. Manche Krebserkrankungen wären gänzlich vermeidbar, meint Heikenwälder - Gebärmutterhalskrebs etwa. "Der wird durch Humane Papillomviren ausgelöst, gegen die es eine Impfung gibt."

Beim Darmkrebs gebe es "sehr gute Früherkennungsmaßnahmen", sagt Ute Mons. Demnach könne man bei Darmspiegelungen Vorstufen des Krebses - sogenannte Polypen - gut erkennen und direkt entfernen. Bei einer regelmäßigen Teilnahme an der Früherkennung wären nach Einschätzung von Mathias Heikenwälder neun von zehn Fällen dieses Krebses heilbar.

Ungünstige Ernährung erhöhe indes das Risiko für verschiedene Krebsarten, beispielsweise in Leber, Darm und Niere, so Heikenwälder. "Wer sich das ganze Leben nur sehr fettreich und zuckerhaltig ernährt, induziert ein metabolisches Symptom." Es komme zum Absterben von Zellen und zu chronischen Entzündungen, die Zellveränderungen hervorriefen. Das sei aber ein Prozess, der sich über Jahrzehnte hinzieht. Auch Alkohol oder fehlende Bewegung erhöhen langfristig gesehen das Risiko bestimmter Krebsarten.

Wer vorbeugen möchte, sollte sich also ausgewogen ernähren, Alkohol nur maßvoll genießen und aktiv sein. Bewegung senkt das Krebsrisiko. Schon regelmäßige moderate Aktivität reicht laut Ute Mons aus, etwa zügiges Spaziergehen. Am besten "mehr als 150 Minuten pro Woche."

Info-Kasten: Die Krankheit Krebs

Krebs ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Krankheiten, die nahezu in jedem Organ oder Gewebe im Körper losbrechen können, wenn krankhafte Zellstrukturen wuchern und in angrenzende Körperteile oder andere Organe streuen, erklärt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Weltweit starben 2018 geschätzt knapp zehn Millionen Menschen an Krebs - das sei jeder sechste Todesfall insgesamt, so die WHO.

Wer ausreichend Gemüse isst, kann sein Krebsrisiko laut Experten senken
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Durch Vorsorgeuntersuchungen können bestimmte Krebsarten früh erkannt werden
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