Abstiegsangst und Fan-Aufstand: Altach erlebt unruhige Zeit
Dass am Sonntag im Auswärtsspiel bei Meister Salzburg die Trauben hoch hängen, ist in Altach jedem bewusst. Es droht eine weitere Niederlage, wie sie die Vorarlberger zu oft im Herbst kassiert haben. Nur zwei Siege in 15 Runden bei lediglich zwei Punkten Vorsprung auf Schlusslicht Admira sind nicht die Zwischenbilanz, die die sportliche Führung wenige Wochen vor der Jahreswende ziehen wollte. Mit der Mannschaft ist auch Trainer Werner Grabherr gefordert.
Der mit 33 Jahren jüngste Coach der Bundesliga sieht sich erstmals in seiner noch jungen Karriere als Chefcoach mit Gegenwind konfrontiert. Auch von den eigenen Fans. So sorgte der angekündigte Rückzug von Kopf, der im März 2019 vollzogen wird, ebenfalls für Rätselraten. Publik wurde er am Tag, nachdem die Zuschauer beim 0:2 gegen Sturm Graz im Schnabelholz ein Plakat ("Kopflos in die Zukunft") präsentiert hatten. Die Entscheidung soll der Clubchef aber schon lange davor getroffen haben.
Kopfs angekündigter Abgang sei Folge eines zu Jahresbeginn gestarteten "Vereinsentwicklungsprozesses", wie Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Längle anmerkte. Grabherr konnte mit der Aktion der Zuschauer ohnehin nichts anfangen. "Im Verein herrschen derzeit sehr unruhige Zeiten. Das mit den Fans war unnötig. Es war in so einer Phase unpassend und sorgt da nicht gerade für mehr Zusammenhalt und Stabilität", sagte Altachs Coach vor der Partie in Salzburg.
Georg Zellhofer kann den Unmut der Anhängerschaft bedingt verstehen. Lösung sei dies aber keine, meinte der Sport-Geschäftsführer gegenüber der APA. "Es geht jetzt nur mit einem Miteinander. Alle sitzen in einem Boot und es geht darum, die Kurve zu kratzen", betonte Zellhofer. Die Augen verschließen will der Oberösterreicher nicht. "Wir befinden uns jetzt in einer Situation, wo wir im Abstiegskampf sind." An Grabherr wird - derzeit - nicht gerüttelt: "Wir haben noch drei wichtige Spiele und fangen jetzt keine Trainerdiskussion an." Freilich gelte auch eines: "Hinterfragen müssen wir uns immer alle."
Zellhofer ist seit fast sechs Jahren in Vorarlberg am Werk. Bei seiner Amtsübernahme in der Winterpause 2012/13 war Altach in der zweithöchsten Spielklasse Vierter. 2014 folgte der Aufstieg, 2015 qualifizierte sich der Verein für den Europacup. In der Europa-League-Qualifikation fehlte Altach im Vorjahr nur wenig auf den großen Wurf. Zum sportlichen Erfolg kam der Umbau der heimischen Spielstätte, die nun Europacup-tauglich ist. Auf dem grünen Rasen hinkt man den Erwartungen aber hinterher.
"In Altach ist man vielleicht ein wenig verwöhnt. Es gab viele Projekte in den letzten Jahren. Jetzt sind wir sportlich erstmals in einer Situation, wo die Anspannung da ist", wusste Zellhofer. Ein katastrophaler Saisonstart mit gleich fünf Heimniederlagen am Stück habe das seinige zur Lage beigetragen. Dazu würden aufgrund der Verletzungen der Routiniers Hannes Aigner und Kapitän Philipp Netzer auch Leaderfiguren fehlen. Das Duo wird heuer nicht mehr auf dem Spielfeld zu sehen sein.
Schnellschüsse soll es nicht geben. Dass man im Westen Österreichs in den beiden vergangenen Jahren damit nicht immer gut fuhr, zeigt der Blick auf die Trainer-Historie. Auf Aufstiegs-Trainer Damir Canadi, im November 2016 von Rapid abgeworben, folgte Martin Scherb, von dem sich der Verein nach nur fünf Monaten trennte. Klaus Schmidt übernahm, um ein Jahr später wiederum von Grabherr abgelöst zu werden. Der weiß die Situation einzuschätzen. "Wir sind auf den Abstiegskampf eingestellt", hielt der Trainer vor dem Spiel in Salzburg fest.
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