Enpulsion

Mini-Satelliten erobern das Weltall mit Antrieb aus Österreich

Im Weltraum tummeln sich künftig riesige Schwärme von kompakten Satelliten. Das Start-up Enpulsion lässt sie fliegen.
Martin Jan Stepanek Martin Jan Stepanek

Bei der Eroberung des Weltraums steckt die Menschheit immer noch in den Kinderschuhen. Während derzeit vor allem die erste bemannte Marsmission sowie die ersten Flüge für Weltraumtouristen die öffentliche Diskussion beherrschen, findet eine weitere Revolution bisher weitgehend unbemerkt statt. Die Rede ist von riesigen Satellitenschwärmen, welche die Erde und somit auch uns künftig flächendeckend rund um die Uhr aus dem All beobachten oder auch mit Internet von oben versorgen sollen.

Einige Kilogramm statt Tonnen

Möglich machen dies kompakte Mikro- und Nanosatelliten, die nur drei bis maximal 100 Kilogramm schwer sind, und in Schwärmen von Hunderten bis Tausenden ins All geschossen werden. Sie werden viele der tonnenschweren hausgroßen Satelliten ablösen, die derzeit die Erde umkreisen, ist Alexander Reissner, Gründer des Wiener Neustädter Start-ups Enpulsion, überzeugt. Sein Unternehmen ist an dem Umbruch maßgeblich beteiligt, liefert es doch die dafür benötigten kleinen Antriebssysteme.

"Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass wir mit Indium ein flüssiges Metall als Treibstoff verwenden. Antriebe mit gasförmigen Treibstoffen brauchen einen Tank, der unter hohem Druck steht, Ventile und die damit verbundene Steuerung. Diese Komponenten sind bei uns alle nicht notwendig, da unser Treibstoff direkt in unserem Ionenantrieb integriert ist und diesen mit Energie versorgt. Dadurch ist unser Antrieb um das Fünf- bis Siebenfache kleiner als vergleichbare Lösungen von anderen Herstellern", erklärt Reissner im futurezone-Interview.

Eine weitere Besonderheit und weltweit einzigartig ist die modulare Bauweise. Diverse Antriebseinheiten können je nach Größe des Satelliten und der benötigten Leistung wie Legobausteine zusammengeschlossen und kombiniert werden. "Klassische Hochdrucktanks müssen in der Mitte des Satelliten verbaut werden, was den gesamten Produktionsablauf sehr unflexibel gestaltet. Durch das modulare Zusammensetzen unserer Antriebsmodule können wir praktisch aus dem Lager heraus eine maßgeschneiderte Lösung liefern", sagt Reissner.

"Aufregende Zeiten"

Die nächste Generation an leistungsstarken, kompakten Satelliten ist für den Firmengründer aber nur ein Aspekt unter vielen, was die künftige intensive Bewirtschaftung des Weltraums angeht. "Der Weltraum ist derzeit so aufregend wie zu Zeiten der Mondlandung. Wir sind technisch an dem Punkt, an dem wir den Weltraum als Wirtschaftsraum nutzen können", erklärt Reissner. Das erkläre auch, warum so viele privatwirtschaftlich geführte Unternehmen aktuell so viel Geld für die Entwicklung von Weltraumtechnologien in die Hand nehmen.

Enpulsion

Das Enpulsion-Team um Alexander Reissner (Mitte)

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"Während gewisse Rohstoffe auf der Erde knapp werden, könnten wir künftig erdnahe Objekte wie Asteroiden anfliegen, um sie dort abzubauen. Aber auch die Verarbeitung und Herstellung bestimmter Produkte - Metalle etwa oder Glasfaserkabel - ist in der Schwerelosigkeit viel effizienter, wenn man die Transportproblematik einmal gelöst hat", sieht der Enpulsion-Geschäftsführer weitere Geschäftszweige in greifbarer Nähe.

Standort Wiener Neustadt

Im Jahr 2016 aus dem Forschungsumfeld der Fachhochschule Wiener Neustadt als eigene Firma hervorgegangen, ist Enpulsion seit Herbst 2017 von drei auf 23 Leute angewachsen und produziert mittlerweile zwei Triebwerke pro Woche am österreichischen Standort. Auch die strengen Tests und Simulationen werden in Wiener Neustart durchgeführt. Die Exportquote des Unternehmens, das unter anderem vom aws (austria wirtschaftsservice) und Förderprogrammen der Europäischen Union unterstützt wird, beträgt 100 Prozent.

Geliefert wird in die ganze Welt, in den USA ist das aufstrebende Unternehmen zumindest mit einer eigenen Vertriebsniederlassung vertreten. Die Produktion und Entwicklung soll aber auch künftig in Wiener Neustadt stattfinden. "Der Standort ist gut. Die Zuliefererindustrie, die uns mit diversen Komponenten für das Triebwerk versorgt, ist im Raum Niederösterreich stark. Und auch bei den Fachkräften haben wir durch den internationalen Studiengang Aerospace Engineering an der FH Wiener Neustadt eine gute Ausgangsposition", sagt Reissner zur futurezone.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).