Norris et al., arXiv, 2020

Vier unbekannte runde Objekte im All entdeckt

Forscher haben leuchtende Objekte außerhalb unserer Galaxie entdeckt, die sie nicht zuordnen können.

Astronomen von der Western Sydney University in Australien haben 4 Objekte im Weltraum gefunden. Die Art dieser Objekte ist bisher vollkommen unbekannt. Die gesicherten Informationen sind noch spärlich: Die Objekte sind rund. Drei von ihnen strahlen zudem besonders hell an ihren Rändern, wie ein Ring oder eine Blase, während das vierte Objekt eher wie eine Scheibe geformt ist.

Diese „Odd Radio Circles“ (ORC), wie die Wissenschaftler sie in ihrer vorveröffentlichen Studie nennen, tauchten erstmals 2019 auf. Das größte Radioteleskop der Welt, das Australien SKA Pathfinder (ASKAP), erstellt derzeit eine Karte des südlichen Nachthimmels, die bis zum Ursprung des Universums zurückblicken soll: die Evolutionary Map of the Universe (EMU).

Unter den dabei gesammelten Daten konnten die Wissenschaftler 3 der 4 merkwürdigen Objekte ausmachen. Das vierte Objekt fanden die Forscher in Archivdaten, die das Giant MetreWave Radio Teleskop in Indien bereits 2013 gesammelt hatte. Alle 4 ORCs sind ausschließlich über Radiowellen sichtbar, mit Röntgenstrahlen oder Infrarotsensoren lassen sie sich nicht finden.

Aufnahme einer Supernova in unserer Milchstraße von 2016

NASA/CXC/CfA/S. Chakraborti et al.

Größe und Ursprung unbekannt

Alle 4 Objekte liegen in einiger Entfernung von unserer Milchstraße, wie weit genau weiß man allerdings nicht. Am Nachthimmel nehmen sie etwa 3 Prozent der Größe unseres Mondes ein. Da man ihre Entfernung aber nicht kennt, ist unbekannt, wie klein oder groß sie tatsächlich sind. 

Zwei der 4 Objekte könnten nahe genug an einer Galaxie sein, um aus dortigen Aktivitäten entstanden zu sein. Die erste Idee, es könnte sich um bisher unentdeckte Nebel handeln, wurde verworfen. Die Radiosignale passen nicht zu denen, die Nebel normalerweise abgeben.

Auch die Möglichkeit, dass es sich um eine Supernova handeln könnte, wurde verworfen. Denn ASKAP fand nur 3 solche Objekte. Wenn diese Supernovae sind, müsste es hochgerechnet aber mindestens 50.000 Überreste von solchen Sternenexplosionen in unserer Milchstraße geben – bekannt sind aber nur 350.

Künstlerische Darstellung eines Blazars

NASA's Goddard Space Flight Center

Neuer Blick auf bekanntes Phänomen

In ihrem Paper stellen die Forscher die Vermutung auf, dass sich die Objekte nicht in unserer Milchstraße befinden. So wurden viele Events verzeichnet, die solche sphärischen Schockwellen produzieren könnten, etwa Fast Radio Bursts oder Gammastrahlung. Die Ereignisse, denen die OCRs zugrunde liegen, müssten aber weit in der Vergangenheit liegen.

Eine andere Möglichkeit sei es, dass ORCs eine neue Perspektive auf einen Blazar oder eine Radiogalaxie geben. Blazare sind galaktische Kerne, die besonders starke Strahlung abgeben. Von ihnen gehen sogenannte Jets aus, also Gasströme. Die Wissenschaftler schließen nicht aus, dass die OCRs eigentlich den Blick durch so einen Jet auf den Kern freigeben.  

Die Daten gaben zudem Hinweise auf 6 weitere solcher ORCs, die die Forscher nun untersuchen wollen. Sie sind sicher, dass es sich um bisher unbekannte Phänomene handelt – oder zumindest um eine neue Perspektive auf bereits bekannte Phänomene. Die Daten der 6 weiteren ORCs sollen dabei helfen, das Mysterium zu lösen.  

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