APA - Austria Presse Agentur

Cooler Raikkönen feierte ersten Sieg seit März 2013

Was mit dem wiedererstarkten Ferrari auf dem Circuit of the Americas möglich war, hat nicht Sebastian Vettel sondern dessen routinierter Noch-Teamkollege Kimi Räikkönen am Sonntag in Austin vorgeführt. Der Kult-Finne (39) feierte in seinem viertletzten Ferrari-Rennen den ersten Sieg seit März 2013 in Australien, damals noch im Lotus. Seitdem haben nur Ferrari-, Mercedes- und Red Bull gewonnen.

Vermutlich hat Raikkönen das Rennen in den USA sogar unplanmäßig gewonnen. Mit seinem Blitzstartmanöver gegen Pole-Mann und WM-Leader Lewis Hamilton (Mercedes) sollte der Finne eigentlich die Situation für den wegen einer Rückversetzung nur von Platz fünf gestarteten Vettel aufbereiten. Doch der ungeduldige Deutsche patzte wieder einmal durch seinen Crash mit dem Red Bull von Daniel Ricciardo gleich in Runde eins. Die Folge war, dass Ferrari damit Raikkönen den Vorzug gab, weil nach Vettels Rückfall auf Platz 15 nur noch dieser das Rennen für Ferrari gewinnen konnte. "Du kannst fahren, er (Vettel, Anm.) weiß es", funkte man dem zunächst ungläubig nachfragenden Finnen ins Cockpit. Bisher hatte Raikkönen stets zugunsten Vettels zurückstecken müssen.

Raikkönen kontrollierte danach im wieder erstaunlich starken Ferrari das Rennen von der Spitze und legte am Ende problemlos auch noch einen Gang zu, als ihm Max Verstappen (Red Bull) und Mercedes-Star Hamilton bedrohlich nahegekommen waren. "Endlich", zeigte er nach der Zieldurchfahrt sogar so etwas wie Erleichterung und damit Emotion.

Kein Wunder, waren doch 113 Rennen bzw. 2.044 Tage zwischen seinem 20. GP-Sieg 2013 in Australien und dem nunmehrigen Triumph in den USA gelegen. Bisher hatte Ricciardo Patrese die meisten Rennen (99) dafür benötigt. Mit seinem 21. GP-Sieg überflügelte der witzige Schweiger aus Espoo, der nach neun Jahren in der Formel samt Ferrari-WM-Titel 2007 zwei Jahre (2010 und 2011) exklusiv in der Rallye-WM Gas gegeben hatte, zudem Mika Häkkinen. Raikkönen ist damit der an Siegen erfolgreichste Formel-1-Finne überhaupt.

Raikkönen hat am Sonntag auch Michael Schumacher einen Rekord entrissen. Zwischen seinem allerersten GP-Sieg 2003 in Malaysia und seinem jüngsten Erfolg lagen 15 Jahre, 6 Monate und 28 Tage. Über einen so langen Zeitraum hinweg war noch kein Fahrer in der Formel 1 siegreich gewesen. Die Schumacher-Marke lag bei 14 Jahren, 1 Monat, 1 Tag zwischen Belgien 1992 und China 2006.

Grund für Riesenjubel war selbst das nicht für den "Iceman". "Bist du jetzt Weltmeister?" fragte er im Cool-Down-Room Hamilton trocken und meinte vier Tage nach seinem 39. Geburtstag: "Es ist schön, mal wieder zu gewinnen, aber mein Leben ändert es auch nicht." Seine Kinder würden sich mehr für die Siegerkappen interessieren als für seinen Sieg. In einer Hinsicht wurde er aber doch emotional. "Es ist ein toller Tag. Auch, um ein paar Leuten zu beweisen, dass sie falschliegen."

Gemeint haben dürfte Raikkönen das durchaus auch in Richtung Ferrari. Denn der bisher letzte Ferrari-Weltmeister - genau elf Jahre waren am Sonntag seit diesem 21. Oktober 2007 vergangenen - wird 2019 zu Sauber abgeschoben und erlebt damit in einem deutlich schwächeren Team seinen 40. Geburtstag. Ob Raikkönen diese Saison in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi nochmals eine Siegchance im Ferrari bekommt, ist ebenso offen wie die Frage, ob sich der vierfache Red-Bull-Champion Vettel kommendes Jahr mit Riesentalent Charles Leclerc an der Seite leichter tut, die WM endlich auch für Ferrari zu gewinnen.