APA - Austria Presse Agentur

Bitcoin-Kurs stürzte im Jahr 2018 um 75 Prozent ab

Die Blase bei Krypto-Assets ist geplatzt: Für Bitcoin-Anleger geht ein rabenschwarzes Jahr zu Ende. Während Kryptowährungen 2017 noch teils vierstellige prozentuale Zuwachsraten verzeichnet hatten, brachen die Preise für die von Hochleistungscomputern generierten Cyberdevisen 2018 deutlich ein. Mit rund 3.600 Dollar (3.164 Euro) kostete Bitcoin am Freitag gerade noch so viel wie im September 2017.

Auf Jahressicht bedeutet das ein Minus von 75 Prozent. "Für Krypto-Investoren ist das Jahr 2018 ein Jahr zum Abschenken", sagte Börsenanalyst Timo Emden von Emden Research. Zugesetzt habe der Branche vor allem, dass keine globale Regulierung auf die Beine gestellt worden sei. Außerdem hätten Hackerangriffe und technische Spaltungen von Bitcoin und anderer Kryptowährungen Investoren verunsichert.

Die zusammengerechnete Marktkapitalisierung aller rund 2.100 Kryptowährungen - unter anderem Bitcoin, Ethereum, Litecoin - schrumpfte im zu Ende gehenden Jahr laut dem Branchendienst CoinMarketCap.com von gut 600 auf noch knapp 130 Milliarden Dollar zusammen.

Viele Experten rechnen damit, dass auch 2019 kein einfaches Jahr für Cyberdevisen wird. "Bitcoin wird unserer Meinung nach das zweite Jahr in Folge die am schlechtesten abschneidende Finanzanlage bleiben", sagte Portfoliomanager Mark Dowding vom Vermögensverwalter BlueBay Asset Management.

Für US-Starökonom Nouriel Roubini ist mit dem Krypto-Kurssturz nicht weniger als die "größte Blase der Menschheitsgeschichte" geplatzt. Die Übertreibungen seien schlimmer als bei Hollands Tulpenmanie im 17. Jahrhundert und jedem anderen Spekulationscrash, der je zuvor an den Finanzmärkten stattfand. Roubini, der die Finanzkrise von 2008 vorhersagte und wegen seiner generell oft pessimistischen Vorhersagen auch "Dr. Doom" genannt wird, bezeichnet Bitcoin als "Mutter aller Betrügereien".

Fest steht, dass viele, die auf dem Höhepunkt des Bitcoin-Booms in digitale Währungen investierten, es heute bitter bereuen. Ob man Kryptowährungen deshalb ganz abschreiben sollte, steht auf einem anderen Blatt. Die Bitcoin-Geschichte ist geprägt von extremen Aufs und Abs. Totgesagt wurde das 2009 als Idee von freiem Geld, das keiner Kontrolle von Staaten und Banken unterliegt, entstandene Projekt schon ein paar Mal zuvor.

2011 stürzte der Kurs nach einem Rekordhoch von 30 Dollar auf unter 3 Dollar ab. Doch 2013 folgte ein Comeback und es wurde erstmals die Schwelle von 1.000 Dollar erreicht. Schon damals war die Skepsis groß. "Es gibt jeden Grund anzunehmen, dass der Bitcoin-Boom bald endet", schrieb der "Economist" und Analysten sahen bereits "Muster einer aggressiven Spekulationsblase". Tatsächlich fiel der Bitcoin-Preis zunächst bis auf fast 200 Dollar zurück und dümpelte lange Zeit vor sich hin, bis 2017 der Gipfelsturm Richtung 20.000 Dollar begann.

Der aktuelle Crash könnte die Branche aber stärker erschüttern. Denn angesichts der immensen Mittel, die zwischenzeitlich in digitale Währungen und die dazugehörige Technologie investiert wurden, geht es um eine ganz andere Dimension als bei früheren Kursstürzen. Was als Spielerei der Krypto-Szene begann und sich langsam als Geheimtipp in Finanzkreisen herumsprach, war plötzlich in aller Munde und viele wollten dabei sein. Umso heftiger fällt nun der Schaden aus.

Zeitweise war der Hype so groß, dass Unternehmen ihren Börsenwert vervielfältigen konnten, indem sie ihre Namen in irgendetwas änderten, was mit Bitcoins und der dahinter steckenden Blockchain-Technologie zu tun hatte. Zum Inbegriff des Krypto-Goldrauschs wurde die Getränkefirma Long Island Iced Tea, deren Aktienkurs sich nach der Umbenennung in "Long Blockchain Corp" sofort verdreifachte. Es folgte jedoch auch hier ein Totalabsturz - zuletzt war die Aktie nur noch 13 Cent wert.

Befeuert wurde der Krypto-Boom auch durch umstrittene Werbeaktionen von Stars wie Paris Hilton, Mike Tyson und anderen Prominenten. Die US-Börsenaufsicht verdonnerte jüngst den ehemaligen Box-Champion Floyd Mayweather und den Hip-Hop-Produzenten DJ Khaled wegen unlauterer bezahlter Promotion für dubiose Geschäfte mit digitalen Währungen zu hohen Geldstrafen. Die beiden hatten über ihre Social-Media-Kanäle zweifelhafte "Initial Coin Offerings" (ICO) beworben, ohne offenzulegen, dass sie dafür Geld erhielten.

Die Flut an ICO - digitale Börsengänge, bei denen Unternehmen statt Aktien Digitalwährungen (Coins) ausgeben - war das vielleicht deutlichste Alarmsignal am heißgelaufenen Krypto-Markt. Zwischenzeitlich schien es, als würde jeder findige Geschäftsmann mit Anlegergeld überschüttet, der einen neuen Coin auflegt. US-Aufseher gehen davon aus, dass es sich bei diesen Deals in etlichen Fällen um Betrug handelte. Der Beratungsfirma EY zufolge liegen 86 Prozent der ICO von 2017 unter ihrem Ausgabewert. Häufig wurden mit den Mitteln der Investoren nicht mal Produkte entwickelt.