APA - Austria Presse Agentur

Amazon-Chef Bezos wehrt sich gegen angebliche Erpressung

Amazon-Chef Jeff Bezos hat dem US-Boulevardblatt "National Enquirer" Erpressung mit übelsten Methoden zur Last gelegt. Das Blatt habe mit der Veröffentlichung anzüglicher Fotos gedroht, falls er von ihm initiierte Untersuchungen gegen die Zeitschrift nicht einstellen sollte, erklärte der schwerreiche Unternehmer am Donnerstagabend in einem offenen Brief.

Darin beschuldigte der 54-jährige Bezos den Chef des "Enquirer"-Verlags American Media Inc. (AMI), David Pecker, hinter dem Erpressungsversuch zu stehen. Pecker ist ein langjähriger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump - und der halte ihn wohl "fälschlicherweise für seinen Feind", schrieb der Eigentümer der "Washington Post" in seinem Brief.

Bezos ist Gründer und Vorstandschef des US-Internetriesen Amazon und laut "Forbes" der derzeit reichste Mensch der Welt. Das US-Magazin schätzte sein privates Vermögen zuletzt auf rund 136,9 Milliarden Dollar (118,8 Mrd. Euro). Die von ihm gekaufte "Washington Post" zieht mit ihrer kritischen Berichterstattung über den Präsidenten immer wieder den Unmut Trumps auf sich, der der international geachteten Zeitung beharrlich "Fake News" vorwirft.

Hintergrund der Vorwürfe an den "National Enquirer" ist Bezos Trennung von seiner Ehefrau MacKenzie (48) und sein Verhältnis mit einer anderen Frau. Das Ehepaar hatte im vergangenen Monat bekanntgegeben, dass es sich nach 25 Ehejahren scheiden lassen will.

Wenig später machte der "National Enquirer" die Affäre des Amazon-Chefs mit der früheren TV-Moderatorin Lauren Sanchez (49) öffentlich und verbreitete dabei unter anderem intime Textnachrichten und Fotos von ihm. Zudem prahlte das Boulevardblatt damit, Bezos und Sanchez dabei beobachtet zu haben, wie sie Privatjets bestiegen, in Limousinen fuhren und sich in Luxushotels vergnügten. Das Blatt gab an, die veröffentlichten Informationen legal erlangt zu haben.

Bezos ließ daraufhin untersuchen, wie der "National Enquirer" an dieses Material gelangt war. Leiter der Untersuchung wurde Bezos langjähriger Sicherheitschef Gavin de Becker. Er habe de Becker angewiesen, die Fakten zu dem Fall zusammenzutragen, zitierte die "New York Times" den Milliardär. Er könne dabei auf ein so hohes Budget zurückgreifen, wie er benötige.

De Becker bestätigte der Nachrichtenwebseite "The Daily Beast" am 31. Jänner, dass er den Fall untersuche. Er deutete an, dass das Vorgehen des "National Enquirer" gegen Bezos politisch motiviert sein könnte.

Mittelsmänner des AMI-Chefs Pecker hätten ihn aufgefordert, die Untersuchung einzustellen, so Bezos. Man habe ihm gesagt, wenn er dies nicht tue, würde der Verlag Nacktaufnahmen und andere schlüpfrige Fotos von ihm und seiner Geliebten öffentlich machen. AMI habe von ihm zudem eine öffentliche Stellungnahme verlangt, in der er erklären sollte, dass das Blatt in seiner Berichterstattung nicht politisch motiviert oder beeinflusst sei. AMI kommentierte die Vorwürfe zunächst nicht.

Statt sich der Erpressung zu beugen und dem Vorschlag eines geheimen Deals mit AMI zuzustimmen, habe er sich entschlossen, die Drohungen publik zu machen, schrieb Bezos in dem auf dem Portal "Medium" veröffentlichten offenen Brief. "Sie sagten, sie hätten mehr Textnachrichten und Fotos, die sie veröffentlichen würden, wenn wir unsere Untersuchung nicht einstellen würden", schrieb der Unternehmer. Dazu stellte er E-Mails, die nach seiner Darstellung aus dem Hause von American Media Inc. stammen.

Kein richtiger Journalist würde jemals zu Methoden greifen, die dem Muster folgten: "Ich werde diese peinlichen Informationen über dich nicht publik machen, wenn du X für mich machst", sagte Bezos über das Vorgehen von AMI und kündigte den Arbeitsmethoden des Verlagsimperiums von Pecker den Kampf an. "Wenn ich mich in meiner Position nicht gegen diese Erpressung erheben kann, wie viele Leute können es dann?", fragt er in seinem offen Brief.

David Pecker und der "National Enquirer" machen immer wieder Schlagzeilen - auch und gerade im Zusammenhang mit Donald Trump. So veröffentlichte das Trump wohlgesonnene Skandalblatt während des Präsidentschaftswahlkampfs unter anderem das Foto einer vermeintlich vom Tode gezeichneten Hillary Clinton. Der Titel: "Hillary: Noch sechs Monate zu leben."

Außerdem spielten Pecker und sein Verlag eine Rolle in der Schweigegeldaffäre um Trump. American Media Inc. zahlte dem ehemaligen Playmate Karen McDougal, die behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, 150.000 US-Dollar (132.000 Euro) für die Rechte an ihrer Geschichte. Der "National Enquirer" veröffentlichte diese aber nie.

Das Blatt soll sich die Rechte vielmehr gesichert haben, um die angebliche Affäre totzuschweigen. Die Methode ist in den USA als "catch and kill" bekannt (zu Deutsch etwa: "fange und vernichte"). AMI gab im Dezember zu, das Geld bezahlt zu haben - bestritt aber das angebliche Ziel dahinter.

"Natürlich will ich keine persönlichen Fotos veröffentlicht sehen, aber ich werde auch nicht bei ihren allseits bekannten Erpressungsmethoden mitmachen, bei ihren politischen Gefälligkeiten, politischen Attacken und Korruption", schrieb Bezos in dem Brief. Er habe sich stattdessen dafür entschieden, den Spieß umzudrehen - und zu "sehen, was dadurch zum Vorschein kommt".