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Wie sich Frauen in technischen Berufen zuhause fühlen können

Gleichberechtigung und Diversität in technischen Berufen: Das AIT ist diesen Zielen dicht auf den Fersen.
Andreea Bensa-Cruz Andreea Bensa-Cruz

Informatik, Mathematik und Technik ist nichts für Frauen: Vorurteile wie diese stecken noch in vielen Köpfen und sind mit ein Grund, warum es Frauen karrieretechnisch immer noch schwieriger haben als Männer. Laut einer Studie der University of Exeter sogar noch in Bereichen, in denen sie inzwischen gut vertreten sind.

In technischen Berufen ist die Situation verstärkt. Um Absolventinnen für einen technischen Beruf zu begeistern und nachhaltig im Job zu festigen, braucht es vor allem "eine Kultur des Vertrauens" und attraktive Rahmenbedingungen.

Die will das Austrian Institute of Technology AIT, Österreichs größte Research and Technology Organisation, mit der Gender & Diversity Initiative realisieren. Das Programm wurde im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräche 2020 vorgestellt. Ziel ist es, für alle Karrieremodelle, Berufswege und Lebensphasen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern zu schaffen. Unter anderem sorgen Gender- und Inklusionstrainings sowie die Förderung einer positiven Feedbackkultur für ein erfolgreiches Miteinander. Zudem bietet das AIT zielgerichtete Praktika für Studentinnen und unterstützt die Gründung interner wie externer Frauennetzwerke.

Tichy/futurezone

Raus aus dem Kopf

Laut Helmut Leopold, AIT-Genderbeauftragter und Head of Center for Digital Safety & Security, gebe es eine Vielzahl an erfolgreichen Frauen mit überaus interessanten Lebensläufen. Das Problem: Sie selbst und die Gesellschaft seien sich oft ihrer Stärken nicht bewusst. Daher sei in Unternehmen nötig, eine Gender Task Force aufzusetzen und das Bewusstsein sowie Gleichberechtigung nach innen und außen zu stärken. Am AIT sind etwa alle Mitarbeiterinnen aufgefordert, an der wissenschaftlichen Publikationstätigkeit mitzuwirken.

„Jede und jeder hat dies individuell als Zielvorgabe und dies läuft aus unserer Sicht sehr gut. Deswegen gibt es das Gender & Diversity Programm, damit wir das Management darauf aufmerksam machen und ausbilden, um mögliche Ungleichbehandlung zu vermeiden“, heißt es seitens des Unternehmens. Allerdings sei es der globalen Wissenschafts-Community klar, dass es in der Beurteilung von wissenschaftlichen Ergebnissen bei Frauen entsprechend Bias gibt, wo Ansprüche an Forscherinnen höher gestellt werden, als an Forscher. Dies sei jedoch ein generelles gesellschaftliches Problem. Laut Marie-Theres Raberger, Head of AIT-Recruiting, seien gewisse Vorurteile, oder "Mythen", wie die Expertin sie nennt, selbst in den Köpfen der Frauen verankert.

Rollenbilder durch Corona verstärkt

Besonders eine Teilzeitanstellung würde von ihnen als Karriere-Hindernis wahrgenommen. Wichtig sei es daher, dass Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem sich die Mitarbeiter optimal entfalten können. Das AIT hat etwa ein modernes Karenzmanagement-System und flexible Arbeitsmodelle geschaffen, die es Frauen und Männern ermöglichen, Elternschaft und Karriere zu vereinbaren.

Wie sinnvoll derartige Maßnahmen sind, hat Eva Wilhelm, ehemalige Betriebsratsvorsitzende des AIT, selbst erfahren. „In den letzten 30 Jahren hat sich auch aus Frauensicht viel getan. Am Anfang waren wir am AIT 4 Forscherinnen. Jetzt sind es viel mehr“, sagt sie. Dennoch hätten sich die Rollenbilder in Österreich in den vergangenen Jahren nicht stark verändert. Im Gegenteil: Durch Corona hätten sie sich gar noch stärker einzementiert. Wilhelm rät Frauen daher, sich ihrer Rolle stärker bewusst zu werden und aktiv zu netzwerken und sich und gegenseitig zu ermutigen. 

Folgende Netzwerke seien in Österreich besonders hilfreich, wie das AIT auf futurezone-Anfrage nennt.

"Sprache kreiert Realität"

Laut Marie-Theres Raberger müsse in ein gendergerechtes Schulungsprogramm sowohl die Management- als auch die Mitarbeiterebene eingebunden werden. „Wer ist auf welcher Ebene beteiligt und wie kann ich alle gut abholen, um nachhaltige Maßnahmen bilden zu können“, seien dabei essenzielle Überlegungen. Die Kommunikation nach innen und außen sei dabei ausschlaggebend.

Die beginnt bereits bei einer genderneutralen und inklusiven Sprache. Laut Traude Kogoj, Diversity-Beauftragte der ÖBB, kreiere Sprache Realität. Wichtig sei, auf das eigene Wording zu achten und exakt zu sprechen. Denn je präziser sich jemand ausdrückt, umso respektvoller der Umgang, sagt sie. „Wenn ich Menschen nicht adressiere, darf ich mich nicht wundern, wenn sie sich wegdrehen. Sprache ist etwas ganz Zentrales“, so Kogoj.

Und: „Wir wollen unsere Forscherinnen auf die Bühne holen, das ist auch Kommunikation“, sagt Marie-Theres Raberger. Mit der Kommunikation dieser Vorbilder nach außen, können auch andere junge Frauen ermutigt werden, die technische Arbeitswelt zu betreten. 

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