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Was bringt eigentlich 5G?

Der neue Mobilfunkstandard kann vieles, bewirkt aber wahrscheinlich keine Wunder. Ein paar Risiken gibt es auch.
David Kotrba David Kotrba

Auf die Frage, was 5G eigentlich bringen wird, müsste man eigentlich sofort die Gegenfrage stellen: Wem denn eigentlich genau? Grundsätzlich verspricht die nächste Mobilfunkgeneration mehr Bandbreite und eine kürzere Latenzzeit (Verzögerung zwischen Sender und Empfänger) denn je. Die aktuell im Einsatz befindliche LTE-Technik (4G) kann heute eine Datenrate von maximal 300 Megabit pro Sekunde und eine Latenzzeit von unter zehn Millisekunden erreichen. Mit 5G sollen es bis zu 20 Gigabit pro Sekunde und weniger als eine Millisekunde Latenzzeit sein.

Mehr als Smartphones

Multiplayer-Computerspiele am Smartphone spielen, Filme in 4K-Auflösung streamen und Drohnen über Mobilfunk fernsteuern - das alles soll mit 5G möglich sein. Die Technik wird es  selbstfahrenden Autos, Maschinen und Sensoren ermöglichen, miteinander in Echtzeit zu kommunizieren (Internet der Dinge). Interessant für Unternehmen wird auch die Möglichkeit sein, ganze Teile des Mobilfunknetzes für sichere interne Kommunikation zu reservieren. Für jemanden, der sein Smartphone meist nur für WhatsApp, Facebook und CandyCrush verwendet, wird es hingegen eher irrelevant sein, ob oben auf dem Display statt 3G oder LTE plötzlich 5G steht.

"Für Smartphones ist 5G vermutlich nicht der Riesenschritt", meint Stefan Schwarz von der TU Wien. Er leitet das Christian-Doppler-Labor für zuverlässige drahtlose Konnektivität. "Das Ziel von 5G ist es, mit Mobilfunk mehr zu können, als Smartphones zu bedienen. Es geht darum neue Geschäftsfelder zu erschließen." Als Beispiel dafür nennt Schwarz Industrieanwendungen wie die Fernbedienung von Robotern.

KURIER

Enthusiasmus

Österreichs Mobilfunkbetreiber sehen der Aussicht, durch 5G künftig verstärkt mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, jedenfalls freudig entgegen. Die ersten Frequenzbänder für den neuen Mobilfunkstandard werden in diesen Tagen von der Regulierungsbehörde RTR versteigert. Wann genau, das hält die Behörde vor der Öffentlichkeit geheim. Die 5G-Auktion soll jedenfalls für die Bieter weniger kostspielig ausfallen als die oft kritisierte LTE-Auktion im Jahr 2013 (Einnahmen: Über zwei Milliarden Euro). Der notwendige Netzausbau komme ohnehin noch teuer genug, meinen die Mobilfunker.

Gesundheit

5G verlangt nämlich mehr Sender denn je. Manche davon werden nur so groß wie eine Schuhschachtel sein und an Gebäudefassaden oder in Schaltschränken Platz finden. Der Grund liegt im verwendeten Frequenzbereich. Das nun versteigerte Funkwellenspektrum liegt zwischen 3,4 und 3,8 Gigahertz. 5G verwendet also so genannte Millimeterwellen oder Mikrowellen, deren Reichweite nur gering ist. Manchen Skeptikern bereitet das Sorgen. Sie fürchten aufgrund von hoher Frequenz und hoher Senderdichte gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Menschen. So lange es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu gibt, solle man mit der Einführung von 5G warten.

Die Auswirkungen von 3G und LTE auf den Menschen wurden bereits umfassend erforscht. Eindeutige Hinweise darauf, dass die Mobilfunktechnologien krebserregend sind, gibt es bisher nicht. Es gibt eindeutige Effekte auf die Beweglichkeit menschlicher Spermien. Dass dies zu verringerter Reproduktionsfähigkeit führt, ist allerdings wiederum nicht bewiesen. 5G-Befürworter weisen jedenfalls darauf hin, dass die Strahlengrenzwerte für den Standard gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Expertengremien festgelegt und als völlig harmlos eingestuft wurden.

Spionage

Eine weitere Gefahr wittern 5G-Kritiker angesichts der aktuellen Anschuldigungen gegen Huawei. Das chinesische Unternehmen zählt zu einem der Vorreiter bei 5G-Technologie. Es stattet Mobilfunkanbieter in aller Welt aus. Laut den USA fließen Daten an die chinesische Regierung. Huawei dementiert den Spionagevorwurf vehement. Dennoch wurde das Unternehmen in einigen Ländern bereits von 5G-Projekten ausgeschlossen, etwa Italien oder Australien. Die britische Cyberabwehr meint unterdessen, das Spionagerisiko durch Huawei-Technik sei gering.

Österreichs Mobilfunker teilen die Sorgen jedenfalls nicht. Das Infrastrukturministerium (BMVIT) beschwichtigt. Sicherheitsrelevante Aspekte werde man "natürlich sehr genau prüfen", grundsätzlich werde aber niemand vom 5G-Ausbau ausgeschlossen.

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