APA - Austria Presse Agentur

"Bist du deppert": Minamino-Gala ohne Happy End

Auch in großer Spiellaune agierende "Bullen" und eine Gala von Takumi Minamino haben am Donnerstag nicht für Salzburgs vorzeitigen Aufstieg in die K.o.-Phase der Fußball-Europa League gereicht. Nach dem vierten Sieg im vierten Spiel der Gruppenphase, einem 5:2 bei Rosenborg Trondheim, ist man kurioserweise noch nicht fix weiter. Trainer Marco Rose durfte dennoch "sehr glücklich" sein.

Nicht zuletzt Minamino erfreute Rose, er geigte mit seinem zweiten Triplepack (5., 19., 45.) im Salzburg-Dress groß auf - der erste fand beim 6:1 in der Bundesliga über Ried im Februar 2017 statt. Die etwas überraschende Nominierung in die Startelf anstelle des zuletzt überzeugenden Hannes Wolf, trug reife Früchte. In den vergangenen zwei Pflichtpartien war Minamino nicht zum Zug gekommen. Nun sei klar gewesen, dass "ich ihn bringen muss, um auch ihm gerecht zu werden, weil er gut drauf ist", erklärte der Trainer. "Ich bin froh, dass er das so zurückgezahlt hat, er ist einfach bärenstark drauf."

Der Japaner wähnte sich kurz nach der Partie bereits im Sechzehntelfinale, erfuhr dann aber von der 1:2-Niederlage Leipzigs gegen Celtic Glasgow. Damit haben beide Salzburger Konkurrenten je sechs Zähler, der rot-weiß-rote Halbfinalist der Vorsaison könnte nach den abschließenden Partien gegen die Deutschen (29. November/heim) und in Schottland (13. Dezember) trotz Punktemaximums (12) noch auf Rang drei zurückfallen.

Angesichts seiner "dreieinhalb" Treffer - er erzwang zudem Trondheims Eigentor zum 5:1 (57.) - glänzte Minamino auch mit Deutschkenntnissen. "Bist du deppert", lächelte der 23-Jährige, der im Jänner 2015 aus seiner Heimat zu den "Bullen" gewechselt war. "Ich freue mich sehr, das war für mich der beste Tag in Salzburg." Den Spielball packte der Offensivmann ein, er "kommt vielleicht neben den Fernseher", überlegte Minamino.

Minamino unterstrich seine aktuell gute Form, die er erst vor kurzem auch auf anderer Ebene gezeigt hatte. Nach fast dreijähriger Abstinenz war er wieder in Japans Kader gestanden und hatte in den Tests sowohl gegen Costa Rica (September) als auch Panama und Uruguay (beide Oktober) doppelt eingenetzt. In Salzburg hält er nach 151 Partien bei 50 Treffern. Das Torkonto könnte angesichts zweier weiterer, vergebener Topchancen gegen die Norweger freilich sogar dicker sein. "Ich hätte noch mehr Tore schießen können", merkte er an.

Für das an diesem Abend letztlich chancenlose Trondheim war das freilich nicht nötig. Gerade vor der Pause, als die Hausherren nur einmal wirklich gefährlich wurden, aber an Goalie Alexander Walke scheiterten, war Salzburg deutlich überlegen. "Das war eine top erste Hälfte, wo wir schon höher führen hätten können", sagte Rose. Kapitän Andreas Ulmer sah es genauso: "In der ersten Hälfte haben wir sehr viel richtig gemacht."

Mögliche Schwachpunkte wollte man direkt nach dem Torfestival nicht im Detail ausloten. "In erster Linie genießen wir den Sieg", meinte Ulmer. Für Fredrik Gulbrandsen war "der Anfang der zweiten Hälfte nicht so gut". Der Norweger trat in seiner Heimat als zweiter Salzburger Torschütze in Erscheinung (37.), verzichtete aber auf Jubelgesten. Rose konstatierte nach Seitenwechsel immerhin eine "sehr ordentliche" Leistung, auch wenn man bei den Gegentoren (52., 62.) "zweimal unaufmerksam" gewesen sei und auch selbst noch "das eine oder andere Tor mehr machen" hätte können.

Allein, solche Treffer wären in der Endabrechnung von Gruppe G - auch im schlimmsten Fall aus Salzburger Sicht - bedeutungslos. Denn sollte dann sowohl die Rose-Elf sowie Leipzig und Celtic bei je 12 Punkten halten, würden die Ergebnisse gegen Schlusslicht Trondheim nicht in die Dreiertabelle miteinfließen. Eventualitäten, die sich mit einem weiteren Salzburger Zähler aber erledigt hätten.

An den Super-GAU von zwei Niederlagen in den letzten beiden Partien wollte am Donnerstag im Lager der Salzburger ohnehin keiner denken. Zumal bei einer Truppe, die in 24 Saisonpflichtspielen keinen einzigen "Nuller" einfuhr, dafür 20 Siege feierte. Dennoch mahnte Rose zu Besonnenheit. "Wir sind (nach der Partie) nicht in Jubelorgien ausgebrochen, jeder weiß, was wir noch vor der Brust haben. Das ist eine sehr enge Gruppe. Wir wissen schon, dass das eine Aufgabe ist."

Ulmer zeigte keine Lust, diese erst im sechsten Spiel in Glasgow zu lösen. Der Sack solle schon im nächsten, pikanten Duell mit dem Leipziger Schwesternclub vor wohl ausverkauftem Haus zugemacht werden. "Da wollen wir uns auf nichts einlassen", sagte der Kapitän.