APA - Austria Presse Agentur

Deutschland übernimmt Verantwortung für Nazi-Verbrechen

Bei ihrem Besuch in Athen hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die volle Verantwortung Deutschlands für die Nazi-Verbrechen in Griechenland deutlich gemacht. "Wir wissen, wie viel Leid Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus über Griechenland gebracht hat", sagte die Kanzlerin nach Angaben ihres Sprechers am Freitag in Athen.

Griechenland behält sich weiter Reparationsforderungen an Deutschland für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg vor. "Dies kann juristisch auf der europäischen Ebene geklärt werden", sagte der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos bei einem Treffen mit Merkel in Athen. Dies sei historisch richtig, fügte Pavlopoulos hinzu.

In Griechenland waren in den vergangenen Jahren immer wieder Forderungen nach deutschen Entschädigungszahlungen für die Verbrechen während der Besatzung durch die Nazis (1941-1944) erhoben worden. Durch die Schuldenkrise Griechenlands, welche die deutsch-griechischen Beziehungen auf die Probe stellte, wurden diese Forderungen befeuert.

Merkel erklärte, ihr seien die Verbrechen der Nazis in Griechenland bewusst und deswegen stehe Deutschland Griechenland bei. "Das ist eine Herzensangelegenheit", sagte Merkel. Eine vom Athener Parlament einberufene Kommission aus Experten hatte bereits vor drei Jahren den Umfang der Kriegsschäden auf mindestens 289 Milliarden Euro beziffert. Für Deutschland ist das Thema mit dem 1990 als internationale Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung unterzeichneten Zwei-plus-Vier-Vertrag abgeschlossen. Darin heißt es, es seien "keine weiteren Reparationen" vorgesehen.

Übereinstimmung gab bei dem Treffen zwischen Merkel und Pavlopoulos beim Thema Migration. Die EU müsse das Migrationsproblem gemeinsam und solidarisch angehen, betonte sie. Merkel erklärte, sie teile die griechische Position absolut. Sie wisse, dass gerade in den Aufnahmelagern auf vielen Ägäis-Inseln, die überfüllt seien, die Lage sehr angespannt sei. "Deshalb werden wir uns von deutscher Seite auch immer für eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik innerhalb der EU einsetzen, bei der jeder eben auch seinen Beitrag leisten muss zur Lösung eines solchen Problems", betonte Merkel. Pavlopoulos sagte, nur gemeinsam könne man das Problem angehen. Merkel war am Donnerstag zu ihrem ersten offiziellen Besuch seit 2014 nach Griechenland gereist.