“Wir retten Menschen” – Was ist eigentlich Sea-Watch?

Jedes Jahr sterben tausende Menschen bei ihrer Flucht übers Mittelmeer nach Europa einen grausamen Tod. Sea-Watch hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Menschen zu retten.
Marc Weber

Zuletzt geriet der deutsche Verein Sea-Watch wieder in weltweite Schlagzeilen.

Durch einen Spendenaufruf von Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf wurden bereits über 1 Million Euro gesammelt.

Was war passiert?

Die deutsche Kapitänin Carola Rackete rettete am 12.6.2019 53 Menschen, die vor Libyen in Seenot geraten waren.

Sie nahm die Menschen auf ihr Schiff Sea-Watch 3 auf.

Da die medizinische Lage am Schiff immer prekärer wurde, entschloss Rackete sich, den Hafen von Lampedusa trotz Verbot der italienischen Behörden anzusteuern.

Dies gelang ihr in der Nacht zum 29.6 auch, doch sie wurde kurz darauf von den italienischen Behörden festgenommen.

Bei der Hafeneinfahrt hatte, sie nach ihrer eigenen Aussage,unabsichtlich ein Boot der italienischen Finanzpolizei gerammt.

Das Boot wollte die Sea-Watch 3 am Einlaufen hindern.

Mehrere EU-Staaten erklärten sich bereit, die Schutzsuchenden aufzunehmen.

Rackete wird in Italien nun möglicherweise der Prozess gemacht, da die italienischen Behörden ihr “Verdacht auf Erleichterung der illegalen Einwanderung” vorwerfen.

Die offizielle Stellungnahme von Sea-Watch zu der Aktion lautet:

“Es war der verzweifelte letzte Versuch, die Sicherheit der Menschen sicherzustellen.“

Italiens rechtspopulistischer Innenminister Salvini verurteilte das Verhalten von Rackete scharf und will sie des Landes verweisen, falls sie nicht verurteilt werden sollte.

Was genau ist Sea-Watch eigentlich?

Sea-Watch wurde 2015 von Harald Höppner ins Leben gerufen.

Das Ziel von Sea-Watch ist es, im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten.

Der Verein hat seinen Sitz in Berlin und entstand, als Italien Ende 2014 die Rettung auf hoher See einstellte.

Sea-Watch leistet dabei humanitäre Hilfe mit der unmittelbaren Rettung von Ertrinkenden auf dem Mittelmeer und setzt sich auf politischer Ebene dafür ein, dass sichere Zugangswege für Flüchtlinge und Migration nach Europa geschaffen werden.

Sea-Watch verurteilt dabei die Abwesenheit staatlicher Seenotrettungskräfte aufs Schärfste.

Aktuell sind dabei das Schiff Sea-Watch 3 und das Flugzeug Moonbird im Einsatz.

Mit Sichtflügen werden in Seenot geratene Flüchtlinge aufgespürt, um dann die Sea-Watch 3 zu den Betroffenen zu schicken.

Eigenen Angaben nach soll die Sea-Watch 3 seit 2017 an der Rettung von über 3.000 Menschenleben beteiligt gewesen sein.

Die Sea-Watch 3 ist seit 2017 im Besitz des Vereins und hat eine Länge von 55 Metern.

Sea-Watch wird immer wieder die Unterstützung von Schleppern vorgeworfen.

Dies weist die Organisation jedoch zurück und kritisiert die EU, welche ihrer Verantwortung nicht nachkommt.

2019 wurde der Dokumentarfilm “Lifeboat” für den Oscar nominiert.

Der Film gibt einen Einblick in die Seenotrettung der Sea-Watch vor der Küste Libyens.